Parasitäre Gastroenteritis (Wiederkäuer)
Synonym: PGE
Englisch: parasitic Gastroenteritis
Definition
Die parasitäre Gastroenteritis, abgekürzt PGE, ist eine der bedeutendsten gastrointestinalen Erkrankungen der Wiederkäuer, die durch verschiedene Nematoden-Arten ausgelöst wird.
Erreger
An der parasitären Gastroenteritis sind unterschiedliche Parasiten der großen Gruppe der Nematoden beteiligt. Die Erkrankung kann entweder durch den Befall mit einer Art, aber auch infolge einer Mischinfektion entstehen. Die wichtigsten Endoparasiten der Wiederkäuer sind:
- Trichostrongylus spp.
- Ostertagia ostertagi
- Cooperia spp.
- Nematodirus spp.
Da alle Parasiten der Familie der Trichostrongylidae zugeordnet werden, kann ein Befall auch als Trichostrongylidose bezeichnet werden.
Epidemiologie
Die parasitäre Gastroenteritis ist weltweit verbreitet und zählt zu den wirtschaftlich bedeutendsten Erkrankungen.
Infektionen finden hauptsächlich während des Weidegangs statt. Da die externe Phase der Parasitenentwicklung maßgeblich durch Temperatur und Feuchtigkeit beeinflusst wird, unterliegt der epidemiologische Verlauf einer ausgeprägten Saisondynamik.
Pathogenese
Trichostrongylidae-Arten folgen einem monoxenen Entwicklungszyklus. Die Erstlarven (L1) befinden sich im Kot der Wirte. Diese schlüpfen und entwickeln sich in der Umwelt erst zur Zweitlarve (L2) und schließlich zur infektiösen Drittlarve (L3) weiter. Die Infektion findet durch die perorale Aufnahme der infektiösen Stadien statt.
Der weitere Entwicklungsverlauf hängt von der aufgenommen Nematoden-Art ab. Grundsätzlich gelangen die Parasiten in den Magen bzw. Dünndarm, um sich dort weiterzuentwickeln. Durch ihre Lebensweise verursachen sie Ulzerationen im Labmagen (Abomasum), die zu umfangreichen Nekrosen konfluieren. Durch unterschiedliche Pathomechanismen steigt der pH-Wert und es entwickelt sich eine ausgeprägte Entzündung (Abomasitis). Ähnliche Veränderungen treten auch im Dünndarm auf, weshalb sich eine katarrhalische Entzündung (Enteritis) entwickelt.
Klinik
Betroffene Tiere stagnieren in der Entwicklung, sie zeigen ein struppiges Haarkleid, leiden an unterschiedlich stark ausgeprägter Diarrhö und sind dehydriert. Durch die Ulzerationen wird oftmals auch eine Anämie beobachtet.
Diagnose
Die Diagnose ergibt sich aus der typischen Klinik - in Kombination mit der passenden Jahreszeit und der Erregeridentifizierung (Koproskopie). Beweisend ist letztendlich eine Genesung nach sachgemäßer Therapie.
Therapie
Nach koproskopischer Bestätigung ist eine Behandlung mit Endoparasitika der Gruppe Benzimidazole indiziert, z.B.:
- Albendazol: 7,5 mg/kgKG p.o.
- Fenbendazol: 5 mg/kgKG p.o.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation. Gleichzeitig ist die in der Herstellinformation vorgeschriebene Wartezeit für tierische Produkte (Milch, Fleisch bzw. Fleischerzeugnisse) einzuhalten.
Zoonotische Bedeutung
Trichostrongyliden können auch den Menschen befallen. In Europa kommen solche Infektion jedoch nur sehr selten vor. Im Gegensatz dazu sind Trichostrongyliden-Infektionen in anderen Gebieten, v.a. im südlichen Asien, Afrika und in Südamerika, häufiger (Prävalenzen von bis zu 60 %). Infektionen finden hauptsächlich bei der Verwendung von Tiermist als Dünger sowie bei der Aufbereitung von Tierkot als Brennmaterial statt.
In den meisten Fällen verlaufen die Infektionen inapparent, können aber gelegentlich auch gastrointestinale Störungen hervorrufen.
Quellen
- Klee W, Metzner M. 2016. Ausgewählte Kapitel aus dem Gebiet der Inneren Medizin der Wiederkäuer Lehrmaterialien der Klinik für Wiederkäuer der LMU München (abgerufen am 23.03.2021)
- Eckert J, Friedhoff KT, Zahner H, Deplazes P. 2008. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1072-0
- CliniPharm Wirkstoffdaten. Albendazol (abgerufen am 26.03.2021)
- CliniPharm Wirkstoffdaten. Fenbendazol (abgerufen am 26.03.2021)