Periprothetische Fraktur
Englisch: periprosthetic fracture
Definition
Eine periprothetische Fraktur ist ein Knochenbruch, der im Bereich einer implantierten Endoprothese auftritt. Sie ist eine schwerwiegende Komplikation der Endoprothetik, da sie nicht nur das Implantat, sondern auch die knöcherne Stabilität gefährdet.
Epidemiologie
Die Häufigkeit hängt vom betroffenen Gelenk, der Implantationstechnik und individuellen Patientenfaktoren ab. Periprothetische Femurfrakturen sind insgesamt der dritthäufigste Grund für Reoperationen, nach dem vierten Jahr sogar der zweithäufigste. Acetabulumfrakturen sind seltener und betreffen vor allem die zementfreie Technik.
Ätiopathogenese
Periprothetische Frakturen entstehen intraoperativ oder postoperativ.
Intraoperative Acetabulumfrakturen werden vor allem durch Über- oder Unterfräsen beim Einsetzen zementfreier Pfannen begünstigt, während postoperativ vor allem Stürze oder Materialüberlastung ursächlich sind.
Beim Femur sind zementfreie Schäfte mit erhöhtem Risiko verbunden. Weitere Risikofaktoren sind hohes Alter (>75 Jahre), weibliches Geschlecht, Osteoporose, rheumatoide Arthritis, kleine Pfannendurchmesser sowie Revisionsoperationen. Auch minimal-invasive, ventral orientierte Zugänge erhöhen das Risiko.
Klassifikation
Die Einteilung orientiert sich am betroffenen Gelenk. Beispiele sind:
- Vancouver-Klassifikation (Hüftprothesen)
- Rorabeck-Klassifikation (Knieprothesen)
- Unified Classification System (UCS): erweitert das Vancouver-System auf andere Gelenke (Knie, Schulter, Ellenbogen)
Klinik
Klinisch präsentieren sich die Betroffenen mit Schmerzen, Schwellung, Hämatombildung und eingeschränkter Belastbarkeit oder Funktion des betroffenen Gelenks. Häufig besteht eine Fehlstellung der Extremität.
Diagnostik
Die Diagnose erfolgt primär durch Röntgenaufnahmen in zwei Ebenen. Eine CT kann bei komplexen Frakturen oder unklarer Prothesenlockerung hilfreich sein. Wichtig ist die Beurteilung der Prothesenstabilität und der Knochenqualität.
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach Frakturtyp, Prothesenstabilität und Allgemeinzustand des Patienten. Eine konservative Therapie kommt nur in Ausnahmefällen in Betracht, etwa bei stabilen, nicht dislozierten Frakturen und hohem Operationsrisiko. Die Standardtherapie ist operativ, meist durch Osteosynthese mit Platten, Schrauben und/oder Cerclagen. Bei gelockerter Prothese ist ein Wechsel auf eine Revisionsprothese erforderlich. Bei schlechter Knochensubstanz werden lange Schäfte oder modulare Revisionssysteme eingesetzt.
Literatur
- Luger et al.: Die periprothetische Fraktur beim Hüftgelenkersatz - Risikofaktoren und Therapie. Die Orthopädie, 07/2025.