Transkranielle Parenchymsonografie
Definition
Die transkranielle Parenchymsonografie ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem mithilfe von Ultraschall das Gehirngewebe dargestellt werden kann.
Zur Gefäßdiagnostik wird dagegen die transkranielle Dopplersonografie verwendet.
Hintergrund
Da der Schädelknochen eine Barriere für die Schallwellen darstellt, ist die Ultraschalluntersuchung des Gehirnparenchyms nur durch sogenannte Schallfenster möglich. Dies sind Stellen, an denen die Schädelkalotte dünner ist bzw. an denen ein Foramen liegt. Folgende Schallfenster werden unterschieden:
- Temporales Schallfenster: rechts und links an der Schläfe
- Nuchales Schallfenster: im Nacken (Foramen magnum)
- Orbitales Schallfenster: an der Augenhöhle (Orbita)
Technik
Für die Darstellung der mittelliniennahen Strukturen (Hirnstamm, Substantia nigra) wird das temporale Schallfenster gewählt. Die Abbildungsqualität hängt von den Knochenverhältnissen in diesem Bereich ab. Für die Untersuchung werden standardisierte Schnittebenen verwendet, die sich an den Hirnstrukturen orientieren.
Indikationen
- Differenzierung zwischen idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS) und atypischen Parkinson-Syndromen, zum Beispiel kortikobasale Degeneration (CBD), Multisystematrophie (MSA) oder progressive supranukleäre Blickparese (PSP)
- intrazerebrale Blutungen (ersetzt keine CT-Diagnostik)
- Bestimmung der Mittellinienverlagerung bei raumfordernden intrakraniellen Prozessen (z.B. maligner Mediainfarkt, raumfordernde Blutung)
- Hydrozephalus (zur Bestimmung der Ventrikelweite, Identifikation der Ursache ist nicht möglich)
- Lagekontrollen von Elektroden bei tiefer Hirnstimulation oder Coils
- Optikusscheiden-Sonografie zur Bestimmung des Hirndrucks
- Experimenteller Einsatz z.B. bei:
Befunde
Parkinson-Syndrome
Die Hirnparenchymsonografie kann bei Parkinson-Syndromen unterstützend zur Abgrenzung zwischen dem idiopathischen Parkinson-Syndrom und atypischen Parkinson-Syndromen eingesetzt werden. Hierbei werden die Substantia nigra sowie der Nucleus lentiformis beurteilt.
Bei der Darstellung der Substantia nigra und des Nucleus lentiformis wird jeweils die Echogenität erfasst. Zudem kann auch die Weite des dritten Ventrikels wegweisend sein.
Darstellung der Substantia nigra | Darstellung des Nucleus lentiformis | Weite des III. Ventrikels | Interpretation |
---|---|---|---|
mindestens unilateral deutliche Hyperechogenität | normal (nicht darstellbar) | eher IPS, spricht gegen MSA oder PSP | |
bilateral deutliche Hyperechogenität | uni-/bilateral moderate oder deutliche Hyperechogenität | < 10 mm | spricht für CBD, aber auch IPS (eher asymmetrisch) oder LBD (eher symmetrisch) möglich |
bilateral normale Echogenität | bilateral moderate oder deutliche Hyperechogenität | < 10 mm | spricht für MSA, gegen PSP oder IPS |
> 10 mm | spricht für PSP, gegen MSA oder IPS | ||
Abkürzungen: Idiopathisches Parkinson-syndrom (IPS); Multisystematrophie (MSA); Progressive supranukleäre Blickparese (PSP); Kortikobasale Degeneration (CBD); Lewy-Body-Demenz (LBD) |
Intrazerebrale Blutung
Eine Blutung erscheint im B-Bild der Sonografie echoreicher als das umliegende Hirnparenchym. Durch Messung der Ausdehnung kann das Blutungsvolumen abgeschätzt werden.
Literatur
- Hufschmidt et al., Neurologie compact, Thieme Verlag, 8. Auflage, 2020