Acetabulumfraktur
Definition
Unter der Acetabulumfraktur versteht man einen Knochenbruch im Bereich der Hüftgelenkspfanne.
Epidemiologie
Es handelt sich um eine relativ seltene Verletzung.
Klassifikation
Nach der AO-Klassifikation unterscheidet man Frakturen von nur einem Pfeiler bei intaktem zweiten Pfeiler (Typ A), Querfrakturen (Typ B) und Frakturen beider Pfeiler (Typ C).
Typ A
Man unterscheidet:
- 62-A1: Frakturen des hinteren Pfannenrandes
- 62-A2: Frakturen des hinteren Pfeilers
- 62-A3: Frakturen des vorderen Pfannenrandes und des vorderen Pfeilers
Typ B
Man unterteilt:
- 62-B1: Querfrakturen, die durch die Gelenkpfanne verlaufen, mit oder ohne Fraktur des hinteren Pfannenrandes
- 62-B2: T-förmige Frakturen (T-Fraktur)
- 62-B3: Frakturen des vorderen Pfeilers oder des vorderen Pfannenrandes in Kombination mit hinterem Bruch
Typ C
Man unterscheidet:
- 62-C1: Frakturen des vorderen Pfeilers bis zur Crista iliaca
- 62-C2: Frakturen des vorderen Pfeilers mit Verlauf der Frakturlinie bis zur vorderen Grenze des Os ilium
- 62-C3: Querfrakturen, die sich bis in das Iliosakralgelenk ausdehnen
Ätiopathogenese
Die Acetabulumfraktur kann durch eine direkte Gewalteinwirkung hervorgerufen werden. Eine quere Acetabulumfraktur wird z.B. durch einen direkten Schlag auf den Trochanter major verursacht.
Häufig werden Acetabulumfrakturen im Rahmen von Anpralltraumen (sog. "dashboard injury") beobachtet. Ein beim Anprall außenrotiertes Hüftgelenk führt dabei zu Verletzungen des vorderen Pfeilers, während ein innenrotiertes Hüftgelenk eine Fraktur des hinteren Pfeilers verursacht.
Eine untere Querfraktur entsteht durch ein abduziertes Hüftgelenk, eine hohe Querfraktur durch ein adduziertes Hüftgelenk.
Klinik
Die betroffenen Patienten klagen über starke Schmerzen. Die betroffene Extremität ist verkürzt und zeigt eine Fehlstellung. Hinzu kommen eine Schwellung und ein Hämatom.
Begleitverletzungen
Vor allem bei Anpralltraumen können knöcherne Begleitverletzungen wie z.B. eine Patellafraktur oder eine Hüftkopffraktur beobachtet werden. Eine Hüftgelenkluxation, ggf. mit Verletzung des Nervus ischiadicus, ist ebenfalls möglich.
Diagnostik
Klinik und Verletzungsmechanis weisen auf die Verletzung hin. Im Rahmen der klinischen Untersuchung sollten Durchblutung, Motorik und Sensibilität überprüft werden.
Die Diagnose kann anhand von Röntgenbildern gesichert werden. Dabei werden eine Beckenübersichtsaufnahme sowie Spezialaufnahmen (Alaaufnahme und Obturatoraufnahme) angefertigt.
Zusätzlich wird eine Computertomographie durchgeführt.
Therapie
In der Regel werden die Acetabulumfraktur sowie eventuelle Begleitverletzungen operativ durch eine Osteosynthese versorgt. Bei älteren Patienten bietet sich die Implantation einer Hüfttotalendoprothese (TEP) nach konservativer Ausheilung der Fraktur an.
Prognose
Da in vielen Fällen Stufen im Bereich der Gelenkfläche verbleiben, entwickeln drei von vier Patienten im Laufe der Zeit eine schwere Coxarthrose.