Zusatzweiterbildung Spezielle Viszeralchirurgie
Synonym: Zusatzbezeichnung Spezielle Viszeralchirurgie
Definition
Die Zusatzweiterbildung Spezielle Viszeralchirurgie erweitert die Facharztkompetenz in der Viszeralchirurgie. Sie vermittelt vertiefte Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in der Indikationsstellung, Durchführung und Nachsorge komplexer operativer und konservativer Eingriffe an inneren Organen. Ziel ist die sichere Behandlung von Erkrankungen, Verletzungen, Infektionen und Fehlbildungen des Gastrointestinaltraktes sowie endokriner Organe.
Hintergrund
Die Viszeralchirurgie hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich weiterentwickelt. Fortschritte in der minimalinvasiven Chirurgie, onkologischen Resektionsverfahren, endokrinen Eingriffen sowie in der perioperativen und intensivmedizinischen Versorgung haben die Behandlungsergebnisse bei komplexen Erkrankungen der inneren Organe verbessert. Gleichzeitig erfordern anspruchsvolle Krankheitsbilder, wie großvolumige Tumoren, entzündliche Darmkrankheiten, komplexe Abdominaltraumata oder endokrine Tumoren, ein spezialisiertes Fachwissen.
Die Zusatzweiterbildung stellt sicher, dass Fachärzte für Viszeralchirurgie über die notwendige Expertise verfügen, um diese komplexen Krankheitsbilder nach aktuellen Leitlinien und Standards zu behandeln. Neben der operativen Versorgung spielt auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit in Tumorkonferenzen, die Koordination interventioneller Verfahren und das Management perioperativer Risiken eine zentrale Rolle.
Weiterbildung
Die Zusatzweiterbildung Spezielle Viszeralchirurgie ist in der (Muster-)Weiterbildungsordnung (MWBO) von 2020 der Bundesärztekammer verankert.
Weiterbildungsablauf
Voraussetzung zum Erwerb der Zusatzbezeichnung ist die Facharztanerkennung im Fachgebiet Viszeralchirurgie.
Zusätzlich erforderlich sind:
- 24–36 Monate strukturierte Weiterbildung in spezieller Viszeralchirurgie an einer anerkannten Weiterbildungsstätte unter Anleitung einer befugten Person (Weiterbildungszeit ist abhängig von der Landesärztekammer)
- davon können bis zu 12 Monate bereits während der Facharztweiterbildung für spezielle Viszeralchirurgie abgeleistet und angerechnet werden (abhängig von der Landesärztekammer)
- Dokumentation von Mindestfallzahlen für komplexe operative Eingriffe (z.B. an endokrinen Organen, komplexe Resektionen des Gastrointestinaltraktes, minimalinvasive Verfahren sowie Notfall- und Traumachirurgie).
Weiterbildungsinhalt
Die Weiterbildung umfasst theoretische und praktische Kompetenzen in folgenden Bereichen:
- Differentialdiagnose und Therapieoptionen von komplexen Erkrankungen, Verletzungen, Infektionen und Fehlbildungen innerer Organe
- Spezielle instrumentelle und funktionelle Untersuchungsmethoden
- Durchführung und Befundung von Koloskopien und Ösophago-Gastro-Duodenoskopien
- Eingriffe an endokrinen Organen, z.B. an Nebennieren und Pankreas
- Thorakotomien und Thorakoskopien im Rahmen von gastroenterologischen und endokrinen Eingriffen
- Eingriffe in der Bauchhöhle und an der Bauchwand, einschließlich Resektionen, Anastomosen und Notfalleingriffen
- Komplexe proktologische Operationen und Eingriffe bei Abdominaltrauma
- Minimalinvasive Eingriffe, einschließlich diagnostischer Laparoskopien und laparoskopischer Cholezystektomien
Literatur
- Bayerische Landesärztekammer: Spezielle Viszeralchirurgie, abgerufen am 3. Oktober 2025
- Weiterbildungsordnung für Ärztinnen und Ärzte in Hessen 2020 (WBO 2020), abgerufen am 3. Oktober 2025
- Becker et al., Set Allgemein- und Viszeralchirurgie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2022