Sexing (Geflügel)
Synonyme: Sexen, Kloakensexen, Geschlechtsbestimmung
1. Definition
Als Sexing bezeichnet man die Bestimmung des Geschlechts beim Küken. Die Geschlechtssortierung wird beim Wirtschaftsgeflügel durch die Untersuchung der Kloake bereits in der Brüterei vorgenommen.
2. Geschlechtsdimorphismus
Nur etwa die Hälfte der Vogelarten besitzt einen ausgeprägten phänotypischen Geschlechtsdimorphismus (Größe, Körperform, Kopfanhänge, Sporen, Farbe und Struktur der Federn, Verhalten, Stimmäußerungen). Dieser ist bei Küken allerdings noch nicht zu erkennen.
Die primären Geschlechtsorgane (Ovar bei der Henne, Hoden beim Hahn) liegen in der Leibeshöhle, die äußeren Geschlechtsorgane (Vulva bei der Henne, Phallus beim Hahn) sind meist schwer zugänglich in der Kloake verborgen.
Zu den geschlechtsgebundenen Merkmalen bei Eintagsküken zählen:
- Kennhuhnrassen mit unterschiedlicher Flaumfärbung bei braunen Herkünften:
- Goldfaktor (braun): weiblich
- Silberfaktor (gelb, weiß): männlich
- Form der Schwungfedernspitze:
- büschelförmig: weiblich
- pinselförmig: männlich
3. Techniken
Technik | Erklärung |
---|---|
Hormonbestimmung | Östrogen-Testosteron-Verhältnis im Blutserum, Kot oder Harn |
Karyogramm | Chromosomen-Analyse: ZW (weiblich) und ZZ (männlich) in Leukozyten des Blutes nach Kultivierung in Gegenwart von Phythämagglutinin |
DNA-Sonde | Erstellung von DNA-Fingerprint mit einem Tropfen Blut oder einem Blutkiel |
Endoskopie | Gleichzeitig Beurteilung des Funktionszustandes der Gonaden |
Sexoskopie | Sichtbarmachen der Keimdrüsen mit rektal eingeführtem Sexoskop, Gefahr der Keimübertragung |
Kloakenuntersuchung | s.u. |
3.1. Kloakenuntersuchung
Die Kloakenuntersuchung ist die häufigste Methode beim Wirtschaftsgeflügel. Sie wird bereits in der Brüterei durchgeführt und erfordert umfangreiche Erfahrungen.
Die Kloakenuntersuchung erfolgt durch die sogenannte japanische Methode (1925) bei eintägigen Hühnerküken des Legetyps und gegebenenfalls Masttyps sowie bei Putenküken. Dabei wird die Kloake ausgestülpt und die Geschlechtshöcker in der Ventralwand beurteilt. Bei männlichen Tieren findet sich eine kegelförmige Vorwölbung. Im Gegensatz dazu hat das weibliche Küken eine flache Vertiefung – oder nur eine Spur von halbkugelförmiger Schwellung – an der gleichen Stelle.
4. Männliche Küken
Nach dem Sexing gibt es verschiedene Optionen, was mit den männlichen Küken geschieht. Bei Mastküken erfolgt die Aufzucht vorwiegend ohne Trennung der Geschlechter. In der Legehennenhaltung zur Eiproduktion werden nicht viele männliche Tiere benötigt. Daher werden die männlichen Tiere am ersten Lebenstag getötet und z.B. als Tierfutter genutzt. Zulässige Methoden der Tötung sind:
- Betäubung mittels Kopfschlag (bei kleinen Tierzahlen)
- Zerkleinern mittels Homogenisator mit rotierender Klinge ("Schreddern")
- Erstickung durch Kohlendioxid: Konzentration von mindestens 80 Vol.-%
5. Forschung
Das Töten von männlichen Küken, also der Eintagshähnchen der Legehybriden, ist ein kontrovers diskutiertes Verfahren. An einer frühzeitigen Erkennung des Geschlechtes sowie weiteren Alternativen (z.B. Geschlechtsbeeinflussung in ovo) wird intensiv geforscht.
- Geschlechtsbestimmung in ovo:
- Optische Methoden (Spektroskopie, Raman-Spektroskopie)
- Fluoreszierende Markergene
- Nahinfrarotspektroskopie
- Chemische Marker
- Geschlechtsbeeinflussung in ovo:
- LED-Bestrahlung
- Genetische Manipulation (z.B. Züchtung rein weiblicher Embryonen)
- Selektive Befruchtung
- Züchtung von Zweinutzungshühnern (sowohl für die Eier- als auch für die Fleischproduktion geeignet)
Diese Technologien befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, könnten jedoch langfristig das Kükensterben überflüssig machen.
6. Literatur
- Siegmann und Neumann, Kompendium der Geflügelkrankheiten, 7. überarbeitete Auflage, Schlütersche Verlag
- Lohmann Tierzucht, abgerufen am 09.01.2020