Tritrichomoniasis (Wiederkäuer)
Synonyme: Tritrichomonose der Wiederkäuer, Tritrichomonas-Infektion beim Wiederkäuer, Trichomonadenseuche der Rinder
Definition
Als Tritrichomoniasis der Wiederkäuer bezeichnet man eine durch Tritrichomonas foetus verursachte Erkrankung beim Wiederkäuer.
Erreger
Tritrichomonas foetus - ein zu den Parabasala gehörender Parasit - besitzt als typisches Merkmal ein als Parasabalkörper bezeichnetes Aggregat von Diktyosomen, das zentral im Zellkörper liegt. Der Zellkörper ist 10 bis 25 x 3 bis 15 μm groß und birnen- bis spindelförmig. Am Zellkörper sind drei (an Basalkörperchen entspringenden) Vordergeißeln sowie eine Schleppgeißel - die eine undulierende Membran bilden - ausgebildet. Die undulierende Membran erstreckt sich fast über den ganzen Zellkörper hinweg. Das Axostyl (ein dicker, röhrenförmiger Achsenstab) überragt dornartig das Hinterende.
Tritrichomonas foetus parasitiert beim Rind, wobei der Parasit auch auf Schaf, Ziege und Schwein übertragbar ist. Bei diesen Tieren führt der Befall jedoch nicht zu einer Erkrankung.
Vorkommen
Tritrichomonas foetus ist ein weltweit verbreiteter Parasit. Seit der Einführung der künstlichen Besamung ist der Parasit in Europa selten, wobei er in den großen Fleischrinderherden in Süd- und Nordamerika sowie in Australien nach wie vor ein großes Problem darstellt.
Entwicklung
Die Tritrichomoniasis der Rinder stellt eine Deckinfektion dar. Der Erreger wird im Zuge des Deckaktes oder bei der künstlichen Besamung durch kontaminierten Samen auf das Tier übertragen. Gleichzeitig ist eine mechanische Übertragung durch kontaminierte Instrumente möglich.
Tritrichomonas foetus ist ein Parasit, der die Schleimhaut des Urogenitaltraktes besiedelt. Zu den bevorzugten Ansiedlungsorten zählen beim Bullen die Präputialhöhle, der Penisgraben und die Harnröhre. Bei der Kuh sind hauptsächlich die Vagina und der Uterus betroffen.
Eine Vermehrung erfolgt durch longitudinale Zweiteilung. Eine Infektion beim Bullen kann sehr lange anhalten. Ältere Bullen können sogar ein Leben lang infiziert bleiben, wohingegen Bullen bis zum 3. Lebensjahr weniger empfänglich sind. Eine Infektion bei der Kuh bleibt in der Regel über 1 bis 5 Monate hinweg bestehen, selten auch bis zu einem Jahr. Eine erneute Infektion ist jedoch schon bereits nach wenigen Monaten nach Abheilung möglich, da sich keine dauerhafte Immunität ausbildet.
Klinik
Tritrichomonas foetus kann als Verursacher von Fruchtbarkeitsstörungen und Aborten einen erheblichen wirtschaftlichten Schaden anrichten.
Die Infektion verläuft beim Bullen meist ohne klinische Symptome. Das Paarungsverhalten sowie die Samenqualität bleiben unbeeinträchtigt, weshalb Bullen eine große Bedeutung als Erregerreservoir haben.
Kühe, die mit Tritrichomonas foetus infiziert sind, leiden oftmals an einer Entzündung der Schleimhäute im gesamten Genitaltrakt. Zu den klinischen Symptomen zählen Vestibulitits und Vaginitis (14 bis 18 Tage p.i.). Aufgrund von Schwellung kleiner Lymphfollikel erscheint die Schleimhaut rau (Reibeisenvagina). Nach einer aszendierenden Besiedelung von Uterus und Eileiter kommt es zu gehäuftem Umrinden, verlängerten Brunstintervallen und Zwischenkalbezeiten oder auch zur Sterilität. Aborte sind v.a. in der 6. bis 16. Trächtigkeitswoche zu beobachten, wobei vor dem Ausstoßen der Frucht häufig ein schleimig-eitriger Scheidenausfluss vorhanden ist.
Spontanheilungen können dann eintreten, wenn die Frucht, Eihäute und Plazenta vollständig ausgestoßen werden. In den meisten Fällen treten chronische Schleimhautentzündungen und eine permanente Sterilität ein. Selten kommt es zur Mazeration der Frucht mit anschließender Pyometra.
Diagnose
Der Verdacht einer Tritrichomoniasis besteht v.a. dann, wenn gehäuftes Umrindern, gehäufte Aborte und zunehmende Sterilität in einer Rinderherde beobachtet werden können. Eine sichere Diagnose wird mittels mikroskopischer Untersuchung oder durch eine molekularbiologische Testung (PCR) gestellt. Beim Bullen kann dazu eine Präputialspülung zur Probengewinnung herangezogen werden. Ebenso eignen sich Abstriche der Glans penis (im Idealfall 5 bis 10 Tage nach dem letzten Deckakt) oder Spülungen von der Innenwand der künstlichen Scheide unmittelbar nach der Samenentnahme. Bei Kühen können Tupferproben von der Zervix (2 Tage vor bis 2 Tage nach der Brunst oder nach Aborten) genommen werden. Ebenso können Fruchtwasser, Eihäute, abortierte Früchte (besonders der Mageninhalt) oder Pyometra-Inhalt auf Erreger untersucht werden.
Ein Erregernachweis erfolgt in den meisten Fällen mikroskopisch nach einer kulturellen Anreicherung. Damit ein sicherer Nachweis erfolgen kann, sollte die Spülung mit einer durch Hinzufügen von 5 % Pferdeserum, Penicillin und Streptomycin modifizierten, sterilen Locke-Lösung angereichert werden.
Therapie
Die früher verwendeten Nitroimidazole sind in der EU zur Therapie der Tritrichomoniasis bei den der Lebensmittelgewinnung dienenden Tieren verboten. Weibliche Rinder erfordern keine kausale Therapie.
Prophylaxe
Tritrichomonas foetus kann in kryokonservierter Samenflüssigkeit lange überleben. Aus diesem Grund sind Bullen die zur künstlichen Besamung eingesetzt werden, auf Erregerfreiheit zu untersuchen. Ein Bulle gilt jedoch erst dann als nicht infiziert, wenn in mindestens drei diagnostischen Proben keine Parasiten nachgewiesen werden können und der Bulle mindestens fünf virginelle Rinder erfolgreich gedeckt hat (Isotest).
Rinderherden, die ausschließlich mit Natursprung gehalten werden, sollten nur mit Bullen durchmischt werden, die jünger als 3 Jahre sind.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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