Corpus luteum persistens (Pferd)
Synonyme: Persistierendes Corpus luteum, persistierender Gelbkörper
Englisch: persistent corpus luteum
Definition
Als Corpus luteum persistent bezeichnet man einen Gelbkörper (Corpus luteum), der aufgrund ausbleibender Luteolyse (Gelbkörperabbau) über die physiologische Dauer hinweg bestehen bleibt.
Ätiologie
Eine verlängerte Lutealphase über die physiologische Zeitspanne von 14 bis 15 Tagen hinaus kann unterschiedliche Ursachen haben. Meistens führen sogenannte Zwischenrossefollikel zur Ausbildung eines Corpus luteum persistens.
Ein persistierender Gelbkörper kann aber auch infolge von embryonalem Fruchttod oder aufgrund schwerwiegender Veränderungen des Endometriums (z.B. Endometritis oder Endometrose) entstehen.
Pathogenese
Zwischenrossefollikel
Bildet sich ein Zwischenrossefollikel, der relativ spät in der Lutealphase zur Ovulation kommt oder gar luteinisiert, entwickelt sich häufig ein Corpus luteum persistens. Da zum Zeitpunkt der endogenen PGF2α-Sekretion die Lutealzellen dieses Gelbkörpers noch unreif sind, bleibt eine physiologische Luteolyse aus. Der aus der Zwischenrosseovulation entstandene Gelbkörper wird nicht abgebaut und bleibt bestehen. In weiterer Folge kann dieser weiterhin Progesteron sezernieren und die Lutealphase aufrecht erhalten.
Solche Gelbkörper können bis zu drei Monate lang persistieren, sodass erst am Ende dieses Zeitraums eine spontane Luteolyse erfolgt.
Embryonaler Fruchttod
Stirbt die befruchtete Eizelle nach der Phase der maternalen Erkennung (kurz vor Tag 17) ab, bleibt die Lutealphase ebenfalls erhalten. Da der zuvor noch lebende Embryo die endogene PGF2α-Synthese unterdrückt, kommt es auch nach dem embryonalen Fruchttod nicht zu einer Luteolyse. Bei diesen Stuten kann bei der Trächtigkeitsuntersuchung am Tag 18 bzw. 19 kein Embryo mehr gefunden werden, wobei sich die Stute auch nicht in Rosse befindet.
Der infolge der Konzeption gebildete Zyklusgelbkörper (Corpus luteum cyclicum) bleibt in der Regel für ca. 3 Monate lang bestehen.
Erkrankungen des Endometriums
Schwerwiegende Erkrankungen des Endometriums (z.B. Endometritis oder Endometrose) können ebenso zur Bildung eines Corpus luteum persistens führen. Aufgrund des veränderten Endometriums findet eine ungenügende oder gar fehlende PGF2α-Sekretion statt, sodass eine Luteolyse gar nicht oder nur unregelmäßig stattfindet.
Klinik
Stuten, die an einem Corpus luteum persistens leiden, zeigen einen unregelmäßig verlängerten Zyklus. Die Lutealphase kann bis zu drei Monate anhalten und den physiologischen Sexualzyklus blockieren.
Betroffene Stuten weisen keinerlei äußere sowie innere Rossesymptome auf (z.B. Ödematisiertes Endometrium, geöffnete Zervix u.ä.). Die Zervix ist fest verschlossen und die Vaginalschleimhaut ist blass und von pappiger Konsistenz.
Diagnose
Ein Corpus luteum persistens lässt sich einfach mittels transrektaler Ultraschalluntersuchung während der gynäkologischen Begutachtung diagnostizieren.
Das sekretorisch aktive Gewebe kann dabei als gut abgegrenzte homogene und echodichte Struktur auf einem Ovar dargestellt werden. Die Progesteronkonzentration liegt stets über der Grenze von 1 ng/ml, wobei keine Rossesymptome nachweisbar sind.
Therapie
Ein persistierender Gelbkörper ist mittels exogen induzierter Luteolyse durch Applikation von synthetischem PGF2α zu behandeln. Der Therapieerfolg ist durch regelmäßige Kontrollen zu überprüfen.
Bei einem chronisch-degenerativ veränderten Endometrium ist die Therapie dementsprechend anzupassen.
Prognose
Durch die Applikation von PGF2α lässt sich mit großer Sicherheit eine Luteolyse und damit Rosse induzieren. Die Fruchtbarkeit kann in dieser Rosse eventuell leicht herabgesetzt sein, wobei die darauffolgende Rosse unverändert ist.
Literatur
- Aurich C (Hrsg.). 2009. Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie - Andrologie - Geburtshilfe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Parey-Verlag. ISBN: 978-3-8304-4179-3
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