Lobärpneumonie
Synonym: Lappenpneumonie
Englisch: lobar pneumonia
Definition
Die Lobärpneumonie ist eine morphologische Verlaufsform der Pneumonie, bei der die Entzündung des Lungengewebes ganze Lappen der Lunge betrifft.
Phasen
Der Verlauf einer Lobärpneumonie gliedert sich in verschiedene, jeweils etwa 2 Tage dauernde Phasen, in denen ein Bezug zwischen Morphologie der erkrankten Lunge und Pathophysiologie der Entzündung besteht.
Anschoppung
In der Anschoppungsphase ist eine Hyperämie charakteristisch. Die betroffenen Lappen sind schwer und tiefrot. In den Lungenalveolen sind Exsudat, vereinzelt neutrophile Granulozyten und verhältnismäßig viele Bakterien enthalten. Bei der Perkussion über dem betroffenen Lappen kommt es zur Schalldämpfung.
Bei der Auskultation der Lunge entsteht während der Anschoppungsphase ein typisches knisterndes Geräusch durch die Entfaltung der verklebten Alveolarwände, das so genannte Crepitatio indux.
Rote Hepatisation
Binnen weniger Tage erfolgt die rote Hepatisation des betroffenen Lappens. Die Lunge erscheint rot verfärbt und in einer der Leber gleichenden Konsistenz. In den Alveolen finden sich nun größere Mengen Erythrozyten und Fibrin. Die Einwanderung von Granulozyten verstärkt sich. Die Pleura über dem betroffenen Lappen gibt ein fibrinöses Exsudat in die Umgebung ab. Bei der Auskultation sind vermehrt feuchte Rasselgeräusche zu vernehmen.
Graue Hepatisation
Die betroffenen Lappen erscheinen trocken und gräulich. Die Alveolen sind mit einem Netzwerk aus Fibrin und massiv mit Granulozyten gefüllt. Makrophagen wandern ein. Die in den Alveolen befindlichen Erythrozyten sind größtenteils lysiert.
Gelbe Hepatisation
Die zerfallenden Granulozyten erscheinen als Eiter, der den betroffenen Lappen gelblich verfärbt. Bei unkomplizierten Verläufen folgt eine Lyse der Entzündung im Sinne einer Restitutio ad integrum. Sie dauert 4-8 Wochen. Durch die Wirkung der von den Granulozyten freigesetzten Enzyme wird das Fibrinnetzwerk aufgelöst. Die Zelltrümmer unterliegen der Phagozytose oder werden als Sputum abgehustet. Die Mikrozirkulation setzt zunehmend wieder ein.
Bei einsetzender Lyse findet sich bei der Auskultation ein inspiratorisches Knistern als Ausdruck der Entfaltung. Man spricht dann von einer Crepitatio redux.
Histopathologie
Komplikationen
Bei einer Schwäche des Immunsystems kann die Lyse ausbleiben. Das entzündete Gewebe wird dann narbig ersetzt. Dieser Prozess wird als Karnifikation bezeichnet und ist mit einer bleibenden Einschränkung der Lungenfunktion verbunden. Eine Exazerbation der Lobärpneumonie ist die Einschmelzung zu einem Lungenabszess.
Eine Pleuritis ist eine häufige Begleiterkrankung der Lobärpneumonie. Sie klingt in der Regel mit der Lobärpneumonie ab. Durch eine hämatogene Aussaat von Erregern kann sich eine Meningitis und Endokarditis ausbilden.
Erregerspektrum
Die Lobärpneumonie wird bevorzugt durch eitererzeugende Erreger wie Streptococcus pneumoniae und Staphylococcus aureus ausgelöst.
Radiologie
Im Röntgen-Thorax zeigt sich eine Lobärpneumonie i.d.R. durch eine homogene Verschattung (Konsolidierung) mit positivem Bronchopneumogramm.
Klinische Bedeutung
Die Beschreibung klassischen Verlaufs einer Lobärpneumonie beruht auf pathologischen Studien, die größtenteils vor der Einführung der Therapie mit Antibiotika durchgeführt wurden. Aufgrund häufig frühzeitiger antibiotischer Therapie folgt der Verlauf von Pneumonien im klinischen Alltag nicht immer dem pathologischen Konzept der Lobärpneumonie. Dennoch ist die Kenntnis dieses Konzepts für das Verständnis des Krankheitsprozesses hilfreich.
Weblinks
[1] - Lobärpneumonie im HiPaKu der Universität Basel
siehe auch: Pneumonie, Bronchopneumonie
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