Nebenhoden (Veterinärmedizin): Unterschied zwischen den Versionen

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Der Nebenhoden wird, gleich dem Hoden, über die [[Arteria testicularis (Veterinärmedizin)|Arteria testicularis]] [[arteriell]] versorgt. Sie entspringt direkt aus der [[Aorta abdominalis (Veterinärmedizin)|Aorta abdominalis]] und erreicht zusammen mit dem Samenstrang die Extremitas capitata testis. Während ihres Verlaufs vom [[kranial]]en zum [[kaudal]]en Hodenpol entlässt sie Rami epididymales, die für Versorgung des Nebenhodens zuständig sind. Diese Äste entlassen wiederum Rami ductus deferentis, die sich an der [[Vaskularisation]] des Samenleiters beteiligen.
Der Nebenhoden wird, gleich dem Hoden, über die [[Arteria testicularis (Veterinärmedizin)|Arteria testicularis]] [[arteriell]] versorgt. Sie entspringt direkt aus der [[Aorta abdominalis (Veterinärmedizin)|Aorta abdominalis]] und erreicht zusammen mit dem Samenstrang die Extremitas capitata testis. Während ihres Verlaufs vom [[kranial]]en zum [[kaudal]]en Hodenpol entlässt sie Rami epididymales, die für Versorgung des Nebenhodens zuständig sind. Diese Äste entlassen wiederum Rami ductus deferentis, die sich an der [[Vaskularisation]] des [[Samenleiter (Veterinärmedizin)|Samenleiters]] (Ductus deferns) beteiligen.


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Die [[luminal]]e Oberfläche der Ductuli efferentes weist [[hochprismatisch]]e, [[kinozilie]]ntragende [[Epithelzelle]]n auf, die für einen kontinuierlichen Transport des [[Sekret]]s und der darin noch unbeweglichen Samenzellen sorgen. Außerdem befinden sich auch zilienfreie Epithelzellen an der Oberfläche, die für die Resorption der hierhin aus dem Hoden gelangten Sekrete zuständig sind.
Die [[luminal]]e Oberfläche der Ductuli efferentes weist [[hochprismatisch]]e, [[kinozilie]]ntragende [[Epithelzelle]]n auf, die für einen kontinuierlichen Transport des [[Sekret]]s und der darin noch unbeweglichen Samenzellen sorgen. Außerdem befinden sich auch zilienfreie Epithelzellen an der Oberfläche, die für die Resorption der hierhin aus dem Hoden gelangten Sekrete zuständig sind.


Die Summe aller Ductuli efferentes eines Nebenhodenkopfes ergibt nach deren Vereinigung den [[Nebenhodenkanal]] (Ductus epididymidis). Dieser weist in der Regel eine beträchtliche Länge auf, sodass er beim Rüde 5 - 8 m, bei der [[Katze]] 1,5 - 3 m, beim Eber 17 - 18 m, beim [[kleiner Wiederkäuer|kleinen Wiederkäuer]] 47 - 52 m, beim Stier 40 - 50 m und beim Hengst 72 - 81 m aufweist. Um diese Länge in den Nebenhoden einpacken zu können, muss er in viele und enge Schlingen gelegt sein. Diese sind wiederum von Bindegewebe eingehüllt und bilden so den Nebenhodenkörper und den Nebenhodenschwanz. Das luminale Epithel weist hier eine Zweireihigkeit auf und besteht aus verschiedenen differenzierten Zellen. Aufgrund der hohen Population an hohen, prismatischen Zellen, die zu Büscheln verklebte [[Stereozilie]]n tragen, können diese Zellen vielfältige resorptive und sekretorische Leistungen erbringen, weshalb ein Milieu entsteht, das den Spermien nicht nur zur Zwischenspeicherung verhilft, sondern auch deren Bewegungs- und Befruchtungsfähigkeit verleiht. Gleichzeitig nimmt das Lumen sowie die glatten Muskelzellen des Nebenhodenkanals in [[distal]]er Richtung zu, sodass sie während der [[Ejakulation]] die Spermien durch [[Peristaltik|peristaltische]] Kontraktionen in den [[Samenleiter (Veterinärmedizin)|Samenleiter]] (Ductus deferens) befördern können.
Die Summe aller Ductuli efferentes eines Nebenhodenkopfes ergibt nach deren Vereinigung den [[Nebenhodenkanal]] (Ductus epididymidis). Dieser weist in der Regel eine beträchtliche Länge auf, sodass er beim Rüde 5 - 8 m, bei der [[Katze]] 1,5 - 3 m, beim Eber 17 - 18 m, beim [[kleiner Wiederkäuer|kleinen Wiederkäuer]] 47 - 52 m, beim Stier 40 - 50 m und beim Hengst 72 - 81 m aufweist. Um diese Länge in den Nebenhoden einpacken zu können, muss er in viele und enge Schlingen gelegt sein. Diese sind wiederum von Bindegewebe eingehüllt und bilden so den Nebenhodenkörper und den Nebenhodenschwanz. Das luminale Epithel weist hier eine Zweireihigkeit auf und besteht aus verschiedenen differenzierten Zellen. Aufgrund der hohen Population an hohen, prismatischen Zellen, die zu Büscheln verklebte [[Stereozilie]]n tragen, können diese Zellen vielfältige resorptive und sekretorische Leistungen erbringen, weshalb ein Milieu entsteht, das den Spermien nicht nur zur Zwischenspeicherung verhilft, sondern auch deren Bewegungs- und Befruchtungsfähigkeit verleiht. Gleichzeitig nimmt das Lumen sowie die glatten Muskelzellen des Nebenhodenkanals in [[distal]]er Richtung zu, sodass sie während der [[Ejakulation]] die Spermien durch [[Peristaltik|peristaltische]] Kontraktionen in den Samenleiter befördern können.


==Literatur==
==Literatur==

Version vom 5. Februar 2017, 11:27 Uhr

Synonym: Epididymis

Definition

Der Nebenhoden der Haussäugetiere ist ein dem Hoden angelagertes Organ, das der Reifung und Zwischenspeicherung der Samenzellen dient.

Anatomie

Am Nebenhoden kann man drei Abschnitte unterteilen:

  • Nebenhodenkopf (Caput epididymidis): ist mit der Extremitas capitata testis eng und großflächig verwachsen
  • Nebenhodenkörper (Corpus epididymidis): ist mit dem dem Margo epididymalis verwachsen und zusätzlich über das Nebenhodengekröse (Mesepididymis) verbunden; zwischen Margo epididymalis und Nebenhodenkörper bleibt lateral eine längliche Bucht offen, die von Bauchfell ausgekleidet ist und als Nebenhodentasche (Bursa testicularis) bezeichnet wird
  • Nebenhodenschwanz (Cauda epididymidis): deutlich gegen die Extremitas caudata testis abgesetzt und mit dieser durch ein kurzes, sehr derbes Band (Ligamentum testis proprium) verbunden und gleichzeitig mit der Innenwand des Processus vaginalis über das Ligamentum caudae epididymidis befestigt

Gefäßversorgung

Arterie

Der Nebenhoden wird, gleich dem Hoden, über die Arteria testicularis arteriell versorgt. Sie entspringt direkt aus der Aorta abdominalis und erreicht zusammen mit dem Samenstrang die Extremitas capitata testis. Während ihres Verlaufs vom kranialen zum kaudalen Hodenpol entlässt sie Rami epididymales, die für Versorgung des Nebenhodens zuständig sind. Diese Äste entlassen wiederum Rami ductus deferentis, die sich an der Vaskularisation des Samenleiters (Ductus deferns) beteiligen.

Vene

Der venöse Abfluss erfolgt über die Vena testicularis. Sie entspringt tierartlich variabel entweder direkt aus der Vena cava caudalis oder aus der Vena renalis sinstra bzw. Vena iliaca communis (nur beim Rind). Im Anschluss verläuft sie gemeinsam mit der Arteria testicularis im Mesorchium proximale zum tiefen Leistenring und schließlich im Samenstrang zum Hoden. Sie bildet dabei um die Arterie den Plexus pampiniformis, wobei sie an den Nebenhoden die Rami epididymales abgibt. Diese wiederum geben Äste an den Samenleiter, die als Rami ductus deferentis bezeichnet werden.

Lymphabfluss

Die Lymphe der Nebenhoden fließen gleich ab wie die Lymphe der Hoden. Sie werden in den Lymphonodi iliaci mediales bzw. lumbales aortici gesammelt, wobei sie im weiteren Verlauf in die Cisterna chyli einmünden.

Innervation

Die Innervation des Nebenhodens gleicht dem des Hodens und wird vorwiegend über sympathische Fasern erreicht. Diese entstammen zum Teil aus den Plexus des Lendenbereichs (Plexus testicularis), zum Teil aber auch aus dem sakralen Sympathikus (Plexus deferentialis). Sie alle sorgen für die Innervation der Gefäße und der glatten Muskulatur.

Histologie

Im Caput epididymidis befinden sich die Ductuli efferentes testis, wobei ihre Zahl tierartlich variiert: beim Rüde sind es 15 - 18, beim Eber 14 - 21, beim Stier 13 - 15, beim Schafbock 15 - 19 und beim Hengst 12 - 23. Ihr Verlauf weist eine starke Schlängelung auf, wobei sie durch Bindegewebe zu kleinen Läppchen (Lobuli epididymidis) zusammengefasst werden. Innerhalb eines solchen Läppchens sind die Ductuli efferentes von gefäßreichem Bindegewebe und glatten Muskelzellen umgeben.

Die luminale Oberfläche der Ductuli efferentes weist hochprismatische, kinozilientragende Epithelzellen auf, die für einen kontinuierlichen Transport des Sekrets und der darin noch unbeweglichen Samenzellen sorgen. Außerdem befinden sich auch zilienfreie Epithelzellen an der Oberfläche, die für die Resorption der hierhin aus dem Hoden gelangten Sekrete zuständig sind.

Die Summe aller Ductuli efferentes eines Nebenhodenkopfes ergibt nach deren Vereinigung den Nebenhodenkanal (Ductus epididymidis). Dieser weist in der Regel eine beträchtliche Länge auf, sodass er beim Rüde 5 - 8 m, bei der Katze 1,5 - 3 m, beim Eber 17 - 18 m, beim kleinen Wiederkäuer 47 - 52 m, beim Stier 40 - 50 m und beim Hengst 72 - 81 m aufweist. Um diese Länge in den Nebenhoden einpacken zu können, muss er in viele und enge Schlingen gelegt sein. Diese sind wiederum von Bindegewebe eingehüllt und bilden so den Nebenhodenkörper und den Nebenhodenschwanz. Das luminale Epithel weist hier eine Zweireihigkeit auf und besteht aus verschiedenen differenzierten Zellen. Aufgrund der hohen Population an hohen, prismatischen Zellen, die zu Büscheln verklebte Stereozilien tragen, können diese Zellen vielfältige resorptive und sekretorische Leistungen erbringen, weshalb ein Milieu entsteht, das den Spermien nicht nur zur Zwischenspeicherung verhilft, sondern auch deren Bewegungs- und Befruchtungsfähigkeit verleiht. Gleichzeitig nimmt das Lumen sowie die glatten Muskelzellen des Nebenhodenkanals in distaler Richtung zu, sodass sie während der Ejakulation die Spermien durch peristaltische Kontraktionen in den Samenleiter befördern können.

Literatur

  • Nickel, Richard, August Schummer, and Eugen Seiferle. Band II: Eingeweide. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.