Hämopexin
Synonym: beta-1B-glycoprotein
Englisch: Hemopexin
Definition
Hämopexin, kurz HPX, ist ein extrazelluläres Protein, das im Serum freies Häm bindet und zur Detoxifikation in die Leber transportiert.
Biochemie
Hämopexin ist ein 60 kDa großes Glykoprotein, das vornehmlich in der Leber und in geringerem Maß in Neuronen, Astrozyten und Retinazellen gebildet wird. In der Serumelektrophorese wandert das kohlenhydratreiche Hämopexin mit der ß1-Globulin-Fraktion.
Funktion
HPX besitzt unter den bekannten Serumproteinen die höchste Bindungsaffinität für Häm, weshalb es eine entscheidende Rolle beim Abtransport und der Detoxifikation von freiem Häm spielt.
Häm bildet die zentrale eisenbindende Gruppe im Hämoglobin. Freies Häm setzt schnell Reaktionen in Gang, die zur Produktion von reaktiven Sauerstoffspezies führen. In der Folge können umliegende Zellen und Gewebe oxidativ geschädigt werden. Gleichzeitig ist freies Häm bzw. das darin gebundene Eisen ein Wachstumsfaktor für verschiedene Pathogene. Eine schnelle Bindung von freiem Häm ist also sowohl für die Zellvitalität als auch für die Abwehr von Pathogenen von Bedeutung.
Wird Hämoglobin (Hb) im Rahmen einer Hämolyse freigesetzt, bindet es im Blutplasma zunächst an Haptoglobin. Ist das frei verfügbare Haptoglobin vollständig mit Hb gesättigt (ab einer Konzentration von 100 mg/dl Hb im Plasma), wird Hb in Häm und Globin gespalten. Im Verlauf kommt es zur Bildung von Hämin-Derivaten, die entweder renal ausgeschieden oder direkt an Hämopexin gebunden werden. Hämopexin ist Haptoglobin funktionell also nachgeschaltet.
Der Komplex aus Hämopexin und Häm wird durch Bindung an spezifische Rezeptoren auf Hepatozyten in die Zellen aufgenommen. Dort wird Häm metabolisiert und das an Häm gebundene Eisen wiedervewendet. Hämopexin gelangt im Anschluss ebenfalls wieder in den Blutkreislauf.
Labormedizin
Material
Für die Untersuchung werden 1 ml Serum benötigt.
Indikation
Hämopexin dient der Abschätzung des Ausmaßes einer Hämolyse, insbesondere wenn freies Haptoglobin unter die Nachweisgrenze gefallen ist.
Referenzbereich
Der Referenzbereich für Erwachsene liegt bei 50 bis 115 mg/dl. Für Neugeborene liegt der Referenzbereich bei etwa 20% des Erwachsenenwertes.
Interpretation
Erhöhte Serumspiegel von Hämopexin finden sich bei:
Gelegentlich werden Hämopexinerhöhungen auch bei rasch wachsenden Melanomen beschrieben.
Erniedrigte Serumspiegel von Hämopexin finden sich bei:
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 08.03.2021