Plasminogen-Aktivator-Inhibitor Typ 1
Synonym: PAI-1
Englisch: plasminogen activator inhibitor
Definition
Der Plasminogen-Aktivator-Inhibitor Typ 1, kurz PAI-1, ist ein Plasmaprotein, das der Hauptinhibitor der Fibrinolyse ist und zur Familie der Serinproteinase-Inhibitoren (Serpine) gehört.
siehe auch: Plasminogen-Aktivator-Inhibitor Typ 2
Funktion
Der Plasminogen-Aktivator-Inhibitor Typ 1 wird überwiegend von Endothelzellen produziert, kommt aber auch in anderen Geweben (z.B. im Fettgewebe) vor. Seine Hauptfunktion besteht darin, die beiden Plasminogen-Aktivatoren tPA (Gewebe-Plasminogen-Aktivator) und uPA (Urokinase-Plasminogen-Aktivator) zu hemmen und so die Fibrinolyse zu verlangsamen. Eine erhöhte PAI-1-Aktivität im Blutplasma hat daher eine verminderte fibrinolytische Aktivität zur Folge.
Weiterhin ist PAI-1 ein Zielgen des Tumorsuppressors p53 und spielt eine wichtige Rolle bei der Induktion der Seneszenz bzw. eines Senescene-associated secretory phenotype (SASP) von benachbarten Tumorzellen.[1]
Genetik
Das Gen für den Plasminogen-Aktivator-Inhibitor Typ 1 wird PLANH1 genannt und findet sich auf dem Chromosom 7 an Genlokus: 7q21.3-q22.
Die PAI-Konzentration ist genetisch determiniert und mit einem 4G/5G-Polymorphismus in der Promotorregion assoziiert. Das 4G-Allel führt dabei zu erhöhten PAI-Konzentrationen und ist in homozygoter Form (4G/4G) mit einem erhöhten Risiko für thromboembolische Ereignisse verbunden. In Mitteleuropa findet sich eine 4G-Homozygotie (4G/4G) bei ca. 30%, eine 5G-Homozygotie (5G/5G) bei ca. 25% der Bevölkerung. Eine Heterozygotie (4G/5G) kommt bei rund 45% der Bevölkerung vor.
Durchführung
Die Bestimmung der PAI-1-Aktivität kann mittels Immunoassay oder chromogenen Substraten erfolgen. PAI-Polymorphismen können anhand einer PCR detektiert werden. Für die Aktivitätsbestimmung wird das störende Alpha-2-Antiplasmin durch Singlet-Oxygen-Oxidation zerstört. Zum Plasma wird Urokinase oder t-PA im Überschuss vorgelegt und nach 5 min bei 37 °C die Restaktivität durch die Aktivierung von Plasminogen zu Plasmin bestimmt. Das gebildete Plasmin ist umgekehrt proportional der PAI-1-Aktivität und wird durch ein Plasmin-spezifisches Substrat erfasst.
Material
Für die Bestimmung der PAI-1-Aktivität wird 5 ml Citratplasma und für die Genanalyse 2 ml EDTA-Vollblut benötigt.
Referenzwert
Der Normwert für die PAI-1-Aktivität ist laborabhängig und liegt in der Regel unter 4,6 U/ml (95% Perzentile). Das Ergebnis der Genanalyse sollte negativ ausfallen.
Interpretation
Erhöhte Werte sind mit venösen und arteriellen Thromboembolien assoziiert. Bei Myokardinfarkten scheinen persistierend erhöhte Werte eine schlechte Prognose anzuzeigen. Niedrige Werte sind möglicherweise mit einer Blutungsneigung verbunden.
Quellen
- ↑ Kortlever R et al. Plasminogen activator inhibitor-1 is a critical downstream target of p53 in the induction of replicative senescence, Nat Cell Biol. 2006 Aug;8(8):877-84, abgerufen am 12.01.2020
Literatur
- Laborlexikon.de, abgerufen am 16.04.2021
- Stöcker W: Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Springer, Berlin, Heidelberg. 2019
um diese Funktion zu nutzen.