Hiatushernie (Hund)
Synonym: Zwerchfellbruch
Englisch: hiatal hernia
Definition
Als Hiatushernie bezeichnet man den unphysiologischen Durchtritt des abdominalen Ösophagus sowie Teilen des Magens durch das Zwerchfell (Diaphragma) im Bereich des Hiatus oesophageus (Oesophagusschlitz) beim Hund.
Formen
Hiatushernien treten in zwei verschiedenen Formen auf, sodass man zwischen
- einer Gleithernie (der distale Ösophagus und Teile des Magens verschieben sich durch den Hiatus oesophageus ins Mediastinum) und
- einer paraösophagealen Hiatushernie (ein Abschnitt des Magens gelangt durch einen Defekt neben den Hiatus oesophageus ins Mediastinum) unterscheidet.
Ätiologie
Gleithernien kommen häufiger vor, sind in rund 90 % der Fälle angeboren und nur selten erworben (z.B. durch Traumata, Operationen und Zwerchfellmuskeldystrophien). Beim Shar Pei sowie bei männlichen Welpen kann eine gehäufte Inzidenz beobachtet werden. Durch einen vermehrten Unterdruck im Thorax bei stark angestrengter Atmung wird der Vorfall in den Thorax begünstigt.
Klinik
Da Hiatushernien auch asymptomatisch auftreten können, werden sie oftmals als Zufallsbefund auf einem Thoraxröntgen entdeckt. In den meisten Fällen kommt es jedoch zu klinischen Symptomen wie Reflexösophagitis mit Regurgitation, Hypersalivation sowie teilweise auch Hämatemesis. Bei längerem Bestehen der Erkrankung magern die Tiere ab und entwickeln respiratorische Symptome - bedingt durch eine Aspirationspneumonie.
Differenzialdiagnosen
Neben einer vaskulären Ringanomalie (z.B. persistierender rechter Aortenbogen) muss auch ein kongenitaler Megaösophagus und eine gastroösophageale Invagination differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden.
Diagnose
Gleithernien lassen sich röntgenologisch nur schwer nachweisen, da die Verlagerung des Magens in den Thorax nur kurzzeitig stattfindet. Dasselbe Problem liegt auch bei einer Ultraschalluntersuchung sowie bei Kontraststudien vor. Damit die Verdachtsdiagnose jedoch bestätigt werden kann, sollte von außen Druck (z.B. mit einem großen Holzkochlöffel von kaudal in Richtung Zwerchfell) ausgeübt werden, um eine Gleithernie auszulösen. Das Röntgenbild wird dabei während der Provokation aufgenommen.
Therapie
Kongenitale Hiatushernien sind chirurgisch zu behandeln. Erworbene Fällen müssen vorab symptomatisch mit Sucralfat (20 bis 40 mg/kgKG TID oral)[1]) und einem Protonenpumpenhemmer (z.B. Omeprazol, 0,5 bis 1 mg/kgKG SID oral)[2]) therapiert werden. Anschließend ist auch hier eine chirurgische Intervention indiziert (z.B. Apposition der Zwerchfellpfeiler, Gastropexie u.ä.).
Prognose
Rund 50 % der konservativen Heilungsversuche sind erfolgreich. Die restlichen 50 % benötigen einen chirurgischen Eingriff, wobei etwa 80 % zu einer Genesung führen.
Literatur
- Hans G. Niemand (Begründer), Peter F. Suter, Barbara Kohn, Günter Schwarz (Herausgeber). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, 2012.
- Theresa Welch Fossum. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. Urban & Fischer-Verlag, 2009.
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