Klauenbeinspitzennekrose (Rind)
Synonyme: KSN
Englisch: toe necrosis
Definition
Die Klauenbeinspitzennekrose, kurz KSN, ist eine am Klauenbein auftretende Nekrose infolge eines Klauenspitzengeschwürs beim Rind.
Epidemiologie
Klauenbeinspitzennekrosen kommen im Vergleich zu Wanddefekten bzw. Infektionen der weißen Linie (Weiße-Linie-Defekt) und Sohlengeschwüre deutlich seltener vor.
Ätiologie
Häufigster Auslöser einer Klauenbeinspitzennekrose ist das Dünnlaufen des Horns infolge einer dünnen Sohle. Neben stark abrasiven Böden können auch das Dünn- sowie Durchschneiden des Sohlenhorns bei unsachgemäßer Klauenpflege ursächlich sein. Bleibt die Erkrankung unerkannt, entwickelt sich häufig eine Klauenbeinspitzennekrose.
Die Krankheit wird durch eine chronische Rehenklaue begünstigt.
Pathogenese
Bei einer dünnen Sohle oder durch eine unsachgemäße Klauenpflege kommt es zu einem tiefliegenden Substanzdefekt, der neben der Haut auch die darunter liegenden Gewebeschichten umfasst. Zusätzlich entsteht durch die fehlende Polsterung eine druckbedingte Ischämie, die das Krankheitsgeschehen verkompliziert.
Da im Bereich der Klauenspitze die subkutane Schicht nur wenige (2 bis 3) Millimeter dünn ist, liegt die Lederhaut hier unmittelbar dem Klauenbein an. Aufgrund der beengten Verhältnisse können infektiöse Prozesse rasch von der Lederhaut auf das Klauenbein übergreifen und eine Knocheninfektion verursachen, die letztendlich in einer Klauenbeinspitzennekrose endet.
Klinik
Die Klauenbeinspitzennekrose geht mit einer mittelgradigen bis hochgradigen Lahmheit und einer deutlichen Schwellung im dorsalen Kronenbereich einher. Sind die Klauen an mehreren Extremitäten betroffen, zeigen die Tiere ein spießiges Gangbild oder bewegen sich überhaupt nicht mehr, haben größte Schwierigkeiten beim Aufstehen oder sind sogar festliegend.
Differenzialdiagnosen
- partielle Exungulation
- Klauenbeinfraktur
- Weiße-Linie-Defekt
- Klauenspitzengeschwür
Diagnose
Das klinische Bild ist typisch für die Erkrankung. Eine dorsale Schwellung in Kombination mit einem Klauenspitzengeschwür sind nahezu pathognomonisch für eine Klauenbeinspitzennekrose.
Für die Diagnosestellung ist die Klaue gründlich zu untersuchen. Mittels dünnem Sohlenschnitt werden die häufig kleinen Zusammenhangstrennungen im Sohlenhorn oder in der weißen Linie sichtbar. Bei der Zangenpalpation reagieren die Tiere mit deutlichen Abwehrzeichen. Zur Absicherung sollten Röntgenbilder der distalen Zehe dorsopalmarer bzw. dorsoplantarer Strahlengang sowie schräg-seitliche Aufnahmen) durchgeführt werden, bei denen die osteolytischen Veränderungen erkennbar sind.
Therapie
Die Klauenbeinspitzennekrose erfordert eine radikale Therapie, um das gesamte nekrotische Knochengewebe resezieren zu können. Sind mehr als die Hälfte des Klauenbeins osteolytisch, empfiehlt sich eine Amputation bzw. Exartikulation der Klaue.
Die Operation kann mithilfe verschiedener Gerätschaften und unterschiedlicher Methoden durchgeführt werden:
- Hammer, Meißel und scharfer Löffel
- Forstnerbohrer und scharfer Löffel
- Amputation mittels Ließ'scher Drahtsäge
- Amputation mithilfe einer Messerscheibe und Winkelschleifer
Nach der Resektion ist die Wunde gründlich mit steriler NaCl-Lösung zu spülen. Anschließend sollte ein antibiotisches Spray aufgebracht und eine Wundauflage sowie sterile Mullkompressen und ein Druckverband angelegt werden. Die Tiere sind postoperativ für 3 bis 5 Tage mit einer parenteralen Breitbandantibiose abzudecken.
Literatur
- A.Univ.-Prof. Dr. Johann Kofler Dipl. ECBHM. Skriptum - Orthopädische Erkrankungen & Orthopädische Operationen bei Wiederkäuern. Neu überarbeitet im Jänner 2015. Klinik für Wiederkäuer, Vetmeduni Wien.
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