Fibrokartilaginäre Embolie (Hund)
Synonyme: Fibrokartilaginöse Embolie, Rückenmarkinfarkt
Definition
Unter einer fibrokartilaginären Embolie versteht man eine akute ischämische Infarzierung des Rückenmarks, die durch den Nucleus pulposus einer Bandscheibe (Discus intervertebralis) verursacht wird.
Vorkommen
Die Erkrankung betrifft vorwiegend jungadulte Hunde großer Rassen, z.B. Deutscher Schäferhund oder Irischer Wolfshund. Bei den kleinen Hunderassen scheint der Miniaturschnauzer prädisponiert zu sein.
Ätiologie
Die Erkrankung entsteht infolge einer Embolie, die durch Faserknorpelpartikel des Nucleus pulposus einer Bandscheibe hervorgerufen werden. Aus welchen Gründen es letztendlich zum Eindringen der Faserpartikeln in das Gefäßsystem des Rückenmarks kommt, ist bislang (2022) ungeklärt.
Pathogenese
Durch das Eindringen der Faserknorpelpartikel in die Gefäße des Rückenmarks kommt es zu einer plötzlich auftretenden Okklusion des Gefäßlumens (Embolus). Durch die Unterbrechung der Blutversorgung entwickelt sich rasch eine ischämische Infarzierung des Rückenmarks.
Die Läsionen befinden sich bevorzugt im Bereich der Intumeszenzen, v.a. thorakolumbal und seltener auch zervikothorakal.
Klinik
Aufgrund der Nervenläsionen kommt es zu einer perakuten ein- oder beidseitigen Gehstörung oder auch Paralyse. Oftmals zeigen betroffene Tiere trotz fulminantem Krankheitsverlauf keine deutlichen Schmerzen. In der Anamnese ergibt sich oftmals ein initiales Schmerzereignis, das dann durch die neurologischen Defizite abgelöst wird. In vielen Fällen tritt eine Lateralisierung der Symptome mit Parese oder Plegie ein.
Differenzialdiagnosen
Mögliche Differenzialdiagnosen sind:
Diagnose
Die Diagnose wird durch den Ausschluss der wichtigsten Differenzialdiagnosen gesichert. Die Verdachtsdiagnose ergibt sich häufig bereits anhand der typischen Anamnese (perakute Gehstörung mit kurzer initialer Schmerzphase) und der deutlichen Gehstörung. Mittels MRT (+/- Liquoruntersuchung) kann der Verdacht bestätigt werden. Hinweise für eine fibrokartilaginäre Embolie sind:
- kein eindeutiger Diskusprolaps nachweisbar
- offensichtliche Kompressionszeichen fehlen
- lokale Rückenmarksschwellung in der Myelographie sichtbar
- intramedulläre Hyperintensität in der T2w und STIR-Sequenz
Therapie
Die Therapie ist in der akuten Phase ähnlich wie ein Wirbelsäulentrauma zu behandeln. Dies beinhaltet u.a. absolute Ruhighaltung und adäquate Analgesie. Kortikosteroide sind nicht indiziert. In der Erholungsphase ist unbedingt eine gezielte Physiotherapie durchzuführen.
Prognose
Bei kleinen intramedullären Läsionen außerhalb der Intumeszenzen ist die Prognose gut. Bei fehlender Tiefensensibilität ist die Prognose dementsprechend vorsichtig.
Literatur
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3
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