Hunger: Unterschied zwischen den Versionen

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''Hunger'' bezeichnet einerseits einen umgangssprachlichen Ausdruck für ''[[Unterernährung]]'' und einen [[Physiologie|physiologisches]] [[Empfindung|Empfinden]]. Bei dieser Empfindung spielen zahlreiche physiologische Prozesse eine Rolle, die das Hungergefühl auslösen, das [[Essverhalten]] steuern und das Hungergefühl wieder aussetzen lassen.
Der Begriff '''Hunger''' bezeichnet ein [[physiologisch]]es Verlangen nach [[Nahrungsaufnahme]]. Bei dieser Empfindung spielen zahlreiche physiologische Prozesse eine Rolle, die das Hungergefühl auslösen, das [[Essverhalten]] steuern und das Hungergefühl wieder aussetzen lassen.
Während des hungerns werden im Körper Reservestoffe wie z.B. [[Fettgewebe]] abgebaut um die ständig benötigten [[Nährstoff|Nährstoffe]] zu gewinnen.
Während des Hungerns werden im Körper Reservestoffe wie z.B. [[Fettgewebe]] abgebaut um die ständig benötigten [[Nährstoff|Nährstoffe]] zu gewinnen.


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Direkt nach der Nahrungsaufnahme werden in der Leber aus [[Glukose]] [[Glykogen]] aufgebaut. Dieses Glykogen ist der kurzzeit-Energiespeicher des Körpers. Einige Zeit (je nach Aktivität und Nahrungsmenge, meist einige Stunden) nach der Nahrungsaufnahme sinkt der Glykogenspiegel in der [[Leber]], weshalb nun zur Aufrechterhaltung des [[Blutglukosespiegel|Blutglukosespiegels]] [[Fettgewebe|Fett-]] und [[Protein|Proteinreserven]] verstoffwechselt werden müssen. Verschiedene [[Rezeptor|Rezeptoren]] in der Leber und im [[Magen]] bewirken daraufhin im [[Hypothalamus]] die Auslösung des als unangenehm empfundenen Hungergefühls.
Direkt nach der Nahrungsaufnahme werden in der Leber aus [[Glukose]] [[Glykogen]] aufgebaut. Dieses Glykogen ist der kurzzeit-Energiespeicher des Körpers. Einige Zeit (je nach Aktivität und Nahrungsmenge, meist einige Stunden) nach der Nahrungsaufnahme sinkt der Glykogenspiegel in der [[Leber]], weshalb nun zur Aufrechterhaltung des [[Blutglukosespiegel|Blutglukosespiegels]] [[Fettgewebe|Fett-]] und [[Protein|Proteinreserven]] verstoffwechselt werden müssen. Verschiedene [[Rezeptor|Rezeptoren]] in der Leber und im [[Magen]] bewirken daraufhin im [[Hypothalamus]] die Auslösung des als unangenehm empfundenen Hungergefühls.
Vom Gehirn wird außerdem der [[Insulin|Insulinspiegel]] und die Menge der im Körper vorhandenen Fettreserven registriert, was ebenfalls auswirkungen auf das Hungergefühl hat. Das Fettgewebe sezerniert permanent das [[Hormon]] [[Leptin]], welches das Hungergefühl dämpft. Bei [[Adipositas|adipösen]] Patienten wirkt der hohe Leptinspiegel jedoch nicht mehr auf das Hungergefühl, sondern die [[Neuron|Zielneuronen]] zeigen eine [[Resistenz]] gegenüber Leptin.
Vom Gehirn wird außerdem der [[Insulin|Insulinspiegel]] und die Menge der im Körper vorhandenen Fettreserven registriert, was ebenfalls auswirkungen auf das Hungergefühl hat. Das Fettgewebe sezerniert permanent das [[Hormon]] [[Leptin]], welches das Hungergefühl dämpft. Bei [[Adipositas|adipösen]] Patienten wirkt der hohe Leptinspiegel jedoch nicht mehr auf das Hungergefühl, sondern die [[Neuron|Zielneuronen]] zeigen eine [[Resistenz]] gegenüber Leptin.
Vor einigen Jahren entdeckte man ein weiteres Hormon, welches Einfluss auf den Appetit nimmt: [[Ghrelin]]. Dieses vor allem von der [[Magenschleimhaut]] produzierte Hormon setzt [[Wachstumshormon|Wachstumshormone]] frei und wirkt appetidanregend. In Hungerphasen ist der Hormonspiegel im [[Blut]] erhöht, nach der Nahrungsaufnahme ist er erniedrigt. Eine Wirkung von Ghrelin auf das Hungergefühl ist nachgewiesen, allerdings noch nicht vollständig geklärt.
Vor einigen Jahren entdeckte man ein weiteres Hormon, welches Einfluss auf den Appetit nimmt: [[Ghrelin]]. Dieses vor allem von der [[Magenschleimhaut]] produzierte Hormon setzt [[Wachstumshormon|Wachstumshormone]] frei und wirkt appetidanregend. In Hungerphasen ist der Hormonspiegel im [[Blut]] erhöht, nach der Nahrungsaufnahme ist er erniedrigt. Eine Wirkung von Ghrelin auf das Hungergefühl ist nachgewiesen, allerdings noch nicht vollständig geklärt.
Kommt es beim Hungerzustand zur Nahrungsaufnahme werden zunächst [[Mechanorezeptoren]] des Magens aktiv, die die Füllung registrieren. Diese Signale wirken im Hypothalamus dämpfend auf den Hungerreiz. Das [[Sättigungsgefühl]] tritt jedoch erst vollständig ein, wenn bestimmte [[Chemorezeptoren]] im [[Dünndarm]] und Leber aktiviert werden und den Nährstoffgehalt der Nahrung an das [[Gehirn]] melden.
Kommt es beim Hungerzustand zur Nahrungsaufnahme werden zunächst [[Mechanorezeptoren]] des Magens aktiv, die die Füllung registrieren. Diese Signale wirken im Hypothalamus dämpfend auf den Hungerreiz. Das [[Sättigungsgefühl]] tritt jedoch erst vollständig ein, wenn bestimmte [[Chemorezeptoren]] im [[Dünndarm]] und Leber aktiviert werden und den Nährstoffgehalt der Nahrung an das [[Gehirn]] melden.

Version vom 27. Oktober 2007, 17:49 Uhr

Englisch: hunger

Definition

Der Begriff Hunger bezeichnet ein physiologisches Verlangen nach Nahrungsaufnahme. Bei dieser Empfindung spielen zahlreiche physiologische Prozesse eine Rolle, die das Hungergefühl auslösen, das Essverhalten steuern und das Hungergefühl wieder aussetzen lassen. Während des Hungerns werden im Körper Reservestoffe wie z.B. Fettgewebe abgebaut um die ständig benötigten Nährstoffe zu gewinnen.

Physiologie

Die physiologischen Prozesse im menschlichen Körper während des Hungerzustands sind zahlreich und sehr komplex miteinander verknüpft. Hier wird der physiologische Prozess daher nur vereinfacht dargestellt.

Direkt nach der Nahrungsaufnahme werden in der Leber aus Glukose Glykogen aufgebaut. Dieses Glykogen ist der kurzzeit-Energiespeicher des Körpers. Einige Zeit (je nach Aktivität und Nahrungsmenge, meist einige Stunden) nach der Nahrungsaufnahme sinkt der Glykogenspiegel in der Leber, weshalb nun zur Aufrechterhaltung des Blutglukosespiegels Fett- und Proteinreserven verstoffwechselt werden müssen. Verschiedene Rezeptoren in der Leber und im Magen bewirken daraufhin im Hypothalamus die Auslösung des als unangenehm empfundenen Hungergefühls. Vom Gehirn wird außerdem der Insulinspiegel und die Menge der im Körper vorhandenen Fettreserven registriert, was ebenfalls auswirkungen auf das Hungergefühl hat. Das Fettgewebe sezerniert permanent das Hormon Leptin, welches das Hungergefühl dämpft. Bei adipösen Patienten wirkt der hohe Leptinspiegel jedoch nicht mehr auf das Hungergefühl, sondern die Zielneuronen zeigen eine Resistenz gegenüber Leptin.

Vor einigen Jahren entdeckte man ein weiteres Hormon, welches Einfluss auf den Appetit nimmt: Ghrelin. Dieses vor allem von der Magenschleimhaut produzierte Hormon setzt Wachstumshormone frei und wirkt appetidanregend. In Hungerphasen ist der Hormonspiegel im Blut erhöht, nach der Nahrungsaufnahme ist er erniedrigt. Eine Wirkung von Ghrelin auf das Hungergefühl ist nachgewiesen, allerdings noch nicht vollständig geklärt. Kommt es beim Hungerzustand zur Nahrungsaufnahme werden zunächst Mechanorezeptoren des Magens aktiv, die die Füllung registrieren. Diese Signale wirken im Hypothalamus dämpfend auf den Hungerreiz. Das Sättigungsgefühl tritt jedoch erst vollständig ein, wenn bestimmte Chemorezeptoren im Dünndarm und Leber aktiviert werden und den Nährstoffgehalt der Nahrung an das Gehirn melden.

Appetit und Heißhunger

Der Appetit ist eher ein psychischer als ein physiologischer Prozess. Verschiedene Faktoren (zum Beispiel ein außergewöhlich guter Geschmack) können bewirken, dass trotz eingetretener Sättigung weitergegessen wird. Auch kommt es oft vor, dass ohne Hungergefühl trotzdem der Drang nach Nahrung verspürt wird. Dies ist vermutlich ein entscheidener Faktor bei der Entstehung von Adipositas. Heißhunger kann ein physiologischer aber auch psychischer Vorgang sein. Er zeichnet sich durch plötzlich auftretenden Drang nach sofortiger Nahrungsaufnahme aus. Oft drängt es die betroffene Person nach bestimmten Nahrungsmitteln wie etwas süßem oder etwas salzigem. Vermutlich liegt das an einem im Körper kurzzeitig abgesunkenem Blutglukosespiegel (beim Heißhunger auf süßes) bzw. an einem Bedarf an Elektrolyten (beim Heißhunger auf salziges). Beim psychischem Heißhunger sind die Gründe jedoch anderswo zu suchen, beispielsweise in starken Emotionen oder Stress. Regelmäßige Heißhungerattacken können Symptome von Essstörungen wie Adipositas oder Bulimie sein.

siehe auch