Cholinergische Urtikaria
Synonyme: Schwitzurtikaria, cholinerge Urtikaria
Definition
Die cholinergische Urtikaria ist eine Sonderform der chronischen induzierbaren Urtikaria. Eine Erhöhung der Körperkerntemperatur führt dabei zum Auftreten von Quaddeln.
Epidemiologie
Die cholinergische Urtikaria betrifft überwiegend Jugendliche bzw. junge Erwachsene mit einer Prävalenz von etwa 10 %. Sie kann auch in Kombination mit einer Kälteurtikaria auftreten.
Ätiologie
Die cholinergische Urtikaria gilt als histaminvermittelte Reaktion, wobei die genauen Mechanismen aktuell (2020) unklar sind. Denkbar ist eine Beteiligung von Acetylcholin aus lokalen sympathischen Nervenendigungen sowie eine Typ-I-Allergie auf Schweißantigene.
Klinik
Bei der cholinergischen Urtikaria treten Quaddeln nach Erhöhung der Körperkerntemperatur auf, z.B. nach körperlicher Anstrengung, bei Fieber, heißen Bädern sowie bei stark gewürzten Speisen, alkoholischen Getränken oder emotionalem Stress.
Die Quaddeln bestehen für wenige Minuten bis eine Stunde, sind stark juckend und 2 bis 3 mm groß. Sie zeigen einen erythematösen Hof und treten disseminiert am oberen Rumpf auf. Allgemeinsymptome (z.B. Übelkeit, Bauchschmerzen, Diarrhö, Kopfschmerzen, Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit) sind möglich.
Diagnostik
Die cholinergische Urtikaria kann durch eine Provokationstestung mit Hilfe eines Fahrradergometers oder eines heißen Teilkörperbades diagnostiziert werden.
Differenzialdiagnosen
Treten die Quaddeln nur im Bad auf, sind eine aquagene Urtikaria oder eine Wärmeurtikaria auszuschließen. Fällt nur der Belastungstest auf dem Fahrradergometer positiv aus, ist an eine anstrengungsinduzierte Urtikaria zu denken.
Therapie
Die cholinergische Urtikaria wird mit H1-Rezeptorantagonisten symptomatisch behandelt. Diese werden entweder regelmäßig oder prophylaktisch 30 bis 60 Minuten vor einer auslösenden Situation eingenommen. Denkbare Alternativen sind Omalizumab, Ketotifen, Danazol, Montelukast, Betablocker und Prednisolon.
Prognose
Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt 7,5 Jahre, wobei Verläufe über 30 Jahre möglich sind.