Dioxinvergiftung
Definition
Eine Dioxinvergiftung beschreibt einen Symptomkomplex, der bei der Intoxikation des menschlichen Organismus mit polychlorierten Dibenzo-p-dioxinen und Dibenzofuranen auftritt. Dabei handelt es sich um die gängigsten Substanzen aus der Stoffklasse der Dioxine. Chemisch gesehen handelt es sich um chlorierte organische Verbindungen.
Synthese der Dioxine
Dioxine entstehen in der Regel als Nebenprodukte einer Synthese von chlororganischen Chemikalien wie zum Beispiel Methylchlorid oder Chlorbenzol. Diese Chemikalien finden sich z.B. in Pflanzenschutzmitteln oder bestimmten Hydraulikölen. Des Weiteren entstehen Dioxine bei Redoxreaktionen von organischen Molekülen in Anwesenheit von chlorhaltigen Verbindungen.
Aufnahme
Da sich in zahlreichen Lebensmitteln eine extrem geringe Menge an Dioxinen befindet, besteht der Hauptaufnahmeweg über die Nahrung. Da sich sowohl Dibenzo-p-Dioxin als auch Dibenzofurane am besten in Fett lösen können, sind besonders fetthaltige Nahrungsmittel wie Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier (Cholesterin) und Meeresfrüchte dioxinhaltig. Ein weiterer Aufnahmeweg ist die Resorption über die Lunge. Eine Aufnahme über die Haut ist ebenfalls möglich, aber so gering, dass sie nur bei extrem hohen Dioxinwerten eine Rolle spielt.
Wirkung im Körper
- Anlagerung der aufgenommenen Dioxinverbindungen an Lipide und Lipoproteine (v.a. HDL und LDL) im Blut
- Verteilung und Zirkulation der Giftstoffe in der Blutbahn durch den Organismus
- Anreicherung im Fettgewebe und in der Leber
- Im Fettgewebe gebundene Dioxine werden inaktiv und erst bei Freisetzung (durch Lipolyse wieder aktiviert).
- Eine besonders starke Belastung stellt Dioxin für Säuglinge dar, da sich die Substanzen sehr gut in der stark fetthaltigen Muttermilch anreichern.
- Metabolisierung von Dioxinen in der Leber durch reduktive Dehalogenierung oder Hydroxylierung durch den Cytochrom-P450-Enzymkomplex
Sofortige Giftwirkung
- akute toxische Wirkung durch Bindung an den Arylhydrocarbon-Rezeptor (liganden-aktivierter Transkriptionsfaktor)
- Nach Bindung lagert sich der Enzym-Substrat-Komplex an die DNA an.
- Es erfolgt eine unnatürlich starke Bildung von fremdstoffabbauenden Enzymen wie den Cytochrom-P450-Monooxygenasen.
Langfristige Auswirkungen
- erhöhtes Risiko für Sarkome
- erhöhtes Risiko für die Ausbildung eines Lungenkarzinoms
- häufiges Auftreten von Leukämien
- Fehlgeburten
- Zeugungsunfähigkeit
Symptome
- starke, lang anhaltende Hautveränderungen (z.B. Ekzeme und insbesondere Chlorakne)
- deutlicher Gewichtsverlust
- Anstieg der Cholesterinwerte und der freien Fettsäuren im Blut (Leberschädigung)
- Infektanfälligkeit
- Stoffwechselentgleisungen
Therapie
Eine spezifische Therapie gegen eine Dioxinvergiftung existiert bisher (2026) nicht. Die Behandlung ist symptomatisch. Ein therapeutischer Nutzen von Kortison, Fasten, Paraffinöl oder Medizinalkohle zur Beschleunigung der (sehr langen) Elimination aus dem Organismus ist aktuell nicht belegt.