Personalisierte Medizin
Synonyme: individualisierte Medizin, Präzisionsmedizin
Englisch: precision medicine
Definition
Personalisierte Medizin ist ein Begriff aus dem Medizin-Marketing, der nicht präzise definiert ist. Üblicherweise soll er bedeuten, dass eine Therapie aufgrund von molekulargenetischen Untersuchungen an bestimmte genetische Merkmale des Patienten angepasst wird. Der Begriff überschneidet sich inhaltlich mit Bezeichnungen wie Pharmakogenetik und Risikostratifikation.
Hintergrund
Die meisten Maßnahmen in der Medizin sind personalisiert, sei es die Anpassung einer Medikamentendosierung an die glomeruläre Filtrationsrate, die Wahl des am besten geeigneten Antiarrhythmikums oder die optimale Therapie eines malignen Tumors abhängig von Grading und Staging. Der neu aufgekommene Begriff "personalisierte Medizin" soll auf eine qualitativ neue Stufe der Personalisierung hinweisen. Im Bereich der Labormedizin und Pathologie ist in diesem Zusammenhang häufig von Companion Diagnostics (CDx) die Rede.
Bei immer weiterer Unterscheidung individueller Merkmale wird allerdings die Datenbasis über die richtige Behandlung immer kleiner. Einige Autoren verwenden daher auch den Begriff "stratifizierte Medizin".
Schon bei der Berücksichtigung von offensichtlichen Merkmalen, die auch ohne genetische Untersuchung vorliegen, wie Alter, Geschlecht oder ethnische Zugehörigkeit, hinkt die Praxis der theoretischen Erkenntnis häufig hinterher, wie die Diskussion um die Gendermedizin oder fehlende Arzneimittelstudien bei Kindern beweist. Auch beispielsweise der Umstand, dass Vitamin-K-Antagonisten bei Patienten asiatischer Herkunft häufig deutlich stärker wirken, da dort bestimmte Varianten der Vitamin-K-Epoxid-Reduktase weit verbreitet sind, gehört nicht zur medizinischen Allgemeinbildung.
In Deutschland ist bei der Anforderung von DNA-Analysen bei Patienten das Gendiagnostikgesetz zu beachten.
Beispiele
Einige länger bekannte und gut eingeführte Beispiele für personalisierte Medizin im engeren Sinne sind:
- zielgerichtete Tumortherapien, z.B. die Therapie des Mammakarzinoms abhängig vom HER2/neu-Status oder CAR-T-Zell-Therapien bei B-Zell-Lymphomen
- Dosierung von 5-Fluorouracil abhängig von der Dihydropyrimidin-Dehydrogenase-Aktivität
- Untersuchung der Thiopurin-Methyltransferase vor Einsatz von Azathioprin
- Therapie der Hepatitis C abhängig vom HCV-Genotyp (hier wird allerdings nicht der Patient typisiert, sondern das Virus)
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