Hautflora
Englisch: skin flora, microbial flora of skin
Definition
Als Hautflora bezeichnet man die Gesamtheit der Mikroorganismen, die unter physiologischen Bedingungen auf der Haut siedeln und nicht pathogen (krankheitserregend) sind. Dabei handelt es sich vorwiegend um Bakterien und Pilze.
Einteilung
Die Hautflora setzt sich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Mikroorganismen zusammen, die sich in den verschiedenen Hautschichten aufhalten und vermehren. Man kann folgende Hautfloraanteile unterscheiden:
- residente Flora
- transiente Flora
- temporär residente Flora
- Infektionsflora
Forscher des National Human Genome Research Institute konnten bei gesunden Menschen rund 1.000 verschiedene Bakterienarten nachweisen. Die größte Artenvielfalt fand sich am Unterarm (44 Arten), die geringste hinter dem Ohr (15 Arten).
Residente Hautflora
Die residente Hautflora oder Standortflora beherbergt Keime, die als Kommensalen physiologisch vorhanden sind und der Haut nicht schaden, sondern sogar einen protektiven Effekt gegenüber pathogenen Erregern haben. Diese Keime vermehren sich im Stratum corneum der Epidermis. Zu ihnen zählen unter anderem folgende Bakterien:
Transiente Hautflora
In der transienten Hautflora oder Kontaktflora finden sich Keime, die von außen auf die Haut gelangen und hier in der Regel nur temporär, d.h. vorübergehend als "Gäste", vorkommen, zum Beispiel:
Temporär residente Flora
Die temporär residente Flora der Haut bilden pathogene Keime, die grundsätzlich der transienten Flora zugerechnet werden, aber längere Zeit ohne Symptome die Haut besiedeln können, zum Beispiel:
Die temporär residente Hautflora unterscheidet sich von der transienten Hautflora dadurch, dass bei einem transienten Erreger in der Regel keine Kolonisation, sprich Besiedlung, erfolgt. Temporär residente Besiedelung geschieht nur unter optimalen Bedinungen.
Infektionsflora
Bei der Infektionsflora handelt es sich um das Milieu von Keimen, das im Rahmen einer Läsion mit anschließender Infektion entsteht, beispielsweise bestimmte Staphylokokkus- oder Streptokokkus-Arten.
Regionale Unterschiede
Die Hautflora weist in verschiedenen Körperregionen erhebliche Unterschiede auf, die durch das spezifische Milieu der entsprechenden Region bedingt sind.
Seborrhoische Zonen
Seborrhoische Hautzonen wie das Gesicht oder die Schultern sezernieren mehr Lipide als andere Hautbezirke. Sie sind daher mit lipophilen Mikroorganismen besiedelt, vor allem mit Corynebakterien und Propionibakterien. Ferner finden sich Staphylokokken, apathogene Mykobakterien und Malassezia furfur. Propionibakterien verstoffwechseln die Lipide zu freien Fettsäuren, was die Ansiedelung weiterer Keime beeinflusst.
Feuchte Zonen
Feuchtigkeit führt zu einer Mazeration der Hornschicht und zu einer erhöhten Keimdichte. Das betrifft vor allem die intertriginösen Bereiche, wie Achselhöhle, Leistenbeuge oder die Interdigitalräume. Das feuchte Milieu begünstig unter anderem die Ansiedelung von Pilzen und pigmentbildenden Bacteroides-Spezies, wie Bacteroides melaninogenicus und Bacteroides asaccharolyticus.
Trockene Zonen
Trockene Hautbereiche wie die Unterarme und Unterschenkel bieten eher schlechte Lebensbedingungen für Mikroorganismen. Demgemäß ist die Keimdichte hier deutlich geringer. Es dominieren Koagulase-negative Staphylokokken.
Bedeutung
Die Kenntnis der Hautflora ist für die Einhaltung der Hygiene - zum Beispiel im Rahmen der Haut- und Händedesinfektion - von Bedeutung. Sie bestimmt die Art der verwendeten Desinfektionsmittel und die Dauer ihrer Anwendung.