Xia-Gibbs-Syndrom
Synonyme: Intelligenzminderung-obstruktive Schlafapnoe-milde Dysmorphien-Syndrom durch AHDC1-Genmutation, XGS
Englisch: Xia-Gibbs syndrome
Definition
Das Xia-Gibbs-Syndrom, kurz XGS, ist eine syndromale Form der Intelligenzminderung. Sie ist durch muskuläre Hypotonie, Entwicklungsverzögerung, fehlende bzw. verzögerte Sprachentwicklung, intellektuelle Beeinträchtigung, obstruktive Schlafapnoe, leichte Gesichtsdysmorphien und Verhaltensstörungen gekennzeichnet. Zudem sind das begleitende Auftreten von Epilepsien, Ataxien und Nystagmus beschrieben.
Ätiologie
Ursache ist eine pathogene Mutation im AHDC1-Gen (sog. "Transkriptionsfaktor Gibbin") auf Chromosom 1p36. Das Gen kodiert ein Protein, das vermutlich eine Rolle bei der DNA-Reparatur und Transkriptionsregulation spielt. Durch vorzeitige Stopcodons oder Deletionen entsteht ein verkürztes, funktionsgestörtes Protein. Die Erkrankung wird autosomal-dominant vererbt, die meisten Fälle entstehen jedoch de novo.
Epidemiologie
Klinik
Die Symptome beginnen meist im Säuglings- oder frühen Kindesalter. Charakteristisch sind:
- Globale Entwicklungsverzögerung (motorisch und sprachlich)
- Muskelhypotonie und verspätetes Erreichen motorischer Meilensteine
- Schwere Sprachentwicklungsstörung, oft mit stark eingeschränkter expressiver Sprache
- Schlafapnoe (v.a. obstruktiv)
- Häufig Epilepsie oder epileptiforme Aktivität im EEG
- Leichte dysmorphe Gesichtsmerkmale (z. B. Mikrognathie, tiefsitzende Ohren, breiter Nasenrücken)
- Kleinwuchs, Gelenkhypermobilität, gelegentlich Skoliose
Neurologisch zeigen sich in der MRT oft verzögerte Myelinisierung, eine hypoplastische Corpus-callosum-Struktur oder retrozerebelläre Zysten.
Diagnostik
Die Diagnose wird bei klinischem Verdacht molekulargenetisch gesichert. Der Nachweis erfolgt über Whole-Exome-Sequenzierung (WES) mit Identifikation einer pathogenen AHDC1-Mutation. Bildgebung (MRT) und EEG dienen der Beurteilung neurologischer Begleitbefunde. Laborchemisch bestehen keine spezifischen Marker.
Therapie
Eine kausale Therapie ist bislang (2025) nicht verfügbar. Die Behandlung ist symptomatisch und interdisziplinär ausgerichtet:
- Physiotherapie und Ergotherapie zur Förderung motorischer Fähigkeiten
- Logopädie zur Sprachförderung
- Behandlung der Epilepsie mit Antikonvulsiva
- Atemwegsmanagement bei obstruktiver Schlafapnoe (z.B. CPAP-Therapie)
- Orthopädische Begleittherapie bei Skoliose oder Muskelhypotonie
Ein frühzeitiger Therapiebeginn verbessert Prognose und Lebensqualität erheblich.
Prognose
Der Verlauf ist individuell sehr unterschiedlich. Viele Betroffene zeigen bleibende intellektuelle Einschränkungen und lebenslange Entwicklungsverzögerungen. Einzelne Patienten erreichen im Erwachsenenalter ein stabiles Funktionsniveau mit moderater Autonomie. Die Lebenserwartung scheint – soweit bekannt – nicht verkürzt zu sein.
Literatur
- Orphanet: Xia-Gibbs-Syndrom, zuletzt abgerufen am 20.10.2025