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Probiotika sind als probiotische Arzneimittel und als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar. Beispiele für Medikamente sind Präparate, die lebensfähige Bakterien wie [[Escherichia coli|E. coli]] Stamm Nissle 1917 (Mutaflor), [[Lactobazillus|Laktobazillen]] (z.B. Paidoflor) oder auch Hefen wie [[Sacharromyces boulardii]] (z.B. Perenterol, Yomogi). Zu fordern ist der Nachweis der klinischen Wirksamkeit in GCP-gerechten Studien.
''von lateinisch: pro - für; griechisch: bios - Leben<br />''
''Handelsnamen: Mutaflor<sup>®</sup>, Paidoflor<sup>®</sup>, Perenterol<sup>®</sup> u.a''.<br />
'''''Englisch''': <name lang="en">probiotics</name>''
 
==Definition==
'''Probiotika''' sind definiert als lebende [[Mikroorganismen]], die, wenn sie in ausreichender Menge verabreicht werden, einen gesundheitlichen Nutzen für den [[Wirt]] haben (können).
 
==Hintergrund==
Nicht [[pathogen]]e Mikroorganismen besiedeln den menschlichen Körper auf vielfältige Art und beeinflussen die Gesundheit und den [[Stoffwechsel]] als [[Kommensale]] positiv. Bekanntes Beispiel ist die mikrobielle [[Besiedelung]] des [[Darm]]s. Ein Ungleichgewicht des [[Mikrobiom]]s und/oder eine Fehlbesiedelung mit pathogenen Erregern in bzw. an menschlichen Organen, [[Gewebe]]n und [[Schleimhaut|Schleimhäuten]] kann Krankheiten auslösen bzw. begünstigen.
==Wirkung==
Zu den probiotischen Mikroorganismen gehören vor allem Vertreter der [[Lactobacillaceae|Laktobazillen]], [[Bifidobakterien]] und Hefen wie [[Saccharomyces boulardii]]. Sie werden in Form von [[Nahrungsergänzungsmittel]]n und [[Arzneimittel]]n zur Therapie und [[Prävention]] von Krankheiten eingesetzt. Der Wirkmechanismus kann dabei unterschiedlich sein:
* [[kompetitiv]]e Verdrängung von pathogenen Erregern u.a. durch
**Abbau benötigter [[Substrat]]e oder Besetzung von [[Rezeptor]]en
** Produktion von [[antimikrobiell]]en Substanzen
** Verminderung des [[pH-Wert]]s
*Aktivierung des [[Immunsystem]]s im Wirt: Einige probiotische Mikroorganismen lösen im Rahmen der [[Adhäsion]] an [[Epithelzelle]]n [[Signalkaskade]]n aus, die zur Ausschüttung von [[Zytokin]]en führen.
 
==Indikationen==
Probiotika werden vor allem zur Behandlung von [[gastrointestinal]]en Beschwerden wie [[Durchfall]]erkrankungen (z.B. [[Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö]]) eingesetzt. Eine präventive Einnahme im Rahmen von [[Antibiotikatherapie]]n zum Schutz der ''"guten"'' [[Darmflora]] ist ebenfalls möglich.
 
Kontrovers diskutiert wird der Nutzen von probiotischen Lebensmitteln, vor allem Joghurts bzw. Joghurtdrinks. Diese enthalten z.T. speziell gezüchtete und patentierte Stämme probiotischer Bakterien. Inwiefern ein täglicher Verzehr dieser Produkte einen gesundheitlichen Nutzen hat, ist unklar.
 
==Kontraindikationen==
Aufgrund des bislang nicht abschätzbaren Risikos einer systemischen Besiedlung nach probiotischer Behandlung gelten schwerste Erkrankungen, [[Immunsuppression]], [[zentraler Venenkatheter|zentrale Venenkatheter]] sowie [[peripher]]e [[Katheter]] als [[Kontraindikation]]en für eine Therapie mit Probiotika. Sogar von Todesfällen aufgrund von [[Fungämie]]n nach Probiotika-Therapie wurde berichtet. Vor der Einnahme von Saccharomyces boulardii und [[Lactobacillus acidophilus]] sollten deshalb die Gegenanzeigen beachtet werden. Da eine [[Kontamination]] über Raumluft und Hände möglich ist, sollte die Handhabung der Medikamente stets mit Handschuhen und im gegebenen Fall außerhalb des Krankenzimmers von schwerkranken Patienten erfolgen.
 
==Literatur==
*[https://www.researchgate.net/publication/262520933_Mechanism_of_Action_of_Probiotics Hemaiswarya et al] Mechanism of Action of Probiotics. Braz. Arch. Biol. Technol, 2013
*Fachinformation: Paidoflor<sup>®</sup>, abgerufen am 09.03.2023
*Fachinformation: Perenterol<sup>®</sup>, abgerufen am 09.03.2023
[[Fachgebiet:Gastroenterologie]]
[[Fachgebiet:Mikrobiologie]]
[[Tag:Bakterien]]
[[Tag:Kommensale]]
[[Tag:Nahrungsergänzungsmittel]]

Aktuelle Version vom 21. März 2024, 10:13 Uhr

von lateinisch: pro - für; griechisch: bios - Leben
Handelsnamen: Mutaflor®, Paidoflor®, Perenterol® u.a.
Englisch: probiotics

Definition

Probiotika sind definiert als lebende Mikroorganismen, die, wenn sie in ausreichender Menge verabreicht werden, einen gesundheitlichen Nutzen für den Wirt haben (können).

Hintergrund

Nicht pathogene Mikroorganismen besiedeln den menschlichen Körper auf vielfältige Art und beeinflussen die Gesundheit und den Stoffwechsel als Kommensale positiv. Bekanntes Beispiel ist die mikrobielle Besiedelung des Darms. Ein Ungleichgewicht des Mikrobioms und/oder eine Fehlbesiedelung mit pathogenen Erregern in bzw. an menschlichen Organen, Geweben und Schleimhäuten kann Krankheiten auslösen bzw. begünstigen.

Wirkung

Zu den probiotischen Mikroorganismen gehören vor allem Vertreter der Laktobazillen, Bifidobakterien und Hefen wie Saccharomyces boulardii. Sie werden in Form von Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln zur Therapie und Prävention von Krankheiten eingesetzt. Der Wirkmechanismus kann dabei unterschiedlich sein:

Indikationen

Probiotika werden vor allem zur Behandlung von gastrointestinalen Beschwerden wie Durchfallerkrankungen (z.B. Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö) eingesetzt. Eine präventive Einnahme im Rahmen von Antibiotikatherapien zum Schutz der "guten" Darmflora ist ebenfalls möglich.

Kontrovers diskutiert wird der Nutzen von probiotischen Lebensmitteln, vor allem Joghurts bzw. Joghurtdrinks. Diese enthalten z.T. speziell gezüchtete und patentierte Stämme probiotischer Bakterien. Inwiefern ein täglicher Verzehr dieser Produkte einen gesundheitlichen Nutzen hat, ist unklar.

Kontraindikationen

Aufgrund des bislang nicht abschätzbaren Risikos einer systemischen Besiedlung nach probiotischer Behandlung gelten schwerste Erkrankungen, Immunsuppression, zentrale Venenkatheter sowie periphere Katheter als Kontraindikationen für eine Therapie mit Probiotika. Sogar von Todesfällen aufgrund von Fungämien nach Probiotika-Therapie wurde berichtet. Vor der Einnahme von Saccharomyces boulardii und Lactobacillus acidophilus sollten deshalb die Gegenanzeigen beachtet werden. Da eine Kontamination über Raumluft und Hände möglich ist, sollte die Handhabung der Medikamente stets mit Handschuhen und im gegebenen Fall außerhalb des Krankenzimmers von schwerkranken Patienten erfolgen.

Literatur

  • Hemaiswarya et al Mechanism of Action of Probiotics. Braz. Arch. Biol. Technol, 2013
  • Fachinformation: Paidoflor®, abgerufen am 09.03.2023
  • Fachinformation: Perenterol®, abgerufen am 09.03.2023