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Anamnese

von altgriechisch: ἀνάμνησις ("anámnēsis") - Erinnerung
Synonym: Krankengeschichte, Fallaufnahme
Englisch: past medical history, anamnesis

1. Definition

Die Anamnese ist eine systematische Befragung, die den Gesundheitszustand eines Individuums zum Thema hat. Sie wird vom Arzt oder einer anderen mit der Behandlung betreuten Person durchgeführt, um die aktuellen Beschwerden, die gesundheitliche Vorgeschichte, besondere Dispositionen (z.B. Allergien), die Lebensumstände und das genetische Risiko des Patienten zu erfassen.

2. Hintergrund

Die Bezeichnung Anamnese wird sowohl für den Vorgang, die Anamneseerhebung, als auch für den Inhalt der Krankengeschichte verwendet. Von der Anamnese abgegrenzt wird die gezielte Gewinnung weiterer Informationen durch die Exploration.

Den zeitlichen Gegenpol zur Anamnese bildet die Katamnese.

3. Zielsetzung

Eine sorgsame Anamneseerhebung ist wegweisend für Art und Umfang der weiterführenden diagnostischen Maßnahmen. Eine effiziente Anamnese strukturiert die Fragen an den Patienten so, dass ein "Funnel" entsteht, der das Problem rasch eingrenzt und damit eine Verdachtsdiagnose ermöglicht. Ohne diese Eingrenzung ist die anschließende Diagnostik ungezielt und kann den Behandler durch pathologische Befunde, die nichts mit dem eigentlichen Problem des Patienten zu tun haben, in die falsche Richtung führen.

Neben der Entgegennahme von Informationen gibt die Anamnese dem Arzt die Gelegenheit, den Patienten zu beobachten und zusätzliche Erkenntnisse zu sammeln, z.B. über die psychische Grundhaltung, den Bewusstseinszustand oder den Bildungsgrad. Auch erfolgt quasi "nebenher" eine erste, orientierende Inspektion des Patienten (Gesichtsfarbe, Körperhaltung, Atemgeräusche usw.).

4. Einteilung

4.1. ...nach Befragtem

Die Anamnese kann auf den Angaben des Patienten selbst beruhen (Eigenanamnese) oder - vor allem bei Bewusstseinsstörungen - auf den Angaben von Angehörigen oder Beobachtern. In diesem Fall spricht man von Fremdanamnese.

4.2. ...nach Gegenstand

Nach dem jeweiligen Gegenstand der Befragung kann man die Anamnese in 4 große Bereiche untergliedern:

  • Somatische Anamnese
  • Psychische Anamnese
  • Soziale Anamnese
  • Familienanamnese

Fragen, die sich auf den körperlichen Zustand des Patienten beziehen, gehören zur "Somatischen Anamnese". Davon abgegrenzt wird die "Psychische Anamnese", die sich mit der Psyche des Patienten beschäftigt. Ein weiteres Befragungsfeld ist die "Soziale Anamnese", die das gesellschaftliche Umfeld des Patienten erforscht. Das genetische Risiko für bestimmte Erkrankungen wird im Rahmen der Familienanamnese erhoben. Umschließt die Anamnese darüber hinaus die gesamte Lebensgeschichte des Patienten, spricht man auch von einer "Biografischen Anamnese".

Eine besondere Form der Anamnese im Rahmen der Alten- oder Krankenpflege ist die durch das Pflegepersonal erhobene Pflegeanamnese. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl anderer anamnestischer Befragungsthemen, zum Beispiel:

4.3. ...nach Fokus

Die Anamnese erfasst eine große Anzahl verschiedener Fakten. Deshalb bildet der genaue Fokus der Anamnese eine weitere Dimension. Die Fragen, die sich auf die Beschwerden beziehen, die den Patienten zum Arzt geführt haben, werden als "Spezielle Anamnese" oder "Aktuelle Anamnese" zusammen gefasst. Alle Angaben, die nicht unmittelbar mit den Beschwerden zusammen hängen, sind Bestandteil der "Allgemeinen Anamnese" (AA).

Die Allgemeine Anamnese fragt in der Regel nach folgenden Inhalten:

4.4. ...nach Fachgebiet

Eine andere häufig verwendete Klassifizierung der Anamnese ist die Zuordnung der Angaben zu einem Fachgebiet, z.B. als gynäkologische Anamnese, urologische Anamnese, kardiologische Anamnese usw.

Hier sind auch Anamneseverfahren in besonderen medizinischen Situationen, wie die Notfallanamnese, einzuordnen.

4.5. ...nach Zeitpunkt

5. Dokumentation

Die Erfassung der anamnestischen Angaben erfolgt im so genannten Anamnesebogen. Er hat neben der medizinischen auch forensische Relevanz und bildet deshalb einen festen Bestandteil der Krankenakte. Im klinischen Alltag werden auch zunehmend Computersysteme eingesetzt, mit denen der Arzt oder der Patient die Angaben in digitaler Form erfassen.

6. Neuere Entwicklungen

Die Entwicklung des Machine Learnings und der künstlichen Intelligenz ermöglichen die Erhebung der Anamnese auch unabhängig vom Arzt über Expertensysteme, die in Form von Chatbots anhand von Hierarchiebäumen und/oder Graphendatenbanken mit dem Patienten interagieren und ebenfalls in der Lage sind, Verdachtsdiagnosen zu formulieren.

7. Beispiele

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