Zusatzweiterbildung Nuklearmedizinische Diagnostik für Radiologen
Definition
Die Zusatzweiterbildung Nuklearmedizinische Diagnostik erweitert die Facharztkompetenz der Radiologie um die Anwendung nuklearmedizinischer Untersuchungsverfahren. Sie umfasst die Indikationsstellung, Durchführung und Interpretation diagnostischer nuklearmedizinischer Verfahren einschließlich Szintigraphie, PET und SPECT.
Hintergrund
Die nuklearmedizinische Bildgebung hat in den vergangenen Jahren einen deutlichen technologischen Fortschritt erlebt. Hybridverfahren wie PET-CT und PET-MRT verbinden funktionelle und morphologische Information und sind heute unverzichtbar in der Onkologie, etwa zur Tumorcharakterisierung, zum Staging, Restaging und zur Therapiekontrolle. Auch in der Kardiologie (Myokardperfusionsszintigraphie), Endokrinologie (Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsendiagnostik), Neurologie (z. B. DAT-SPECT) sowie bei der muskuloskelettalen Diagnostik ist die Methode fest etabliert. Sie liefert entscheidende Zusatzinformationen gegenüber der rein anatomisch orientierten Bildgebung.
Zielsetzung
Die Zusatzweiterbildung soll Radiologen befähigen, nuklearmedizinische Diagnostik kompetent, indikationsgerecht und leitlinienorientiert einzusetzen. Sie vermittelt die sichere Auswahl und Anwendung von Radiopharmaka, die korrekte Durchführung von Szintigraphie-, SPECT- und PET-Untersuchungen sowie die fundierte Interpretation der resultierenden Befunde. Im Zentrum steht die zuverlässige Erkennung klinisch relevanter Veränderungen und deren präzise Einordnung nach wissenschaftlichen Standards.
Weiterbildung
Die Zusatzweiterbildung Nuklearmedizinische Diagnostik ist in der (Muster-)Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (MWBO 2020) verankert.
Weiterbildungsablauf
Voraussetzung zum Erwerb der Zusatzbezeichnung ist die Facharztanerkennung im Gebiet Radiologie.
Erforderlich sind:
- 24 Monate Weiterbildung in nuklearmedizinischer Diagnostik an einer befugten Weiterbildungsstätte
- Nachweis definierter Mindestuntersuchungszahlen, die Szintigraphien, SPECT- und PET-Untersuchungen verschiedener Organsysteme umfassen Kenntnisse im Strahlenschutz gemäß Strahlenschutzverordnung und Fachkundeaktualisierung.
Weiterbildungsinhalt
Die Weiterbildung vermittelt vertiefte Kenntnisse, praktische Fertigkeiten und Erfahrungen in:
- Indikationsstellung nuklearmedizinischer Untersuchungen bei onkologischen, kardiologischen, endokrinologischen, neurologischen und entzündlichen Erkrankungen
- Durchführung und Befundung von Szintigraphien (Skelett, Niere, Schilddrüse, Lunge, Myokard, Entzündungsfoci)
- Anwendung und Interpretation von Hybridverfahren (SPECT-CT, PET-CT, PET-MRT)
- Diagnostik mittels FDG-PET bei Tumorerkrankungen, entzündlichen Prozessen und neurodegenerativen Erkrankungen
- Durchführung von Myokardperfusionsszintigraphien einschließlich Belastungsprotokollen
- Schilddrüsendiagnostik (Tracerkinetik, Uptake-Messung, funktionelle Bewertung autonomer Adenome, Thyreoiditis)
- Radiopharmakologie, Qualitätskontrolle, Dosimetrie und Strahlenschutz
- Auswahl geeigneter Radiopharmaka entsprechend klinischer Fragestellung
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Onkologie, Endokrinologie, Kardiologie, Neurologie und Chirurgie
- Erstellung strukturierter schriftlicher Befunde mit klinischer Handlungsempfehlung
- Grundlagen radioaktiver Arzneimitteltherapien (z. B. Radiojod), ohne dass diese Bestandteil der Zusatzweiterbildung sind
Literatur
- Bundesärztekammer. (Muster-)Weiterbildungsordnung 2020. Zusatz-Weiterbildung Nuklearmedizinische Diagnostik für Radiologen, abgerufen am 02.12.2025
- BÄK: Zusatzweiterbildung „Nuklearmedizinische Diagnostik für Radiologen“ – Logbuch und Richtlinien, Bundesärztekammer, abgerufen am 02.12.2025