Erythema infectiosum
Synonym: Ringelröteln
Englisch: fifth disease, slapped cheek disease
Definition
Das Erythema infectiosum ist eine in Epidemien auftretende Kinderkrankheit (Infektionskrankheit), die durch Parvoviren ausgelöst wird. Meist sind Kinder im Schulalter betroffen.
Ätiologie
Der verantwortliche Erreger ist das Humane Parvovirus B19 (HPV-B19). Es handelt sich um ein einzelsträngiges, unbehülltes DNA-Virus. Das Viruskapsid bindet auf der Zellmembran der Wirtszelle an das Globosid Gb4Cer, einen Zellrezeptor, der von erythroiden Zellen des Knochenmarks exprimiert wird. Die Bindung des Kapsids an seinen Rezeptor löst strukturelle Veränderungen des Virus aus und triggert seine anschließende Aufnahme in die Zelle. Dort beginnt die Replikation der Virus-DNA und die Synthese der viralen Strukturproteine. Die Wirtszelle erleidet dadurch irreparable Schäden und tritt in die Apoptose ein.
Übertragung
Das Virus wird in hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion von Mensch-zu-Mensch übertragen. Infektionsquellen sind virushaltige Körperflüssigkeiten, z.B. Speichel, Sputum oder Nasensekret. Infiziertes Blut kommt ebenfalls als Infektionsquelle in Betracht.
Die Inkubationszeit ist abhängig von der initial übertragenen Virusmenge und anderen Faktoren. Sie beträgt zwischen 4 und 21 Tagen. Erkrankte haben typischerweise vor dem Ausbruch der klinischen Symptome das höchste Übertragungspotential.
Klinik
Die Symptomatik ist in der Regel mild. Auffällig ist ein charakteristisch lokalisiertes Exanthem an Gesicht, Streckseiten der Extremitäten und Rumpf. Man spricht auch von einem "girlandenförmigem" Exanthem. Das Exanthem kann innerhalb von bis zu 7 Wochen wechselnd auftreten und wieder verschwinden. In der Regel dauert es allerdings nicht länger als 10 Tage an. Oft blassen die zentralen Partien des Exanthems vor dem Verschwinden ab.
Begleitend finden sich Juckreiz, leichtes Fieber, Arthralgien und eine Pharyngitis.
Mögliche Komplikationen
Selten kommt es im Verlauf des Erythema infectiosum zu einer Arthritis oder einer Myokarditis. Bei Patienten mit chronischer Hämolyse (z.B. Sichelzellanämie) kann es auch zu ernsthaften Störungen der Blutbildung kommen (Anämie).
Insgesamt betrachtet, kommt es im Rahmen eines Erythema infectiosum selten zu Komplikationen.
Bei Infektionen in der Schwangerschaft kommt es vor allem im 1. Trimenon häufig zu Spontanaborten. Bei späteren Infektionen kann es zu aplastischen Anämien und schweren fetalen Missbildungen kommen, zum Beispiel zum Hydrops fetalis. Sie können einen Fruchttod nach sich ziehen. Ab dem 3. Trimenon kommt es meist nur zu vorübergehenden aplastischen Phasen des Fetus.
Diagnostik
Die Diagnose ist klinisch zu stellen. Ein definitiver Nachweis kann durch die Bestimmung von Antikörpern gegen HPV-B19 erbracht werden.
Differentialdiagnose
Therapie
Die Therapie ist symptomatisch, es können antipyretische Analgetika (z.B. Paracetamol) verabreicht werden. Bei Halsschmerzen können Halspastillen mit Lokalanästhetikum Abhilfe schaffen. Die Krankheit verläuft fast immer selbstlimitierend gutartig.