Sprachentwicklungsstörung
Synonyme: spezifische Sprachentwicklungsstörung, primäre Spracherwerbsstörung
Englisch: developmental language disorder, DLD
Definition
Eine Sprachentwicklungsstörung, kurz SES, ist eine primäre Form der Spracherwerbsstörung. Sie bezeichnet eine Störung des Erwerbs der Muttersprache ohne erklärbare äußere Ursachen wie Hörstörungen, neurologische Erkrankungen oder Intelligenzminderung.
Symptome
Kinder mit SES zeigen:
- Eingeschränktes Sprachverständnis
- Probleme in der Pragmatik (z.B. fehlender situationsgerechter Einsatz der Sprache)
- Lautbildungsstörungen (Artikulationsprobleme)
- Reduzierten Wortschatz
- Fehler im Grammatikerwerb
Mit zunehmendem Alter werden die Kinder sich der Unterschiede zu Gleichaltrigen bewusst, was zu Frustration und kompensatorischen Strategien (z.B. Füllwörter, Pausen) führen kann.
Diagnose
Im Rahmen einer Anamnese und einer Fremdanamnese durch die Eltern kann der Pädiater oder Logopäde eine Sprachentwicklungsanomalie diagnostizieren.
Wegweisend ist das Überschreiten der Late-Talker-Grenze. Spricht ein Kind zum Zeitpunkt des zweiten Geburtstags weniger als 50 Wörter und/oder bildet keine Zwei-Wort-Sätze, gilt es als Late Talker. Kinder, die den sprachlichen Rückstand bis zum dritten Geburtstag aufholen, werden als Late Bloomer bezeichnet. In diesem Fall spricht man von einer Sprachentwicklungsverzögerung. Bleibt die sprachliche Entwicklung über den dritten Geburtstag hinaus unter der Altersnorm, ist eine Sprachentwicklungsstörung diagnostiziert.
Standardisierte Tests hinsichtlich der sprachlichen Fähigkeiten (z.B. SETK, TROG-D, PLAKSS) sowie zur Überprüfung der motorischen und kognitiven Entwicklung des Kindes können den Verdacht bestätigen.
Therapie
Mithilfe unterschiedlicher Sprachtherapien, die häufig in Form von Spielstunden gestaltet sind, kann sich das Kind Schritt für Schritt die üblichen Sprachfähigkeiten antrainieren.
Prognose
Etwa 30–50 % der Late Talker holen den Rückstand bis zum 3. Geburtstag auf. Eine persistierende SES kann bis ins Jugend- und Erwachsenenalter bestehen und sich auf schulische Leistungen, insbesondere Lesen und Schreiben, auswirken. Durch frühzeitige Förderung kann die langfristige Prognose deutlich verbessert werden.