Glycin-Rezeptor
Synonyme: Glyzin-Rezeptor, Glycinrezeptor, GlyR, GLR
Englisch: Glycine receptor
Definition
Der Glycin-Rezeptor gehört zur Familie der Cys-Loop-Rezeptoren und ist ein ligandengesteuerter Ionenkanal. Er bindet den Neurotransmitter Glycin.
Biochemie
Glycin-Rezeptoren haben eine pentamere Struktur. Sie verfügen über vier Transmembrandomänen sowie je einen extrazellulären N- und C-Terminus.
Rezeptorwirkung
Durch die Aktivierung des Rezeptors unter dem Einfluss von Glycin kommt es zu einem Einstrom von Chloridionen, was zu einer Hyperpolarisation der Zellmembran führt. Die Hyperpolarisation bewirkt eine Inhibition der nachgeschalteten Zelle. Experimentell wurde gezeigt, dass der Rezeptor ebenfalls durchlässig für andere Anionen (z.B. Iod- und Bromidionen) ist, was jedoch physiologisch in der Regel keine Rolle spielt.
Funktion
Ein Beispiel für die Funktionsweise der Glycin-Rezeptoren ist die Vermittlung der rekurrenten Hemmung zwischen Renshaw-Zellen und Alpha-Motoneurone im Rückenmark.
siehe auch: Renshaw-Hemmung
Genetik
Vorkommen
Pharmakologie
Zu den Glycin-Rezeptor-Antagonisten gehören unter anderem Strychnin, Pikrotoxin und Koffein.[2] Strychnin kommt im Brechnussbaum (Strychnos nux-vomica) und Ignatiusbohnenbaum (Strychnos ignatii) vor und blockiert Glycin-Rezeptoren im Rückenmark. Eine Vergiftung mit Strychnin führt zu tetanischen Krämpfen.
Propofol wirkt als positiver allosterischer Modulator an Glycin-Rezeptoren.[3]
Klinik
Mutationen der Glycin-Rezeptoren GLRA1 und GLRB werden mit der seltenen autosomal-dominant vererbten Krankheit Konnatale Hyperekplexie in Verbindung gebracht.[4]
Quellen
- ↑ Human genome nomenclature, abgerufen am 12.11.2021
- ↑ Duan et al.Caffeine inhibition of ionotropic glycine receptors, The Journal of Physiology (2009)
- ↑ Braulio Muñoz et al. Modulatory Actions of the Glycine Receptor β Subunit on the Positive Allosteric Modulation of Ethanol in α2 Containing Receptors, frontiers in Molecular Neuroscience (2021)
- ↑ Shiang et al. Mutations in the α1 subunit of the inhibitory glycine receptor cause the dominant neurologic disorder, hyperekplexia, Nature genetics (1993)
Literatur
- Freissmuth, M., Offermanns, S. & Böhm, S. Pharmakologie und Toxikologie. Springer Publishing, 2016
- Schmidt, R. F., Lang, F. & Heckmann, M. Physiologie des Menschen. Springer Publishing, 2010