Torovirus-Infektion (Geflügel)
Synonym: Torovirusinfektion
Definition
Torovirusinfektionen sind eine Gruppe von Infektionskrankheiten beim Geflügel, die durch spezielle Viren des Genus Torovirus innerhalb der Familie der Coronaviridae verursacht werden.
Erreger
Toroviren sind unbehüllte, kugelförmige und etwa 120 bis 140 nm große Viren. Sie enthalten eine unsegmentiere und lineare ssRNA positiver Polarität mit einer Größe von etwa 28 kb. Die Bezeichnung entstammt dem röhrenförmigen Nukleokapsid, das zu einem offenen Torus (Reifen) geformt ist.
Innerhalb dieser Gattung werden mehrere Arten unterschieden. Beim Geflügel treten vorwiegend Infektionen mit dem Turkey Torovirus (TToV) auf.
Epidemiologie
Torovirusinfektionen sind bei Puten an Durchfallerkrankungen sowie am Runting-Stunting-Syndrome beteiligt. Die genaue wirtschaftliche Bedeutung ist jedoch bislang (2021) nicht bekannt.
Hühner sowie Hühnerembryonen scheinen resistent gegenüber dem Torovirus zu sein.
Pathogenese
Nach der Infektion heftet sich das Virus mittels S-Proteinen (manchmal auch HE-Proteinen, falls vorhanden) an die Wirtsrezeptoren an. Durch Endozytose dringt der Erreger in die Wirtszelle ein. Anschließend folgt die Synthese und proteolytische Spaltung des Replikase-Polyproteins. Es kommt zur Fusion der Virusmembran mit der endosomalen Membran (vermutlich durch E2 vermittelt), worauf das Virusgenom in das Zytoplasma freigesetzt wird.
Die Virusreplikation erfolgt im Viroplasma. Durch Synthese entsteht aus der genomischen ssRNA eine dsRNA. Durch Transkription entsteht wiederum virale mRNA sowie neue ssRNA. Es kommt zur Synthese verschiedener Strukturproteine, worauf eine Anbindung an das endoplasmatische Retikulum sowie an verschiedene intermediäre Kompartimente und des Golgi-Apparats stattfindet. Mittels Exozytose werden dann wieder neue Virionen freigesetzt.
Die Viren verursachen eine Störung der enteralen Resorption und eine Abnahme der intestinalen Maltase-Glucoamylase, die zu den klinischen Symptomen führen.
Klinik
Betroffen sind vorwiegend Puten in den ersten 3 Lebenswochen. Erkrankte Tiere leiden an Durchfall und Unruhe, sie fressen vermehrt Einstreu und es kommt zu massiven Entwicklungsstörungen (Verkümmerung).
Es wird angenommen, dass zusätzlich eine Beeinträchtigung des Immunsystems stattfindet, wodurch die Entstehung des Durchfalls begünstigt wird.
Diagnose
Toroviren lassen sich in 23 bis 24 Tage alten Putenembryonen anzüchten. Hierfür wird der Erreger über die Amnionhöhle inokuliert und anschließend vermehrt. Ein direkter Erregernachweis ist dann über eine RT-PCR möglich.
Alternativ kann auch eine Elektronenmikroskopie von frischem Darminhalt durchgeführt werden.
Therapie
Eine Kausaltherapie steht nicht zur Verfügung. Die Bekämpfung orientiert sich an den allgemeinen Hygienemaßnahmen. Es wird jedoch angenommen, dass maternale Antikörper zwar nicht vor einer Infektion, jedoch vor der Ausbildung klinischer Symptome schützen.
Quellen
- ViralZone. Torovirus SIB- Swiss Institute of Bioinformatics (abgerufen am 07.08.2021)
- Cho KO, Hoet AE. Toroviruses (Coronaviridae). Reference Module in Biomedical Sciences. 2014;B978-0-12-801238-3.02674-X. doi:10.1016/B978-0-12-801238-3.02674-X
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
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