Pedikulose (Rind)
Synonym: Lausbefall
Englisch: sucking lice
Definition
Die Pedikulose ist eine Ektoparasitose beim Rind, die durch den Befall mit verschiedenen Läusen (Anoplura) gekennzeichnet ist.
Erreger
Rinder sind am häufigsten mit Haematopinus eurysternus befallen. Selten sind auch Linognathus vituli sowie Solenoptes capillatus an der Erkrankung beteiligt.
Läuse sind permanent-stationäre, blutsaugende und wirtsspezifische Ektoparasiten mit einer hemimetabolen Entwicklung. Sie sind zwischen 2 und 6 mm groß, flügellos und dorsoventral abgeplattet. Im Unterschied zu den Haar- und Federlingen ist der Kopf von Läusen schmaler als das 1. Thorakalsegment, weshalb diese Parasiten eindeutig voneinander unterschieden werden können.
Epidemiologie
Ein starker Lausbefall kann vor allem bei Laufstallhaltung und bei feuchtwarmem Stallklima sowie bei extensiver Großherdenhaltung im Freien während des Winters auftreten. Prädisponierende Faktoren sind Fütterungsmängel, lange Behaarung und zu große Herden.
Unter günstigen Bedingungen vermehren sich die Läuse rasch in der gesamten Herde. Häufig unterliegt der Lausbefall einer deutlichen Saisondynamik, weshalb der Befall im Winter und zeitigen Frühjahr am stärksten ist und mit dem Haarwechsel im späten Frühjahr sprungartig sinkt.
Pathogenese
Läuse entwickeln sich hemimetabol über drei Larvenstadien, die jeweils kleiner sind als die Adulten. Die begatteten Weibchen kleben ihre gedeckelten Eier (Nissen) mit einem wasserunlöslichen Kitt an die Haare der Rinder. Aus den Nissen schlüpfen dann binnen weniger Wochen die Erstlarven (L1), die über mehrere Häutungsprozesse dann das Adultenstadium erreichen.
Die Übertragung der Parasiten erfolgt vorwiegend durch direkten Kontakt (von Tier zu Tier) oder über unbelebte Vektoren (z.B. Rollbürsten in Laufställen). Da die meisten Lausarten streng wirtsspezifisch sind, gehen die Parasiten nicht auf andere Tierarten oder den Menschen über. Da Läuse in allen Entwicklungsstadien hämatophag leben, müssen sie mehrmals täglich Blut vom Wirt aufnehmen. Durch die stetige Irritation kommt es zu starkem Juckreiz und zu Automutilationen.
Klinik
Durch den starken Juckreiz entstehen Läsionen am gesamten Körper und die Milchleistung nimmt drastisch ab. Die Tiere sind äußerst unruhig, scheuern und kratzen sich vermehrt und weisen haarlose Stellen auf.
Bei Kälbern kann es aufgrund des ständigen Beleckens vermehrt zur Bildung von Bezoaren kommen.
Diagnose
Eine Verdachtsdiagnose wird häufig bereits bei der Beobachtung einer betroffenen Rinderherde gestellt. Die Tiere sind äußerst unruhig, belecken und kratzen sich ständig.
Die Diagnose kann mit freiem Auge gestellt werden. Die Läuse und Nissen befinden sich an den Prädilektionsstellen und lassen sich auch ohne Zuhilfenahme eines Mikroskops deutlich identifizieren.
Therapie
Die Pedikulose kann mit makrozyklischen Laktonen (als Pour-on- oder Injektionslösung), Pyrethroiden (als Pour-on- oder Sprühbehandlung) sowie Phoxim (als Sprüh- oder Waschbehandlung) behandelt werden. Mit Ausnahme bei einer Behandlung mit makrozyklischen Laktonen (mehrere Wochen andauernde Wirkung) muss die Therapie nach ein bis zwei Wochen wiederholt werden, um auch die restlichen Lausstadien erfassen zu können.
Die Wahl des geeigneten Ektoparasitikums richtet sich nach den zugelassenen Wirkstoffen und den jeweiligen Wartezeiten für die tierischen Produkte (z.B. Fleisch oder Milch).
Quellen
- Klee W, Metzner M. 2016. Ausgewählte Kapitel aus dem Gebiet der Inneren Medizin der Wiederkäuer Lehrmaterialien der Klinik für Wiederkäuer der LMU München (abgerufen am 17.03.2021)
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
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