Substanzgebundene Abhängigkeit
Synonyme: Abhängigkeitssyndrom durch psychotrope Substanzen
Englisch: substance use disorder
Definition
Die substanzgebundene Abhängigkeit bezeichnet ein psychisches und/oder physisches Abhängigkeitssyndrom, das durch den wiederholten Konsum psychoaktiver Substanzen entsteht. Charakteristisch sind ein zwanghaftes Verlangen (Craving) nach dem Konsum, Kontrollverlust, Toleranzentwicklung sowie das Auftreten von Entzugssymptomen bei Reduktion oder Absetzen der Substanz.
Ursachen
Die Entstehung einer substanzgebundenen Abhängigkeit beruht auf einem multifaktoriellen Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren. Neurobiologisch spielen dopaminerge Belohnungssysteme, genetische Vulnerabilität und Stressregulationsmechanismen eine zentrale Rolle. Psychosoziale Faktoren umfassen unter anderem Verfügbarkeit der Substanz, Lernerfahrungen und Coping-Strategien.
Häufig betroffene Substanzen
Zu den häufigsten Suchtmitteln zählen Alkohol, Nikotin, Opiate, Benzodiazepine, Stimulanzien (z.B. Kokain, Amphetamine) sowie Cannabinoide. Jede Substanz weist ein spezifisches Wirk- und Abhängigkeitspotenzial auf.
Symptome
Typisch sind
- starkes, oft unkontrollierbares Verlangen nach der Substanz,
- Toleranzentwicklung,
- Vernachlässigung anderer Interessen,
- fortgesetzter Konsum trotz schädlicher Folgen,
- körperliche Entzugssymptome (z. B. Tremor, Schwitzen, Krampfanfälle bei Alkoholentzug).
Diagnostik
Therapie
Die Behandlung umfasst Entgiftung, Entwöhnung und Nachsorge. Evidenzbasierte Ansätze sind pharmakotherapeutisch (z.B. Substitution, Anticraving-Medikation) und psychotherapeutisch (kognitive Verhaltenstherapie, Motivierende Gesprächsführung). Ergänzend kommen sozialtherapeutische Maßnahmen zum Einsatz.
Prognose
Die Rückfallgefahr ist hoch, kann aber durch strukturierte Langzeitbehandlung und psychosoziale Stabilisierung deutlich gesenkt werden.
Literatur
- Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders. Dilip V. Jeste, Jeffrey A. Lieberman, David Fassler, et al. American Psychiatric Association (2022)
- Cadet JL, Bisagno V, Milroy CM. Neuropathology of substance use disorders. Acta Neuropathol. 2014;127(1):91-107. doi:10.1007/s00401-013-1221-7