Hypertensiver Notfall
Englisch: hypertensive emergency
Definition
Ein hypertensiver Notfall besteht bei einem kritischen Anstieg des Blutdruckes auf Werte > 180/120 mmHg mit gleichzeitigen Zeichen akuter hypertensiver Organschäden.
Abgrenzung
Vom hypertensiven Notfall abgegrenzt wird die hypertensive Krise, bei der noch keine Zeichen von Organschäden bestehen. In der Literatur werden beide Termini auch unter dem Dachbegriff "hypertensive Entgleisung" ("hypertensive urgency") zusammengefasst. Liegt ein Papillenödem vor, spricht man von einer malignen Hypertonie. Die medizinische Alltagssprache verwendet diese Terminologie nicht immer stringent, sondern setzt alle Begriffe mehr oder minder synonym ein.
Spektrum der Organschädigung
Eine Blutdruckerhöhung kann Ursache für eine Vielzahl von Organschädigungen sein. Besteht gleichzeitig zum Organschaden ein massiv erhöhter Blutdruck (systolisch > 230 mm Hg) ist eine sofortige Blutdrucksenkung anzustreben.
Mögliche Organschäden sind:
Blutdrucksenkung
Der Blutdruck sollte auch bei einem hypertensiven Notfall nicht zu abrupt gesenkt werden. Insbesondere bei Lungenödem, Koronarsyndrom und hypertensiver Enzephalopathie sollte er nicht zu schnell und zu stark gesenkt werden, da die Organschädigung hierdurch verschlimmert werden kann.
Ambulanter Therapiebeginn
Im hypertensiven Notfall sollte die Blutdrucksenkung bereits ambulant begonnen werden. Geeignete Medikamente und ihre Kontraindikationen sind im Folgenden aufgeführt:
- Nitroglycerin eignet sich vor allem bei Herzinsuffizienz, Koronarsyndrom und Lungenödem. Als schnell applizierbare Darreichungsform eignen sich Sprays oder Zerbeißkapseln, die Erstdosierung kann 1 mg betragen.
- Urapidil wird intravenös verabreicht. Zu beachten ist eine langsame Injektion, als Startdosierung gelten 25 mg.
- Calciumantagonisten mit schnellem Wirkungseintritt (5 mg-Sublingualkapseln von Nifedipin oder Nitrendipin) eignen sich prinzipiell gut, sind jedoch bei Koronarsyndrom kontraindiziert.
- Clonidin kann intravenös oder subkutan (0,075 mg) verabreicht werden, wobei nach Möglichkeit die intravenöse Applikation vorzuziehen ist. Zu beachten ist, dass gleichzeitig keine Dehydratation oder Hypovolämie besteht.
Stationäre Therapiefortsetzung
Nach stationärer Aufnahme können die blutdrucksenkenden Mittel als Dauerinfusion gegeben werden. Unter engmaschiger Kontrolle der Werte sollten hochnormale Blutdruckwerte angestrebt werden. Zur Volumenentlastung kann zusätzlich Furosemid infundiert werden.
Therapieresistenz
Bei nach wiederholter Gabe verschiedener Antihypertensiva immer noch bestehendem hypertensivem Notfall kann als Reservetherapeutikum Nitroprussid-Natrium verabreicht werden. Dabei sind besondere Vorsichtsmaßnahmen zu beachten (mögliche Cyanid-Vergiftung).
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