Ileumobstipation (Pferd)
Synonyme: Ileum-Obstipation, Ileumverstopfung
Englisch: ileal impaction
Definition
Unter einer Ileumobstipation versteht man eine Obstipation (Verstopfung) im Bereich des Ileums bzw. am ileocaecalen Übergang beim Pferd.
Vorkommen
Ätiologie
Die Ursachen einer Ileumobstipation sind vielfältig und regional unterschiedlich. In den meisten Fällen rufen minderwertiges bzw. ungeeignetes Heu, ein falsches Fütterungsmanagement sowie eine hohe Endoparasitenbelastung eine Obstipation des Ileums hervor.[1]
Pathogenese
Durch das Verfüttern von minderwertigem (falsche Schnittlänge, später Schnitt) und strohhaltigem (zu hoher Rohfasergehalt) Heu kommt es zu einer ungenügenden Verdauung des Futters. Aufgrund der physiologischen Engstelle im ileocaecalen Grenzbereich sammeln sich die großen Futterpartikel an, sodass eine Obstipation die Folge ist. Leiden die Tiere zusätzlich an Zahnproblemen (ungenügendes Kauen), wird eine Obstipation begünstigt.
Eine hohe Wurmbürde, insbesondere eine Besiedlung mit Bandwürmern (z.B. Anoplocephala perfoliata), kann ebenso eine Obstruktion des Ileums verursachen.[2] Durch die massenhafte Vermehrung wird der Übergang vom Ileum zum Caecum durch adulte Würmer verstopft.
Klinik
Die klinischen Anzeichen einer Ileumobstipation hängten von der Art und Dauer der Erkrankung ab und können sowohl mild als auch stark ausgebildet sein. In der frühen Phase der Obstruktion zeigen betroffene Pferde vor allem intermittierende Koliksymptome. Später kommt es aufgrund der vollständigen Obstruktion zu einer Erweiterung des Darmlumens sowie zu spastischen Kontraktionen und Gasakkumulation. Dann zeigen die Tiere akute Symptome, z.B. starkes Schwitzen, Niederwerfen und Treten gegen den eigenen Bauch.
Je nachdem wie lange die Obstruktion schon besteht, kommt es nach dem Setzen einer Nasenschlundsonde zum spontanen Abfließen von Reflux.
Diagnose
Anamnese und klinische Untersuchung geben erste Hinweise auf die Verdachtsdiagnose einer Ileumobstipation.
Bei der rektalen Untersuchung lassen sich erweiterte Dünndarmschlingen (flüssigkeits- und/oder gasgefüllt) palpieren. Bei der transabdominalen Ultraschalluntersuchung können multiple, dilatierte, dünnwandige und amotile Darmschlingen dargestellt werden.[3]
Die definitive Diagnose lässt sich jedoch erst intraoperativ stellen.
Therapie
Die Therapie (konservativ vs. chirurgisch) hängt von der Schwere der Symptome, dem Ansprechen auf Analgetika und dem Auftreten sowie der Menge des gastrointestinalen Reflux ab.
Pferde, die hochgradige Schmerzen haben, kaum bis gar nicht auf Analgetika ansprechen und spontanen Reflux aufweisen (über 2 Liter auf einmal oder mehr als 20 Liter innerhalb von 24 Stunden), sind chirurgisch (Laparotomie inkl. Enterotomie) zu versorgen. Mildere Krankheitsverläufe lassen sich in den meisten Fällen konservativ behandeln: aggressive Infusionstherapie, adäquates Schmerzmanagement (z.B. Flunixin-Meglumin) und Parasympatholytika (z.B. Butylscopolamin).[3]
Prognose
Mehr als 50 % der erkrankten Pferde können konservativ behandelt werden. Die Prognose einer Ileumobstipation ist in der Regel gut, sodass mehr als 90 % der behandelten Pferde (sowohl konservativ als auch chirurgisch) überleben.
Literatur
- Stephen M. Reed, Warwick M. Bayly, Debra C. Sellon. Equine internal medicine. 4th edition. Elsevier, 2018.
Quellen
- ↑ Little D et al. Factors associated with development of ileal impaction in horses with surgical colic: 78 cases (1986-2000), Equine Vet J. 2002 Jul;34(5):464-8, abgerufen am 25.03.2020
- ↑ Proudman CJ et al. Tapeworm infection is a significant risk factor for spasmodic colic and ileal impaction colic in the horse, Equine Vet J. 1998 May;30(3):194-9, abgerufen am 25.03.2020
- ↑ 3,0 3,1 Kelly Fleming et al. Ileal impaction in 245 horses: 1995–2007, Can Vet J. 2011 Jul; 52(7): 759–763, abgerufen am 25.03.2020