Endokarditis (Wiederkäuer)
von griechisch: peri - herum, ringsum; kardia - Herz
Englisch: endocarditis
Definition
Die Endokarditis ist eine Entzündung der Herzinnenhaut (Endokard) beim Wiederkäuer.
Ätiologie
Die Endokarditis ist eine Komplikation dauerhafter oder rezidivierenden Bakteriämien, die an einer anderen Stelle des Körpers meist durch chronische Infektionen entstehen.
Epidemiologie
Die Erkrankung tritt hauptsächlich bei älteren Rindern auf.
Pathogenese
Chronisch-eitrige Infektionen (bei Kühen z.B. Endometritis, Pododermatitis) führen zur Einschwemmung von Bakterien in den Blutstrom. Durch hämatogene Streuung siedeln sich die Bakterien auch im Herzen an. Der genaue Pathomechanismus ist bislang (2021) noch nicht eindeutig geklärt.
Die wichtigsten Erreger einer Endokarditis sind:
Rind: | Kleine Wiederkäuer: |
---|---|
α-hämolysierende Streptokokken | Erysipelothrix insidiosa |
Trueperella pyogenes | Streptococcus spp. |
Escherichia coli | |
Trueperella pyogenes |
Im Zuge der Entzündungsreaktionen kommt es zu umfangreichen - meist blumenkohlähnlichen - Wucherungen im Bereich der Herzklappen. Bei Rindern ist bevorzugt die Trikuspidalklappe (Valva atrioventricularis dextra) betroffen. Von den Wucherungen ausgehend können septische Emboli mit dem Blutweg verstreut werden.
Klinik
Es kommt zu einem periodischen Abfall der Milchleistung, zu rezidivierendem Fieber und zur Abmagerung. Die Tiere zeigen ein steifes Gangbild und Lahmheiten unterschiedlichen Grades. Aufgrund der Herzinsuffizienz sind erkrankte Tiere rasch ermüdet, haben blasse Schleimhäute, sind tachykard und zeigen auskultatorisch pochende Herzschläge. Herzgeräusche sind nicht immer feststellbar.[1]
In sehr ausgeprägten Fällen ist im Bereich des Herzens an der Körperoberfläche palpatorisch ein Vibrieren feststellbar. Ein positiver Venenpuls sowie Ödeme sind nicht immer vorhanden.
Diagnose
Neben der allgemeinen klinischen Untersuchung geben vor allem sonographische Untersuchungen einen Hinweis auf eine Endokarditis. Fällt der Glutardialdehyd-Test (GAP) negativ aus, kann eine Endokarditis weitgehend ausgeschlossen werden.
In der Sektion können am Herzen die typischen Veränderungen einer Endocarditis valvularis thromboticans festgestellt werden.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch müssen Kardiomyopathie, Perikarditis, kongenitale Herzfehler und Anämie ausgeschlossen werden.
Therapie
Eine kausale Therapie ist nur in äußerst seltenen Fällen (z.B. hochwertige Tiere und milder klinischer Verlauf) indiziert. Hier kann eine Behandlung mit Penicillin über mindestens drei Wochen probiert werden.[2]
In den meisten Fällen wird das Tier zur Schlachtung gebracht oder euthanasiert.
Prophylaxe
Derzeit (2019) stehen keine spezifischen Prophylaxemaßnahmen zur Verfügung. Die rechtzeitige und sachgemäße Behandlung bakterieller Infektionen kann einer Endokarditis vorbeugen.
Literatur
- Herausgeber: W. Klee, M. Metzner. Rinderskript. ISSN 1617-4410
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