Spannbandapparat (Veterinärmedizin)
Definition
Der Begriff Spannbandapparat beschreibt einen Halteapparat aus Sehnen und Bändern an der Vordergliedmaße beim Pferd.
Hintergrund
Aufgrund der Kombination aus Skelettmuskeln, Bändern und Sehnen wird es den Equiden ermöglicht, das eigene Körpergewicht mit einem Minimum an Muskelarbeit zu tragen. Der daraus resultierende Gelenkfixationsmechanismus wird in seiner Gesamtheit als Spannbandapparat bezeichnet.
Mit Hilfe dieser Einrichtung kann das Pferd eine lange Zeit stehen, ohne zu rasten. Damit sich die Tiere anschließend erholen können, benötigt es ein Niederlegen, damit die Spannung von der Muskulatur und den restlichen Vorrichtungen genommen werden kann.
Anatomie
Würden Pferde nicht auf eine derartige Konstruktion zurückgreifen können, würde das enorme Körpergewicht das Schultergelenk durch den Ansatz des Musculus serratus ventralis an der Facies serrata des Schulterblattes beugen. Einer solchen Beugung wirkt insbesondere die isometrische Kontraktion des Musculus supraspinatus und dem weit wichtigeren Musclus triceps brachii entgegen.
Neben der Kontraktion des Musculus triceps brachii wirken v.a. auch die bindegewebigen Anteile der beiden Zehenbeuger unterstützend auf die Gelenkfixation. Durch eine Überstreckung des Fesselgelenks gelangen die tiefen und oberflächlichen Zehenbeuger unter Spannung und halten dadurch mit ihren humeralen Köpfen das Ellenbogengelenk in seiner Stellung. Zusätzlich setzen am Ellenbogengelenk die Seitenbänder exzentrisch an, sodass beim Beugen des Gelenks ein Widerstand überwunden muss. Aufgrund dessen zählt das Ellenbogengelenk beim Pferd und auch beim Hund zu den Schnappgelenken. Mithilfe dieser physiologischen Extensionsstellung des Ellenbogengelenks wird eine weitere passive Haltemöglichkeit geschaffen, die ohne Energieverbrauch die Winkelung der Gliedmaße aufrecht erhält.
Aufgrund der langen vertikal übereinander geordneten Achse von Radius und Metakarpus, wird das Karpalgelenk in einem 180°-Winkel und somit in einer Extensionsstellung gehalten, ohne dass größere Muskelkräfte aufgewendet werden müssen. Damit die Pferde jedoch nicht nach vorne einknicken, ist zusätzlich ein Lacertus fibrosus ausgebildet. Als Lacertus fibrosus bezeichnet man ein kräftig-sehniger, kurz vor dem Ansatz des Musculus biceps brachii hervorgehender Sehnenstrang, der in die Faszie über dem Musculus extensor carpi radialis einstrahlt. Mithilfe dieser Endsehne inseriert der Lacertus fibrosus am Hauptmittelfußknochen und fixiert so das Karpalgelenk. Gleichzeitig wird ein Überstrecken des Karpalgelenks durch Bänder, die kaudal am Karpus ausgebildet sind, den Bändern des Os carpi accessorium und den Unterstützungsbändern der beiden Beugesehnen, verhindert. Alle aufgezählten Bänder werden ebenfalls durch die physiologische Hyperextensionsstellung im Fesselgelenk unter Spannung gehalten.
Der Fesseltrageapparat trägt einen wesentlichen Anteil zum passiven Halteapparates der Vordergliedmaße bei. Eine solche Einrichtung ist sowohl an der Schultergliedmaße, als auch an der Beckengliedmaße ausgebildet. Als Fesseltrageapparat bezeichnet man eine Kombination aus dem Musculus interosseus medius, den Sesambeinen und den mittleren und distalen Sesambeinbändern. Die Funktion des Fesseltrageapparates liegt darin, eine überdehnte Hyperextension des Fesselgelenks während der Bewegung zu verhindern, um so Spitzenbelastungen auf die Gliedmaße federnd zu vermeiden. Dabei unterstützen beide Beugesehnen den Fesseltrageapparat in seiner Funktion, indem durch das obere Unterstützungsband (oberflächliche Beugesehne) und das untere Unterstützungsband (tiefe Beugesehne) die Muskelbäuche der Zehenbeuger entlastet werden. So werden bei der Streckung des Fesselgelenks der Fesseltrageapparat und die oberflächliche sowie die tiefe Beugesehne unter Spannung gehalten.
Literatur
- Messner, Patrick, Renkin, Maria. Anatomie des aktiven & passiven Bewegungsapparates der Haussäugetiere. Band III (Myologie). Vienna Academic Press, 2017
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