Delayed Sequence Intubation
Deutsch: Verzögerte (Notfall) Intubation
Synonym: Delayed Sequence Induction
Englisch: delayed sequence intubation
Definition
Die Delayed Sequence Intubation, kurz DSI, ist eine Form der Notfallnarkose, die bei kritischen, initial hypoxischen Patienten eingesetzt wird. Vor der Intubation erfolgt eine Sedierung (z.B. mit Esketamin oder Ketamin) zur Optimierung der Präoxygenierung.
siehe auch: Blitzeinleitung
Hintergrund
Die DSI ist besonders bei Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen geeignet, da Esketamin bronchodilatative Eigenschaften besitzt. Es ermöglicht den Erhalt von Schutzreflexen und eine reduzierte Apnoegefahr, sodass eine effektive Präoxygenierung erfolgen kann.
Indikationen
- agitiertes Delir
- Patienten, die eine Notfallnarkose benötigen, jedoch keine Präoxygenierung via Sauerstoffbrille, Sauerstoffmaske, Beutel-Masken-Beatmung oder nichtinvasiver Beatmung (NIV) tolerieren
- andere vor der Intubation benötigte Verfahren, die nicht vom Patienten toleriert werden (z.B. das Legen einer Magensonde vor der Intubation bei gastrointestinaler Blutung)
Ablauf
Ein beispielhafter Ablauf einer DSI umfasst:
- optimierte Lagerung: z.B. mindestens 30°-Oberkörperhochlagerung
- Sedierung, z.B. mit 0,5 – 0,75 mg/kgKG i.v. Esketamin oder 1 – 1,5 mg/kgKG i.v. Ketamin als langsamer Bolus über 15–30 Sekunden, um einen Atemstillstand zu vermeiden.
- Falls erforderlich: zusätzliche Dosen von 0,25 mg/kgKG i.v. Esketamin oder 0,5 mg/kgKG i.v. Ketamin bis zum Erreichen einer vollständigen Dissoziation
- Sicherstellung der freien Atemwege
- Anlegen einer Sauerstoffbrille mit 15 l/min O₂ vor der Präoxygenierung
- Präoxygenierung je nach Ausgangs-SpO₂ (z.B. mit einer maschinellen NIV oder einer Beutel-Masken-Beatmung mit PEEP-Ventil bei min. 15 l/min O₂)
- Verabreichung eines Muskelrelaxans nach erfolgreicher Präoxygenierung (z.B. Suxamethonium 1,5 mg/kgKG i.v. oder Rocuronium 1,2 mg/kgKG i.v.) mit einer Wartezeit von 45 bis 60 Sekunden
- Durchführung der Intubation
Bei starker Agitation kann Esketamin auch i.m. injiziert werden, falls eine Anlage des i.v Zugangs nicht möglich ist. Dabei ist jedoch eine Anpassung der Dosis notwendig.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Komplikationen
Folgende Komplikationen sind zu bedenken:
- erhöhte Aspirationsgefahr
- Komplikationen der NIV
- Fehlintubation
- Nebenwirkungen der Medikamente
Literatur
- Taylor und Hohl. Delayed sequence intubation: is it ready for prime time? CJEM. 19(1):68-70. 2017
- Notfallguru – Delayed Sequence Induction (DSI), abgerufen am 24.02.2025
- Life in the fastlane – Delayed sequence intubation (DSI), abgerufen am 24.02.2025