Postoperative inflammatorische Neuropathie
Englisch: post-surgical inflammatory neuropathy
Definition
Die postoperative inflammatorische Neuropathie ist eine seltene, nicht-systemische vaskulitische Neuropathie. Sie ist durch eine Schädigung peripherer Nerven in Zusammenhang mit chirurgischen Eingriffen gekennzeichnet und unterscheidet sich von rein mechanisch bedingten Nervenschäden durch eine immunvermittelte Pathogenese.
Epidemiologie
Bisher (2025) fehlen belastbare epidemiologische Daten zur Inzidenz. Es handelt sich um ein seltenes, möglicherweise unterdiagnostiziertes Krankheitsbild. Bisher existieren überwiegend Fallstudien. Als mögliche Risikofaktoren werden Diabetes mellitus, genetische Faktoren und bereits vorbestehende Entzündungen oder Neuropathien vermutet.
Ätiopathogenese
Die Ätiopathogenese ist derzeit (2025) unklar. Im Rahmen des chirurgischen Traumas kommt es möglicherweise zu einer fehlgeleiteten (Auto-)immunreaktion, die zu einer nicht-systemischen Vaskulitis führt. Folge ist eine Mikroangiopathie von nervenversorgenden Gefäßen, die zu einer Ischämie der betroffenen Nerven führen kann. Zudem zeigen sich histologisch auch direkte lymphozytäre entzündliche Infiltrate und Schädigungen von Nervenfasern.
Symptome
Typische Symptome treten meist innerhalb weniger Tage bis Wochen nach einer Operation auf. Dazu gehören:
- akute neuropathische Schmerzen, insbesondere außerhalb des Operationsgebiets, teils aber auch im operierten Bereich oder angrenzenden Regionen
- motorische Schwäche bis hin zu Paresen
- sensible Defizite, insbesondere Dysästhesien oder Hypästhesien
- oft multifokale oder asymmetrische Verteilung der Beschwerden
- progredienter Verlauf
Diagnostik
Die Diagnosestellung erfordert die Abgrenzung gegenüber mechanisch bedingten Nervenschäden. Wichtig sind:
- Anamnese mit zeitlichem Bezug zur Operation
- neurologische Untersuchung mit Nachweis motorischer und sensibler Ausfälle
- MRT zur Darstellung entzündlicher Veränderungen
- ggf. elektrophysiologische Untersuchungen (z.B. EMG)
- in Einzelfällen Biopsie des betroffenen Nervs
Therapie
Bisher gibt es keine allgemein anerkannte Therapiestrategie. Eine medikamentöse Immunsuppression, insbesondere der Gabe von hochdosierten Kortikosteroiden, führte in Fallberichten zur Besserung der Beschwerden. In refraktären Fällen konnten auch Immunglobuline (IVIG) oder andere immunsuppressive Medikamente erfolgreich eingesetzt werden. Ergänzend sind Schmerztherapie und intensive Physiotherapie erforderlich, um Funktionseinbußen zu begrenzen.
Literatur
- Staff et al.: Post-surgical inflammatory neuropathy. Brain, 2010
- Godlewski et al: Post-Surgical Inflammatory Neuropathy: An Underappreciated but Critical and Treatable Cause of Postoperative Neuropathy. Cureus, 2010