T-Zell-vermittelte Abstoßung
Englisch: T cell-mediated rejection, TCMR
Definition
Die T-Zell-vermittelte Abstoßung, kurz TCMR, ist eine Form der Immunreaktion gegen ein transplantiertes Organ, bei der T-Lymphozyten des Empfängers Antigene des Spenders erkennen und das Transplantat angreifen.
siehe auch: Transplantatabstoßung
Pathophysiologie
Die T-Zell-vermittelte Abstoßung ist eine allogene Immunreaktion. Die Präsentation der Spenderantigene erfolgt über zwei Hauptmechanismen:
- Direkt: Antigen-präsentierende Zellen (APCs) des Spenders triggern die T-Zellen des Empfängers durch intakte HLA-Moleküle.
- Indirekt: APCs des Empfängers präsentieren prozessierte Spenderpeptide auf den eigenen HLA-Molekülen.
Die Sensibilisierung der T-Zellen führt zu einer Infiltration des Transplantats mit CD4+-und CD8+-T-Zellen sowie Makrophagen. Typische pathohistologische Merkmale sind eine interstitielle Entzündung, Tubulitis und – in schwereren Fällen – eine intimale Arteriitis (Endarteriitis). Sie führen zu einer Schädigung des Parenchyms und zum Funktionsverlust des Organs.
- CD8+-T-Zellen vermitteln direkte zytotoxische Effekte durch Freisetzung von Perforin und Granzymen.
- CD4+-T-Zellen fördern über die Produktion von Zytokinen (z.B. IFN-γ, TNF-α) die Rekrutierung und Aktivierung weiterer Immunzellen, was zur Gewebeschädigung und Funktionseinschränkung des Organs führt.
Klinik
Die TCMR tritt typischerweise in den ersten Monaten nach Transplantation auf, kann aber auch später erscheinen, insbesondere bei unzureichender Immunsuppression.
DIe Symptome sind meist unspezifisch und hängen vom betroffenen Organ ab. Bei Nierentransplantierten sind die häufigsten klinischen Hinweise eine Verschlechterung der Transplantatfunktion, die sich als Anstieg des Serumkreatinins und ggf. Oligurie manifestiert. Systemische Symptome wie Fieber, Unwohlsein oder Flankenschmerzen sind selten und treten meist nur bei schwerer Abstoßung auf.
Diagnostik
Es gibt derzeit (2025) keine spezifischen serologischen Marker für eine TCMR. Die Diagnose stützt sich auf die Kombination aus Funktionsverschlechterung und Nierenbiopsie, die nach den Banff-Kriterien bewertet wird.[1]
Pathohistologisch zeigt sich eine dichte lymphozytäre Infiltration mit Tubulitis und gelegentlich Vaskulitis.
Laborchemische Befunde umfassen typischerweise einen Anstieg des Serumkreatinins und ggf. eine Proteinurie oder Hämaturie, in Einzelfällen kann eine Leukozyturie auftreten.
Therapie
Die Therapie besteht (wenn möglich) in der Intensivierung der Immunsuppression mit hochdosierten Glukokortikoiden, bei schweren oder refraktären Verläufen kommen lymphozytendepletierende Antikörper wie Antithymozytenglobulin (ATG) zum Einsatz.
Literatur
- Sayegh MH, Turka LA. The role of T-cell costimulatory activation pathways in transplant rejection. N Engl J Med. 1998 Jun 18;338(25):1813-21. doi: 10.1056/NEJM199806183382506. PMID: 9632449.
- Siu JHY, Surendrakumar V, Richards JA, Pettigrew GJ. T cell Allorecognition Pathways in Solid Organ Transplantation. Front Immunol. 2018 Nov 5;9:2548. doi: 10.3389/fimmu.2018.02548. PMID: 30455697; PMCID: PMC6230624.
- Nankivell BJ, Alexander SI. Rejection of the kidney allograft. N Engl J Med. 2010 Oct 7;363(15):1451-62. doi: 10.1056/NEJMra0902927. PMID: 20925547.
Quellen
- ↑ Haas M, Mirocha J, Huang E, Najjar R, Peng A, Sethi S, Vo A, Anglicheau D, Jordan SC, Rabant M. A Banff-based histologic chronicity index is associated with graft loss in patients with a kidney transplant and antibody-mediated rejection. Kidney Int. 2023 Jan;103(1):187-195. doi: 10.1016/j.kint.2022.09.030. Epub 2022 Nov 1. PMID: 36332728; PMCID: PMC11466365.