Sprachentwicklungsverzögerung
Definition
Als Sprachentwicklungsverzögerung, kurz SEV, bezeichnet man eine Verzögerung im Erwerb sprachlicher Fähigkeiten im Vergleich zum altersentsprechenden Entwicklungstempo. Kinder mit einer SEV zeigen eine verlangsamte oder unvollständige Entwicklung in Bereichen wie Wortschatz, Grammatik, Aussprache und Sprachverständnis.
Abgrenzung
Der Begriff Sprachentwicklungsverzögerung wird dann verwendet, wenn die Sprachentwicklung eines Kindes im Vergleich zu Gleichaltrigen deutlich zurückliegt, ohne dass zwingend eine dauerhafte Störung vorliegen muss. Während eine Sprachentwicklungsstörung stärker auf eine manifeste und längerfristige Beeinträchtigung hinweist, wird der Begriff Verzögerung oft für Fälle genutzt, bei denen das Aufholen der derzeitigen Defizite noch möglich erscheint.
Eine klare Trennung ist in der Praxis jedoch schwierig, da beide Begriffe oft synonym gebraucht werden.
Ätiologie
Die Ursachen einer SEV sind vielfältig und können in organische, psychosoziale oder unklare Faktoren unterteilt werden:
- Organisch
- Psychosozial
- mangelnde sprachliche Anregung im sozialen Umfeld
- Mehrsprachigkeit in Kombination mit ungünstigen Sprachangeboten
- Vernachlässigung
- Idiopathisch
- In vielen Fällen bleibt die genaue Ursache unklar
Literatur
- Kühn, P., Sachse, S., & von Suchodoletz, W. (2015). Sprachentwicklungsverzögerung: Was wird aus Late Bloomern?. Klinische Pädiatrie, 227(04), 213-218.
- Kauschke, C., Lüke, C., Dohmen, A. et al.: Delphi-Studie zur Definition und Terminologie von Sprachentwicklungsstörungen.
- Noterdaeme, M. (2020). Definition und Klassifikation von Sprachstörungen. In Sprachentwicklung: Entwicklung–Diagnostik–Förderung im Kleinkind-und Vorschulalter (pp. 239-252). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
- Linck, H. A., & Haberkamp, H. (1976). Sprachentwicklungsbehinderung–Sprachentwicklungsverzögerung: Versuch einer Abgrenzung. Folia Phoniatrica et Logopaedica, 28(3), 141-160.