Mendelsohn-Manöver
Definition
Das Mendelsohn-Manöver ist eine schlucktherapeutische Technik, die zur Verlängerung und Stabilisierung der oberen ösophagealen Öffnung sowie zur Verbesserung des Kehlkopfaufstiegs während des Schluckvorgangs dient. Es wird vor allem bei neurologisch bedingter Dysphagie eingesetzt und basiert auf dem Prinzip der Kontrolle und Verlängerung der laryngealen Hebung.
Anwendungsbereiche
Therapie von Dysphagien bei Patienten mit neurologisch bedingten Schluckstörungen oder neuromuskulären Erkrankungen, insbesondere bei:
- verzögerter oder insuffizienter Kehlkopfhebung
- verkürzter Öffnungsdauer des oberen Ösophagussphinkters
- Residuen in den Valleculae oder im Sinus piriformis
- Post-stroke-Rehabilitation
In der funktionellen Dysphagietherapie wird das Mendelsohn-Manöver zur Aktivierung und Kräftigung der suprahyoidalen Muskulatur eingesetzt.
Durchführung
- Der Patient wird angeleitet, einen normalen Schluckvorgang durchzuführen
- Sobald der Kehlkopf sich während des Schluckens hebt, wird er willentlich in dieser Position für 2 bis 3 Sekunden gehalten.
- Danach wird die Spannung gelöst und der Schluckvorgang abgeschlossen.
- Ziel ist es, die Hebephase bewusst zu verlängern und die Öffnung des Ösophagus zu optimieren.
- Übung wird mehrfach wiederholt und ggf. mit taktiler Unterstützung, z.B. unter Kinnführung, kombiniert
Beobachtungskriterien
- Initiation und Kontrolle der laryngealen Hebung
- Fähigkeit zur willentlichen Ansteuerung und Haltefunktion
- Sicht- und tastbare Anhebung des Kehlkopfs
- Koordination von Atmung und Schlucken
- Rückmeldung durch Patient: Spannung, Kraftaufwand und Sicherheit
Ggf. können zur Beobachtung unterstützende Instrumente wie z. B. Fiberendoskope eingesetzt werden.
Limitationen
Das Mendelsohn-Manöver ist nicht bei schweren kognitiven Einschränkungen oder gestörter Körperwahrnehmung geeignet. Es ist für den Patienten anfangs mit hohem Übungsaufwand verbunden, sodass eine ausreichende Frustrationstoleranz notwendig ist.
Literatur
- Duchac, S., Frank, U., & Huckabee, M. L. (2021). Rehabilitation von Schluckstörungen–Zeit für ein Umdenken!?. neuroreha, 13(03), 125-130.
- Wagner-Sonntag, E. (2007). Schlucktherapie bei neurologischen Erkrankungen. Nervenheilkunde, 26(12), 1083-1087.