Beckengürtelmuskulatur (Veterinärmedizin)
Synonyme: Beckengürtelmuskeln, innere Lendenmuskulatur
Definition
Als Beckengürtelmuskulatur oder auch innere Lendenmuskulatur bezeichnet man eine Gruppe von Skelettmuskeln beim Haussäugetier, die tief liegend zwischen dem Lendenbereich und dem Becken bzw. Oberschenkelbein (Femur) verkehrt.
Anatomie
Die Beckengrütelmuskulatur ist eine Gruppe von Muskeln, die ventral der Wirbelsäule entspringen und entweder am Becken oder am Oberschenkelbein enden. Aufgrund ihrer Lage und ihres Verlaufs haben sie die Möglichkeit, die Stellung des Beckens direkt oder indirekt zu beeinflussen. Im Gegensatz dazu werden die Kruppen- und die Hinterbackenmuskeln, die teilweise auch noch am Kreuzbein (Os sacrum) und an der Schwanzwirbelsäule entspringen, als wichtigste Beweger des Hüft- und Kniegelenks zur Eigenmuskulatur der Beckengliedmaße gezählt.
Aufgrund der festen Verbindung des Beckens mit der Wirbelsäule durch das straffe Iliosakralgelenk (Articulatio sacroiliaca), sind die Muskeln des Beckengürtels weniger zahlreich und weniger stark gegliedert ais die sich viel ausgepräter an der Lokomotion beteiligten Schultergürtelmuskeln.
Muskeln
Zur Beckengürtelmuskulatur gehören:
- Musculus psoas minor
- Musculus iliopsoas, bestehend aus:
- Musculus quadratus lumborum
Innervation
Die Muskeln des Beckengürtels werden von Ästen der segmental entspringenden Spinalnerven motorisch versorgt:
- Beim Hund: Zweige der Rami ventrales des ersten 4 bis 5 Lendennerven.
- Beim Pferd: Zweige der letzten Interkostalnerven, der Rami ventrales der Lendennerven, des Plexus lumbalis, des Nervus femoralis und des Nervus genitofemoralis
Funktion
Die Beckengürtelmuskeln haben sowohl statische, als auch aktive, dynamische Funktionen. So wirkt der Musculus psoas minor v.a. statisch auf die untere Verspannung zwischen der Wirbelsäule und dem Becken. Zusammen mit den Ligamenta sacroiliaca dorsalia (obere Verspannung) fixiert er das Becken in seiner arttypischen Stellung. Um die Lendenwirbelsäule zu festigen und damit ihre Tragfähigkeit zu erhöhen, unterstützt bei den großen Pflanzenfressern der stark sehnig durchsetzte Musculus quadratus lumborum die Statik des kaudalen Wirbelsäulenabschnittes.
Die dynamische Bedeutung der Beckengürtelmuskulatur liegt viel weniger in ihrer direkten Wirkung auf die Lage des Beckens, als vielmehr in einer aktiven Beeinflussung der beweglichen Lendenwirbelsäule und der freien Hintergliedmaße. Zusammen mit der Bauchmuskulatur sorgt die innere Lendenmuskulatur für eine unterschiedlich stark dorsalkonvex gekrümmte (Kyphose) Wirbelsäule (sichtbar beim Katzenbuckel als Drohgebärde).
Die Beckengürtelmuskulatur nimmt bei allen Haussäugetieren aktiv an der Vorwärtsbewegung teil, indem der Musculus iliopsoas die Hintergliedmaße in der Schwingphase des Hangbeins nach vorne führen hilft.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band I: Bewegungsapparat. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
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