Echter Eibisch
Synonym: Arznei-Eibisch
Englisch: marshmallow
Definition
Der Echte Eibisch, Althaea officinalis L., gehört zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Er stammt aus Zentralasien, hat sich von dort ostwärts bis nach China und westwärts bis nach Europa ausgebreitet und gelangte im Mittelalter nach Mitteleuropa. Er kommt vor allem auf salzigen Böden vor, also zum Beispiel am Meer.
Botanik
Der Echte Eibisch ist eine mehrjährige Pflanze, die bis zu 1,50 m hoch werden kann. Der aufrechte Stängel ist innen röhrig und außen filzig behaart. 3- bis 5-lappige Blätter stehen wechselständig zueinander, sind graugrün gefärbt und glänzen seidig. In den Blattachseln befinden sich große weiße bis rosafarbene Blüten mit purpurroten Staubbeuteln. Vom kurzen Rhizom gehen nach unten die kräftigen, bis zu 50 cm langen graubraunen Wurzeln ab. Blütezeit ist Juli bis September.
Geschichte
Schon seit der Antike gehört der Eibisch zu den hoch geschätzten Heilpflanzen. Aus Substanzen des Eibischs wurde ursprünglich die Süßware Marshmallow hergestellt. Verwendet wurden dafür sowohl die Sprossachsen (Stängel) und Blätter als auch die Wurzel. Genutzt hat man früher auch die Wurzeln, die zuerst gekocht und dann gebraten wurden. Essbar sind auch die Blüten, und die jungen Blätter können im Salat mitgegessen werden. Die mittelalterliche Phytotherapie benutzte die "erweichend" wirkende der Ebischwurzel gegen "harte Geschwüre".
Inhaltsstoffe
Die wirksamen Inhaltsstoffe befinden sich in den Eibischblättern und -wurzeln, wobei der Gehalt in den Wurzeln deutlich höher ist. Die Blätter (Althaeae folium) enthalten sechs bis zehn Prozent Schleimstoffe, sogenannte Galacturonorhamnane und Arabinogalactane. Daneben kommen Flavonoide vor. Die Eibischwurzel (Althaeae radix) ist als Polysacchariddroge charakterisiert, denn sie besteht zu fünf bis elf Prozent aus einem gut charakterisierten Schleimgemisch mit Pektin-ähnlichen Rhamnogalacturonanen, Arabinogalactanen und anderen Polysacchariden und enthält zudem ca. 8% mit Wasser extrahierbare niedermolekulare Inhaltsstoffe, nämlich ca. 5% Mono- und Disaccharide (hauptsächlich Saccharose), etwa 1% Glycinbetain, ca. 1% freie Aminosäuren und geringe Mengen an meist sulfatierten Flavonglycosiden, Phenylpropenyl-L-aminosäureamiden und Cumarinen.
Wirkungen
Ältere Tierversuche zeigten für wässrige Extrakte aus Eibischwurzel leichte lokale antiinflammatorische Effekte und bestätigten eine antitussive Wirkung von Eibischsirup. Eine Doppelblindstudie mit 60 Patienten, die ACE-Hemmer einnahmen und unter der Nebenwirkung eines trockenen Reizhustens litten, zeigte eine Abnahme des Hustenreizes unter Eibischsirup. Im Vordergrund einer potenziell reizlindernden Wirkung steht wahrscheinlich die bioadhäsive Auflagerung der polymeren Rhamnogalacturonane auf dem Schleimhautepithel. Neue Untersuchungen legen nahe, dass neben den schleimhautschützenden Effekten epitheliale Zellen hinsichtlich ihrer Proliferation, Stoffwechselaktivität und Geweberegeneration beeinflusst werden könnten. Auch die in vitro nachgewiesene Hemmung der Hyaluronidase-1 könnte einen positiven Einfluss auf die extrazelluläre Matrix des bei Schleimhautreizungen entzündlichen Gewebes haben.
Anwendungen
Eibischwurzel wurde vom HMPC als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (§ 39a AMG) eingestuft. Basierend auf langjähriger Erfahrung kann Eibischwurzel bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundenem trockenem Reizhusten sowie zur Linderung von Magenbeschwerden eingesetzt werden.
Zubereitungen
Eibischwurzel wird u.a. pulverisiert in Pastillen oder als wässriger Auszug in Saft und Sirup verwendet.
Darüber hinaus kann man Eibisch geschnitten zur Teezubereitung einsetzen. 1 bis 2 Teelöffel (ca. 0,5 bis 3 g) geschnittene Eibischwurzel bzw. 1 Esslöffel (ca. 2 g) geschnittene Eibischblätter mit ca. 150 ml kaltem Wasser übergießen und unter gelegentlichem Umrühren 1 bis 2 Std. stehen lassen (Kaltauszug). Danach kurz erhitzen und wieder abkühlen. 3-mal täglich eine Tasse Eibischaufguss kalt trinken.
Unerwünschte Wirkungen
Es können Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten. Die Häufigkeit ist nicht bekannt. Diabetiker müssen bei Eibischsirup die Angabe des Zuckergehalts auf der Packung beachten.
Wechselwirkungen
Die Resorption gleichzeitig eingenommener Arzneimittel kann durch die in Eibischwurzel enthaltenen Schleimstoffe verzögert werden. Es sollten deshalb ca. 2 Stunden Abstand zur Einnahme anderer Arzneimittel eingehalten werden.
Gegenanzeigen
Für die Anwendung von Eibischwurzel während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Die Anwendung von Eibischsirup bei Kindern unter 3 Jahren wird nicht empfohlen. Die Gabe von Eibischpastillen bei Kindern unter 6 Jahren wird ebenfalls nicht empfohlen, da die Gefahr des Verschluckens besteht.
Hinweis
Nach der Einnahme von Eibischsaft oder -pastillen möglichst 30 Minuten nichts essen oder trinken, da dadurch die Wirkung vermindert wird.
Quellen
- Schilcher H.,(Hrsg.): Leitfaden Phytotherapie, Elsevier GmbH München 2016.
- Van Wyk/Wink/Wink: Handbuch der Arzneipflanzen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (WVG) 2015. ISBN 978-3-8047-3409-8.
- Deters A, Zippel J, Hellenbrandt N, Possemeyer C, Hensel A. Aqueous extracts and polysaccharides from marshmallow roots (Althaea officinalis L.): cellular internalisation and stimulation of cell physiology of human epithelial cells in vitro. J Ethnopharmacol 2010;127:62-69
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