Geriatric Emergency Medical Services
Definition
Geriatric Emergency Medical Services, kurz GEMS, ist ein international standardisiertes Kursformat der National Association of Emergency Medical Technicians (NAEMT). Das Konzept vermittelt eine strukturierte Herangehensweise an die präklinische Versorgung geriatrischer Patienten.
Hintergrund
Der demografische Wandel führt zu einem steigenden Anteil älterer Patienten in der Notfallmedizin. Diese Patientengruppe zeichnet sich u.a. durch multiple Vorerkrankungen, Polypharmazie, atypische Symptomatik und reduzierte physiologische Reserven aus. Die klassischen Algorithmen der Notfallversorgung reichen oft nicht aus oder müssen angepasst werden.
Das GEMS-Konzept verbindet das ABCDE-Schema mit dem sogenannten GEMS-Diamant. Dieses diagnostische Hilfsmittel lenkt den Blick auf anatomische und physiologische Veränderungen im Alter, auf soziale und umgebungsbezogene Faktoren sowie auf die medizinische Vorgeschichte. Dadurch entsteht ein systematischer Ansatz, der die häufig unterschätzte Komplexität geriatrischer Notfallpatienten abbildet.
In Deutschland wird GEMS durch den Deutschen Berufsverband Rettungsdienst e.V. (DBRD) angeboten, der die Kursinhalte an nationale Leitlinien anpasst.
Inhalt
Der Kurs beleuchtet typische Notfallsituationen im Alter, darunter Trauma, neurologische Notfälle, kardiale Dekompensationen, respiratorische Exazerbationen und metabolische Störungen. Darüber hinaus behandelt er geriatriespezifische Themen wie Sturzmechanismen, Delir, Demenz, Dehydratation oder Auswirkungen von Medikamenteninteraktionen.
Ein Schwerpunkt liegt auf der differenzierten Anamnese und Befundinterpretation. Gerade ältere Patienten zeigen häufig unspezifische oder „stille“ Verläufe, etwa den schmerzarmen Herzinfarkt oder die atypische Sepsis. GEMS vermittelt, wie man subtile Zeichen erkennt, Risiken frühzeitig bewertet und Fehldiagnosen vermeidet.
Ziele
Der Kurs verfolgt das Ziel, Notärzte, Notfallsanitäter, Rettungssanitäter und Auszubildende für die Besonderheiten älterer Patienten zu sensibilisieren und ihre diagnostische Präzision zu erhöhen. Die Teilnehmenden sollen strukturierte Entscheidungswege anwenden und physiologische Besonderheiten besser einschätzen können. Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung der Kommunikation mit Patienten, Angehörigen sowie Pflegepersonal, da viele geriatrische Notfälle im häuslichen oder betreuten Umfeld entstehen.
Struktur
Der Kurs erstreckt sich über zwei Tage und kombiniert theoretische Einheiten mit praxisorientierten Skillstationen sowie realitätsnahen Szenariotrainings, in denen das erlernte Wissen direkt angewendet wird. Am Ende erfolgt eine schriftliche Prüfung, ergänzt durch eine praktische Bewertung anhand von Fallszenarien. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Teilnehmenden ein international anerkanntes NAEMT-Zertifikat, das vier Jahre gültig ist.
Besonderheiten
GEMS versteht die Versorgung geriatrischer Patienten nicht als reine medizinische Aufgabe. Das Kursformat betont ebenso soziale Kontexte, Lebensumstände, Ressourcen und Risiken im Umfeld des Patienten. Der Blick auf Wohnraum, Pflegebedingungen oder Hilfsmittel dient nicht als Nebenschauplatz, sondern als integraler Bestandteil der Diagnostik.
Literatur
- DBRD: GEMS-Geriatric Emergency Medical Services, abgerufen am 26.11.2025
- NAEMT: Geriatric Education for EMS, abgerufen am 26.11.2025
- NAEMT: GEMS-Kursbuch, abgerufen am 26.11.2025