Manöver
von französisch: manœuvre - Arbeit mit der Hand
Definition
Unter einem Manöver versteht man in der Medizin gezielte, meist manuell ausgeführte Handgriffe oder Bewegungsabläufe, die diagnostischen oder therapeutischen Zwecken dienen. Sie können Bestandteil der körperlichen Untersuchung, der Notfallversorgung, der Geburtshilfe oder spezieller klinischer Prozeduren sein und beruhen oft auf standardisierten Abläufen.
Beispiele
Diagnostische Manöver
Sie dienen der Provokation bestimmter Krankheitssymptome.
- Lasègue-Zeichen: Dient zur Reizung des Ischiasnervs, was wiederum einen Hinweis auf einen Bandscheibenvorfall geben kann
- Dix-Hallpike-Manöver: Provokation eines benignen paroxysmalen Lagerungsschwindels
- Valsalva-Manöver: Druckaufbau zur Beurteilung von Herzgeräuschen
Therapeutische Manöver
Diese zielen auf die Behandlung einer Erkrankung oder die Beseitigung einer Symptomatik ab.
- Epley-Manöver: Repositionierung von Otolithen bei Lagerungsschwindel
- Heimlich-Handgriff: Sofortmaßnahme bei akuter Atemwegsobstruktion durch Fremdkörper
- Lagerungsmanöver: Bei Embolieprophylaxe, Pneumonie oder zur Verbesserung der Perfusion
- Mendelsohn-Manöver: Bei Schluckstörungen zur Verbesserung des Bolustransports
Geburtshilfliche Manöver
Sie werden an der Schwangeren und/oder am Kind durchgeführt, um Geburtshindernisse (z.B. eine Schulterdystokie) zu beseitigen.
- McRoberts-Manöver: Die angewinkelten Beine der Gebärenden werden stark an den Oberkörper gezogen, um die Symphyse zu kippen und die Schulter des Kindes freizugeben.
- Rubin-Manöver: Die hintere Schulter des Kindes wird durch Druck auf die vordere Schulter nach innen gedreht. Es kann mit anderen Manövern wie dem Wood-Manöver kombiniert werden.
- Gaskin-Manöver: Die Gebärende wird in den Vierfüßlerstand gebracht, um die Beckendimensionen zu erweitern
Klinische Relevanz
Das sichere Beherrschen medizinischer Manöver gehört zur klinischen Basiskompetenz. Ihre Anwendung erfordert:
- gutes anatomisches Wissen,
- klinische Erfahrung und
- manuelle Fertigkeiten.
Limitationen
Die unsachgemäße Ausführung von Manövern kann zu Schmerzen, Fehldiagnosen oder Verletzungen führen. Daher ist eine korrekte Indikationsstellung und gründliche Patienteneinweisung entscheidend.
Literatur
- Ilgner, J., Dinh, T. D., & Westhofen, M. (2019). Virtual Reality (VR) Umgebung unterstützt die Durchführung der Lagerungsmanöver zur Therapie des Benignen Paroxysmalen Lagerungsschwindels (BPLS). Laryngo-Rhino-Otologie, 98(S 02), 11535.
- Michel, O. (2023). Epley-versus Sémont-plus-Manöver-wer ist schneller?.
- Nicolai, T. (2015). Fremdkörperaspiration. In Pädiatrie (pp. 1-4). Springer, Berlin, Heidelberg.
- NISHIMURA, R. A., & Tajik, A. J. (1986, March). The Valsalva maneuver and response revisited. In Mayo Clinic Proceedings (Vol. 61, No. 3, pp. 211-217). Elsevier.