Gaskin-Manöver
nach der amerikanischen Hebamme Ina May Gaskin (*1940)
Synonym: All-Fours Manöver
Englisch: Gaskin maneuver, all-fours maneuver
Definition
Das Gaskin-Manöver ist ein nicht-invasives, geburtshilfliches Manöver, das der Lösung einer Schulterdystokie dient. Dabei wird die Gebärende in den Vierfüßlerstand gebracht, um die Beckendimensionen zu erweitern und die Schulter des Fötus zu entlasten.
Hintergrund
Die Schulterdystokie tritt auf, wenn der Kopf des Fötus bereits geboren ist, die vordere Schulter jedoch hinter der Symphyse der Mutter hängen bleibt, wodurch der Geburtsvorgang gestoppt wird. Sie tritt bei etwa 0,2 bis 3 % der Geburten auf und entsteht häufig durch ein Missverhältnis zwischen den Dimensionen der Schultern des Fötus und dem mütterlichen Becken. Bei Risikofällen, wie z.B. bei Makrosomie, ist es deshalb besonders wichtig, auf eine Schulterdystokie vorbereitet zu sein.
Durchführung
Das Manöver besteht darin, die Frau in den Vierfüßlerstand zu bringen. Diese Position kann die Beckenmaße vergrößern und die Ausrichtung der Schultern mit dem Beckenausgang verbessern, da die Beckenräume im Vierfüßlerstand zum Teil weiter als in Rückenlage sind und das Becken frei beweglich ist. Dies erleichtert die Freigabe der blockierten Schulter.
Das Gaskin-Manöver gehört zu einer Reihe von aufeinanderfolgenden Techniken, falls andere Maßnahmen, wie das McRoberts-Manöver oder suprapubische Druck, erfolglos bleiben.
Evidenz
Forschungsergebnisse zeigen, dass das Gaskin-Manöver zur Lösung der Schulterdystokie wirksam eingesetzt werden kann. Ein systematisches Vorgehen, bei dem dieses Manöver nach dem McRoberts-Manöver und suprapubischem Druck angewendet wird, hat in vielen Fällen Erfolg. Zudem können die Erfolgsquote und die Sicherheit des Geburtsprozesses durch wiederholte Simulationsübungen des Manövers erhöht werden.
Allerdings muss beachtet werden, dass die Mobilität der Patientin aufgrund einer Leitungsanästhesie häufig reduziert ist und auch die Compliance zum Ende der Geburt oftmals abnimmt. Deshalb wird das Gaskin-Manöver in der Literatur nicht uneingeschränkt empfohlen.
Risiken
Obwohl das Gaskin-Manöver eine nicht-invasive Methode ist, kann es in seltenen Fällen zu Komplikationen kommen. Zu den mütterlichen Komplikationen gehören z.B. postpartale Blutungen und perineale Lazerationen. Auch für das Neugeborene besteht ein Risiko für Frakturen der Klavikula und Verletzungen des Plexus brachialis, die in einigen Fällen zu dauerhaften neurologischen Schäden führen können.
Weblinks
- Shoulder Dystocia - Medscape, abgerufen am 21.09.2024
- Labor and Delivery Unit Safety: Shoulder Dystocia - AHRQ, abgerufen am 21.09.2024
- All-fours Maneuver for Reducing Shoulder Dystocia During Labor” (1999), by Joseph P. Bruner, Susan B. Drummond, Anna L. Meenan, and Ina May Gaskin - The embryo project encyclopedia, abgerufen am 21.09.2024
- How to Deliver During Shoulder Dystocia - MSD manuals, abgerufen am 21.09.2024
- Managing shoulder dystocia: Understanding and applying RCOG guidance - British Journal Of Midwifery, abgerufen am 21.09.2024
- Ina May Gaskin - wikipedia, abgerufen am 21.09.2024
- Manöver und Handgriffe - DHZ, abgerufen am 21.09.2024
Literatur
- Shoulder Dystocia: Managing an Obstetric Emergency American Family Physician, abgerufen am 21.09.2024
- Lau SL, Sin WTA, Wong L, Lee NMW, Hui SYA, Leung TY. A critical evaluation of the external and internal maneuvers for resolution of shoulder dystocia. Am J Obstet Gynecol. 2024 Mar;230(3S):S1027-S1043. doi: 10.1016/j.ajog.2023.01.016. Epub 2023 Aug 17. PMID: 37652778.
um diese Funktion zu nutzen.