Entwöhnung
Synonym: Entwöhnungsbehandlung
Definition
Unter Entwöhnung versteht man in der Suchtmedizin die therapeutische Phase im Anschluss an die körperliche Entgiftung. Ziel ist eine längerfristige Stabilisierung sowie die Vermeidung von Rückfällen. Im Gegensatz zur rein somatischen Entzugsbehandlung liegt der Fokus auf der psychosozialen und psychotherapeutischen Aufarbeitung der Abhängigkeitserkrankung.
Formen
Entwöhnungsmaßnahmen können in verschiedenen Settings durchgeführt werden:
- Stationäre Entwöhnung: Durchführung in spezialisierten Fachkliniken über mehrere Wochen bis Monate; intensives multimodales Therapiekonzept mit Gruppentherapie, Einzelgesprächen, Ergotherapie und ggf. medikamentöser Rückfallprophylaxe
- Ambulante Entwöhnung: Ambulante Behandlung in wohnortnahen Einrichtungen über einen längeren Zeitraum; geeignet bei stabilen sozialen Verhältnissen und ausreichender Eigenmotivation
- Teilstationäre Angebote: Mischformen mit tagesklinischer Struktur
Inhalte
Typische Elemente der Entwöhnung sind:
- Psychotherapie (z.B. kognitive Verhaltenstherapie, motivierende Gesprächsführung, psychodynamische Verfahren)
- Psychoedukation (Information über Krankheitsmodell, Rückfallmechanismen, Risikosituationen)
- Sozialtherapeutische Interventionen (Berufshilfe, Schuldenregulierung, Wohnsicherung)
- Medikamentöse Maßnahmen (z.B. Rückfallprophylaxe mit Acamprosat, Naltrexon oder Disulfiram bei Alkoholabhängigkeit)
- Selbsthilfegruppen (z.B. Anonyme Alkoholiker) als ergänzender Baustein der Nachsorge
Dauer
Die Dauer der Entwöhnung variiert je nach Substanz, Schweregrad der Abhängigkeit und individuellen Faktoren. Stationäre Programme umfassen typischerweise 6 bis 16 Wochen. Ambulante Entwöhnungsprogramme können sich über mehrere Monate bis Jahre erstrecken.
Ziele
Die Entwöhnungsbehandlung verfolgt mehrere Kernziele:
- Aufbau einer dauerhaften Abstinenz
- Entwicklung von Rückfallpräventionsstrategien
- Bearbeitung psychischer Komorbiditäten (z.B. Depression, Angststörungen)
- Reintegration in soziale und berufliche Strukturen
- Verbesserung der Lebensqualität und Autonomie
Erfolgsaussichten
Der Langzeiterfolg hängt maßgeblich von der individuellen Motivation, dem Vorliegen von Komorbiditäten sowie der Qualität der Nachsorge ab. Rückfälle sind häufig und werden als Teil des Krankheitsverlaufs verstanden. Sie fließen daher in die weiterführende Therapieplanung mit ein.