Eimeriose (Kaninchen)
Synonyme: Eimeriose des Kaninchens, Kokzidiose des Kaninchens
Definition
Die Eimeriose des Kaninchens ist eine Parasitose des Kaninchens, die durch Eimeria-Arten verursacht wird.
Erreger
Für die Eimeriose des Kaninchens sind mindestens 11 Eimeria-Arten verantwortlich. Die weltweit verbreiteten Parasiten parasitieren - je nach Art - in unterschiedlichen Organen, z.B. Eimeria stiedai in den Gallengängen der Leber (Gallengangs- oder Leberkokzidiose), andere wiederum im Darmtrakt (intestinale Kokzidiosen). Von den 11 Arten sind
- Eimeria intestinalis (Dünndarm) und
- Eimeria flavescens (Dickdarm) hochpathogen.
Im Gegensatz dazu werden Eimeria irresidua, Eimeria magna, Eimeria media (Dünndarm) und Eimeria piriformis (Dickdarm) als mittelgradig pathogen eingestuft. Die restlichen Arten gelten als geringgradig pathogen.
Entwicklung
Nachdem die Tiere die sporulierten Oozysten peroral aufgenommen haben, besiedeln die Sporozoiten der intestinalen Eimeria-Arten artsspezifisch verschiedene Partien des Dünn- und Dickdarmes. Die weitere Entwicklung läuft in Enterozyten und zum Teil auch in der Mukosa ab. Die Präpatenz der intestinalen Eimeria-Arten schwankt zwischen 5 und 10 Tagen.
Eimeria stiedai ist hauptsächlich auf das Gallengangsepithel beschränkt. Die Sporozoiten dieser Art dringen zunächst im Dünndarm in die Mukosa ein und gelangen dann auf dem Blutweg in die Leber. Über die Venae interlobulares gelangen sie in die intrahepatischen Gallengänge und schließlich in die Epithelzellen. In diesen Zellen entwickeln sich bis zu 6 Merontengenerationen sowie die Gamonten. Im Zuge dieser starken Vermehrung induzieren die Entwicklungsstadien eine papillomatöse Proliferation der Gallengangsschleimhaut, wodurch wiederum eine Vielzahl an zusätzlichen Wirtszellen entsteht. Durch diese starke Zellzunahme kommt es zu knotenförmigen Dilatationen der Gallengänge. Nach einer Präpatenz von 14 bis 18 Tagen werden Oozysten über die Gallenwege und den Darmtrakt ausgeschieden.
Epidemiologie
In der Mehrzahl der Fälle liegen Mischinfektionen mit mehreren Eimeria-Arten vor. Am häufigsten erkranken Jungkaninchen nach dem Absetzen im Alter von 5 bis 7 Wochen. Da die Oozysten im frischen Kot noch nicht sporuliert sind, stellt die Caecotrophie keine bedeutende Infektionsquelle dar.
Im Gegensatz dazu sind Käfigböden, Streu und v.a. kotverschmutzte Tränken und Futtertröge oftmals hochgradig mit sporulierten Oozysten kontaminiert. Die epidemiologische Situation ist je nach Haltungsform unterschiedlich, sodass bei einer Einzeltierhaltung fast nie, bei Bodenhaltung in Gruppen jedoch häufig Kokzidiosen auftreten.
Immunologie
Die Eimeriose stellt eine der häufigsten Erkrankungen bei Hauskaninchen dar. Nach einer überstandenen Infektion stellt sich eine art- und zuweilen auch stammspezifische, vorwiegend zellvermittelte Immunität ein.
Klinik
Die intestinale Eimeriose führt zu katarrhalischer Enteritis, Diarrhö oder Obstipation, Aufblähen (Trommelsucht) sowie zu Inappetenz und Erschöpfung. Darmerkrankungen von Kaninchen sind häufig Faktorenkrankheiten (auch als Enteritiskomplex bezeichnet), sodass z.B. pathogene Escherichia coli-Stämme, Clostridium spp. und Bacillus piliformis die Eimeriose komplizieren können. Zusätzliche negative Einflüsse sind Haltungs- und Fütterungsfehler.
Die Gallengangskokzidiose äußert sich klinisch wie die intestinale Kokzidiose, doch sind die Symptome oftmals mit Ikterus vergesellschaftet. Die stark dilatierten Gallengänge sind mit Detritus und Oozysten gefüllt, das Parenchym wird zerstört und durch Bindegewebe ersetzt. Die Leber erscheint oftmals hochgradig vergrößert und die erweiterten Gallengänge stellen sich als erbsen- bis haselnussgroße, grau-weiße Herde dar (Kokzidienknoten).
Diagnose
Oftmals reichen koproskopische und klinische Befunde nicht aus, um eine Eimeriose zu sichern. Dies hängt einerseits von den teils unspezifischen Symptomen, andererseits von der unregelmäßigen Oozystenausscheidung ab. Um eine Eimeriose mit Sicherheit diagnostizieren zu können, sind oftmals Sektionen, parasitologische, bakteriologische und virologische Untersuchungen notwendig.
Therapie
Eine Einzelbehandlung ist bei wertvollen Zucht- oder Heimtieren indiziert. Hierbei sollten stets die Behandlung bakterieller Infektionen sowie die Behebung der Haltungs- und Fütterungsfehler in den Mittelpunkt gestellt werden. Die Eimerien können mit Toltrazuril (25 ppm im Trinkwasser an 2 Tagen mit eventueller Wiederholung nach 5 Tagen) erfolgreich bekämpft werden. Bei einer gleichzeitigen bakteriellen Infektion hat sich Sulfadimethoxin (40 mg/kgKG für 5 bis 7 Tage) bewährt.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.
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