Sarcocystiose (Geflügel)
Synonyme: Sarkozystose, Sacrocystis-Infektion
Englisch: sarcocystosis, rice breast disease
Definition
Die Sarcocystiose ist eine Parasitose beim Geflügel, die durch spezielle Protozoen ausgelöst wird und zu charakteristischen Zysten in der Muskulatur führt.
Ätiologie
Beim Huhn parasitiert vorrangig Sarcocystis horvathi in der Kopf-, Becken- und Schenkelmuskulatur. Die Parasiten bilden dabei bis zu 1 cm (durchschnittlich 0,5 bis 1 mm) große und undeutlich gekammerte Zysten mit bananenförmigen und 9 bis 12 x 2,5 bis 3 µm messenden Zystozoiten. Die Zystenwände weisen dabei dicht aneinandergereiht bis zu 3 µm lange und stabile Vorwölbungen auf.
Eine bislang unbenannte weitere Sarcocystis-Art parasitiert in der Brustmuskulatur. Diese Parasiten bilden deutlich gekammerte Zysten, die in ihrer Größe etwa den Zysten von Sarcocystis horvathi gleichen. Im Gegensatz zu diesen sind ihre Zystozoiten jedoch lanzettförmig und 14 bis 7,5 x 2 bis 2,5 µm groß. Ihre Sporozysten messen 10 bis 13 x 8 bis 10 µm.
Epidemiologie
Einer deutschen Studie zufolge waren 34 von 191 Freilandhühner mit Sarcocystis infiziert. Aufgrund des Übertragungsmodus kommen die Parasiten jedoch nicht in der Intensivhaltung vor.
Pathogenese
Der Endwirt von Sarcocystis horvathi ist noch (2021) unbekannt. Aufgrund dessen können noch keine endgültigen Aussagen zur genauen Übertragung sowie der Krankheitsentstehung gemacht werden.
Die geschlechtliche Entwicklung der Parasiten findet in der Dünndarmwand von Hunden und Katzen statt. Die Präpatenz wird im Hund mit 7 bis 9, in der Katze mit 6 bis 13 Tagen angegeben. Die Patenz beträgt 3 bis 4 Wochen. Die Wirte scheiden die bereits sporulierten Oozysten mit dem Kot aus. Hühner infizieren sich peroral durch die Aufnahme der Oozysten bzw. Sporozysten mit dem Futter oder Wasser. Im Anschluss dringen diese in die Dünndarmwand ein und befallen die Endothelzellen von Arteriolen und Arterien im Darm und den angrenzenden Organen. Dort entwickeln sie sich im Zytoplasma über zwei Merogonien weiter. Die Parasiten bleiben entweder auf die Blutzellen beschränkt oder infizieren gezielt die quergestreifte Muskulatur.
Nach etwa 70 Tagen p.i. sind im Huhn reife Zysten ausgebildet. Ab dem 108. p.i. degenerieren diese wieder zunehmend.
Klinik
Infektionen führen bei Hühnern zu einer fokalen und granulomatösen Myositis mit nekrotischen Zonen. Aufgrund der Läsionen kommt es vorrangig zu einer Muskelschwäche. Selten wird auch das ZNS mit Meronten befallen, sodass sich eine nekrotisierende Enzephalitis mit zentralnervösen Symptomen (Tortikollis, Paralysen und Zittern) entwickelt.
Diagnose
Die Diagnose wird durch den direkten Erregernachweis gestellt. Hierfür können entweder die Zysten in der Muskulatur oder der mit Oozysten kontaminierte Kot herangezogen werden.
Therapie
Eine Kausaltherapie ist bei lebensmittelliefernden Geflügeln nicht verfügbar. Bei Hobbytieren kann eine Behandlung mit Pyrimethamin versucht werden.
Quelle
- CDC - Centers for Disease Control and Prevention. Sarcocystosis DPDx - Laboratory Identification of Parasites of Public Health Concern (abgerufen am 11.09.2021)
- PoultryDVM. Sarcocystosis AnimalDVM, LLC. 2021 All Rights Reserved (abgerufen am 11.09.2021)
Literatur
- Boch J, Supperer R (Begr.), Schnieder T (Hrsg.). 2005. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4135-9
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
um diese Funktion zu nutzen.