Mundbodenkarzinom
Definition
Beim Mundbodenkarzinom handelt es sich um eine maligne Neubildung unter dem Zungengrund im Bereich des Mundbodens, die von der Mundschleimhaut ausgeht und die angrenzenden Gewebe (z.B. die Mundbodenmuskulatur) infiltriert.
Das Mundbodenkarzinom gehört zur Gruppe der Mundhöhlenkarzinome, welche ihrerseits wieder zur übergeordneten Gruppe der Kopf-Hals-Tumore zählen.
Ursachen
- mechanische Störungen durch schlecht sitzende Zahnprothesen oder Zahnkanten, die einen chronischen Entzündungsreiz verursachen
- Tabakgenuss
- Alkoholabusus
- Dauerhaft schlechte Mundhygiene
- Virusinfektionen (vor allem HPV)
- Kanzerogene Chemikalien
- Radioaktive Strahlung
- Immunsuppression (z.B. HIV, immunsuppressive Therapie)
In der Regel entwickeln sich Mundbodenkarzinome aus Präkanzerosen, z.B. aus Leukoplakien. Unter allen Mundhöhlenkarzinomen stellt das Mundbodenkarzinom mit knapp 45 % die häufigste maligne Raumforderung dar.
Pathologie
In 90 % der Fälle handelt es sich – wie bei fast allen Mundhöhlenkarzinomen - histologisch gesehen um ein Plattenepithelkarzinom. Weitaus seltener sind Adenokarzinome, die ihren Ausgang an seromukösen Schleimhautdrüsen nehmen.
Es existieren zwei verschiedene Wachstumsarten des Mundbodenkarzinoms, deren Unterscheidung für die Abgabe einer Prognose sehr wichtig ist. Man unterscheidet die
- Ulzeröse Form: Dieser Tumor wächst endophytisch - das heißt, er wächst ins Gewebe hinein und infiltriert die vorhandenen Strukturen. Dabei hinterlässt er in der Regel eine Art Zerfallskrater an der Oberfläche. Die Prognose ist in diesem Fall meistens eher ungünstig, da er sehr schnell wächst und bereits tief ins Gewebe eingedrungen sein kann, ehe mit einer Therapie begonnen wird. Ebenfalls prognostisch ungünstig ist die Tatsache, dass es sich histologisch um ein sehr geringgradig differenziertes, schnell metastasierendes Plattenepithelkarzinom handelt. 99 % der Mundbodenkarzinome gehören zum ulzerösen Typ.
- Verruköse Form: Dieser exophytisch (nach außen) wachsende Tumor macht lediglich 1 % der Karzinome aus. Er zeichnet sich durch ein eher langsames Wachstum, hochdifferenzierte Zellen und geringere Tendenz zur Metastasierung aus. Aus diesem Grund ist die Prognose hier relativ günstig.
Prinzipiell metastasieren Mundbodenkarzinome fast ausschließlich über den Lymphweg und praktisch nie hämatogen.
Symptome
Mundbodenkarzinome verursachen in der Regel nur geringe Frühsymptome. In späteren Phasen treten folgende Krankheitserscheinungen auf:
- schmerzloses, induriertes Ulkus
- unerklärliche Schmerzen im Mundraum
- ständig wiederkehrender Mundgeruch
- Sprach- und Schluckprobleme
- Probleme beim Essen
Bei jeder palpablen Induration in der Mundhöhle und bei jedem nicht rasch abheilendem Schleimhautulkus muss immer ein Karzinom ausgeschlossen werden.
Diagnose
- Biopsie des verdächtigen Gewebes
- CT oder MRT zur Suche eines eventuell vorhandenen Primärtumors bzw. bereits vorhandenen Metastasen
- Skelettszintigraphie
- Tumormarker (SCC = Squamous-Cell-Carcinoma-Antigen) zur Verlaufskontrolle.
Therapie
Chirurgisch
Die chirurgische Therapie richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und beinhaltet die großzügige Resektion des Tumors mit einem Sicherheitsabstand von mindestens 1 cm. Intraoperativ sollte eine Schnellschnittdiagnostik mit Schnittrandkontrolle erfolgen. Bei fortgeschrittenem Wachstum müssen unter Umständen komplette Resektionen von Unterkiefer und Zunge vorgenommen werden. Abhängig vom Tumor-Staging wird ergänzend eine Neck Dissection durchgeführt, um ggf. vorhandene Lymphknotenmetastasen zu erfassen.
Konservativ
Beim noch relativ kleinen Mundbodenkarzinom kann die Bestrahlung das Mittel der Wahl sein. Ansonsten ist eine Kombination aus Chemotherapie (v.a. mit Cisplatin) und Strahlentherapie indiziert. Plattenepithelkarzinome sprechen in der Regel zunächst gut auf eine Chemotherapie an, neigen allerdings häufig zu Rezidiven.
Prognose
Bei fehlender Lymphknotenmetastasierung beträgt die mittlere 5-Jahres-Überlebensrate um die 70%. Sind bereits Metastasen in Lymphknoten nachweisbar, verringert sich dieser Wert deutlich und liegen nur noch zwischen 20 und 25%. Sind bereits innere Organe, Knochen oder das Gehirn betroffen, ist die verbleibende Lebenserwartung nur noch gering.
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