Hüftkopffraktur
Synonyme: Femurkopffraktur, Oberschenkelkopffraktur
Definition
Unter einer Hüftkopffraktur versteht man einen Knochenbruch im Bereich des Hüftkopfes.
Epidemiologie
Es handelt sich um eine seltene Verletzung.
Ätiopathogenese
Hüftkopffrakturen werden durch direkte und indirekte Gewalteinwirkung hervorgerufen. Sie treten häufig im Rahmen von Hüftgelenkluxationen oder auch bei Acetabulumfrakturen auf. In vielen Fällen hängt ein mehr oder weniger großes Frakturfragment an einem intakten Ligamentum capitis femoris, über das die Blutversorgung des Fragmentes gewährleistet wird, so dass das Risiko für eine avaskuläre Nekrose reduziert wird.
Einteilung
AO-Klassifikation
Nach der AO-Klassifikation erfolgt eine Einteilung in drei Formen.
- C1: reine Spaltung des Hüftkopfes
- C2: reine Impression des Hüftkopfes
- C3: gleichzeitiges Auftreten von zwei Frakturen
Pipkin-Klassifikation
Nach der Pipkin-Klassifikation erfolgt eine Einteilung in vier Formen.
- Pipkin I: Fraktur der Kalotte kaudal der Fovea capitis femoris (außerhalb der Belastungszone)
- Pipkin II: die Fraktur der Kalotte zieht durch die Fovea capitis
- Pipkin III: Fraktur der Kalotte (Pipkin I oder Pipkin II) in Kombination mit einer medialen Schenkelhalsfraktur
- Pipkin IV: Fraktur der Kalotte (Pipkin I oder Pipkin II) in Kombination mit einer dorso-kranialen Pfannenrandfraktur
Klinik
Die betroffenen Patienten klagen über starke Schmerzen. Durch die häufig gleichzeitig vorhandene Hüftgelenkluxation lässt sich in vielen Fällen eine Fehlstellung und eine Verkürzung des Beines beobachten. Wenn durch die Hüftgelenkluxation der Nervus ischiadicus geschädigt wurde, wird über motorische und sensible Ausfälle geklagt.
Komplikationen
Bei der Pipkin I-Fraktur besteht die Gefahr einer avaskulären Femurkopfnekrose des Frakturfragmentes, während das Risiko bei der Pipkin II-Fraktur durch die Blutversorgung über das Ligamentum capitis femoris reduziert ist.
Da die Frakturlinie bei der Pipkin II-Fraktur im Gegensatz zur Pipkin I-Fraktur durch die Belastungszone verläuft, ist das Risiko für eine posttraumatische Arthrose erhöht.
Als Spätkomplikation kann weiterhin eine periartikuläre Verkalkung auftreten.
Diagnostik
Im Rahmen der klinischen Untersuchung sollten Durchblutung, Motorik und Sensibilität überprüft werden.
Die häufig gleichzeitig vorhandene Hüftgelenkluxation kann auf einer Beckenübersichtsaufnahme erkannt werden. Da Frakturen des Hüftkopfes auf konventionellen Röntgenaufnahmen häufig übersehen werden, sollte zusätzlich eine Computertomographie durchgeführt werden.
Therapie
Hüftgelenkluxationen werden durch eine Reposition behandelt.
Bei Pipkin I-Frakturen kann nach Reposition eine frühfunktionelle Behandlung erfolgen, wenn das Frakturfragment gut an den Hüftkopf anliegt. Ansonsten kann eine Fixation mit einer Zugschraube durchgeführt werden.
Eine konservative Behandlung der Pipkin II-Fraktur ist bei stufenloser Kongruenz der Gelenkflächen möglich. Häufig erfolgt jedoch eine osteosynthetische Versorgung mit einer Zugschraube.
Ältere Patienten mit Pipkin III-Fraktur erhalten eine Hüftgelenkstotalendoprothese (TEP), während bei jüngeren Patienten eine osteosynthetische Versorgung der Schenkelhalsfraktur und der Pipkin I- oder Pipkin II-Fraktur durchgeführt wird.
Die Pipkin IV-Fraktur wird ebenfalls osteosynthetisch versorgt.
Prognose
In vielen Fällen entwickelt sich eine posttraumatische Arthrose.
Podcast
Bildquelle
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