Laterale Sphinkterotomie
Synonyme: Laterale interne Sphinkterotomie, laterale Internus-Sphinkterotomie, LIS, Schließmuskeldurchtrennung, laterale Sphinkterotomie nach Parks
Englisch: lateral sphincterotomy
Definition
Die laterale Sphinkterotomie ist ein operatives Behandlungsverfahren der chronischen Analfissur, bei dem ein Teil des inneren Schließmuskels durchtrennt wird.
Hintergrund
Die primäre medikamentöse Behandlung der chronischen Analfissur besteht in der Gabe von glycerinnitrat- oder lokalanästhetikahaltigen Salben und einer Analgesie. Diese führt jedoch in etwa der Hälfte der Fälle zu keiner dauerhaften Heilung. Nach erfolglosen konservativen Therapieansätzen erfolgt die operative Sanierung.
Verfahren
Ziel der lateralen Sphinkterotomie ist die dauerhafte Senkung des bei einer Analfissur oft erhöhten Sphinktertonus, der die Durchblutung des Analkanals beeinträchtigt und eine Abheilung der Analfissur verhindert.
Präoperativ erfolgt zur Vorbereitung ein Einlauf 1 Stunde vor der geplanten Operation. Diese kann in Lokalanästhesie, Periduralanästhesie oder mittels Sattelblock erfolgen. Nachdem der Patient in Steinschnittlage (SSL) gelagert wurde, erfolgt die Öffnung des Analkanals mittels eines Rektalspreizers. Anschließend wird der Musculus sphincter ani internus links lateral (Position: 3 Uhr in Steinschnittlage) mit einer Adrenalin-Kochsalzlösung unterspritzt. Die laterale Inzision und Spaltung des distalen Drittels des inneren Analsphinkters erfolgt von der Linea anocutanea bis hin zur Linea dentata mit einer Länge von etwa 1,5 - 2 cm. Nach Blutstillung wird die entstandene kleine Hautinzision mittels resorbierbarem Fadenmaterial vernäht.
Die Sphinkterotomie-Kerbe ist anschließend mit dem Finger gut tastbar und auch endosonographisch gut zu erkennen.
Wird durch eine solche operative Beseitigung des Sphinkterspasmus die Durchblutung des Gewebes verbessert, kann die Reepithelisierung der Fissur beginnen.
Anwendung
Das Verfahren dient der operativen Behandlung einer chronischen Analfissur. Nach lateraler Sphinkterotomie des Musculus sphincter ani internus wird über Heilungsraten zwischen 89,5% und 100% nach 6–8 Wochen berichtet. Insbesondere im angloamerikanischen Raum gilt die laterale Sphinkterotomie deshalb als Goldstandard bei der Behandlung der chronischen Analfissur.
Das Verfahren geht jedoch mit relativ hohen Inkontinenzraten einher. Im Vergleich weist die Fissurektomie niedrigere Inkontinenzraten auf, weshalb die Schließmuskeldurchtrennung in Abwägung dieser Befunde in Deutschland nicht als Erstlinientherapie empfohlen wird.
In Einzelfällen kann der Eingriff jedoch nach Ausschöpfen aller anderen Behandlungsoptionen mit dem Patienten in Abwägung des Beschwerdebilds und des Inkontinenzrisikos diskutiert werden. Sehr zurückhaltend sollte die Indikationsstellung jedoch bei Patienten nach einer Geburt, bei erniedrigtem Schließmuskeldruck oder bei Zustand nach vorangegangener analer Operation gestellt werden, selbst bei Versagen anderer operativer Behandlungsmethoden.
Literatur
- Volker Schumpelick: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie, Band 3
- Hancke, Fissurexzision versus Fissurexzision und laterale interne Sphinkterotomie bei der chronischen Analfissur, 2009